Nachdem Professor Singh (Dieter Landuris) auf einer exotischen Insel ein unbekanntes Geschöpf entdeckt, packt er es kurzerhand in seinen Koffer, um es an Bord eines Passagierflugzeuges nach Deutschland zu schmuggeln und zuhause gründlich zu erforschen. Doch als es auf dem Flug zu Turbulenzen kommt, findet das Wesen seinen Weg aus dem Koffer und zu den Insassen. Schon bald fallen Crew und Passagiere dem blutrünstigen Monster zum Opfer – doch das ist nicht die einzige Gefahr, die sich an Bord befindet …
Nicht viel zu erzählen
Aus der Tatsache, dass die Inhaltsangabe eher knapp ausgefallen ist, kann der ein oder andere Leser wahrscheinlich schon ableiten, dass Monster on a Plane nicht so wahnsinnig viel zu erzählen hat. Der Film hat eine ziemlich normale Laufzeit von 89 Minuten, wirkt aber immer wieder wie ein schrecklich in die Länge gezogener Kurzfilm von vielleicht einer halben Stunde. Schon die ersten neunzig Sekunden verschwendet der Film damit, irgendwelche Namen auf der Leinwand zu präsentieren, die den meisten Zuschauern rein gar nichts sagen, sondern eher die Frage evozieren werden, ob es sich hier um eine narzisstische Zurschaustellung handelt oder ob tatsächlich ein Publikum unterhalten werden soll. Die meiste Zeit über passiert kaum etwas, Charaktere ergehen sich in irgendwelchen langweiligen Gesprächen, die nichts zu irgendetwas beitragen, und die paar gelungenen Splatterszenen reißen auch nichts mehr heraus. Die Vorbilder des Nicht-Füllmaterials sind nur allzu bekannt und überschatten hier ebenfalls einiges.
Einen Film zu machen, ist kein leichtes Unterfangen. Einen Film zu machen, der letzten Endes im Kino läuft, ist ungleich schwieriger. Als Hollywoodtürke im Kino lief, da ging für Murat Ünal sicher ein Traum in Erfüllung. So wie sich Regisseur Ezra Tsegaye über die Nachricht der Kinoauswertung von Monster on a Plane bestimmt sehr gefreut hat. Es ist eine Errungenschaft, die nicht kleinzureden ist. Sie kommt nur mit dem Nachteil daher, dass der Film sich dann auch als Kinofilm bewerten lassen muss. Bei Hollywoodtürke ist dieser Vertriebsweg noch halbwegs nachvollziehbar, hier allerdings leider der völlig falsche. Als Direct-to-DVD-Produkt wäre Monster on a Plane wahrscheinlich eine ganz passable Wahl für einen Trashfilm-Abend. Ein Kinobesuch kann hier jedoch nur Mitgliedern des Bekanntenkreises von Cast und Crew sowie absoluten Hardcore-Trashmovie-Fans empfohlen werden.
Drehbuch für die Tonne
In Monster on a Plane steckt einiges an Arbeit, insbesondere was das Organisatorische sowie das Design und die Anfertigung des Monsters angeht. Einer der großen tragischen Aspekte des deutschen Independentfilms ist es, dass sich viele der fraglos in bestimmten Bereichen talentierten Regisseure darauf versteifen, ihre eigenen Drehbücher zu inszenieren. Es soll hier nicht der Eindruck vermittelt werden, Monster on a Plane wäre optisch, inszenatorisch, schauspielerisch, kameratechnisch oder in sonst einer Hinsicht den Preis eines Kinotickets wert – das muss sowieso jeder mit sich selbst ausmachen. Aber all diese Punkte können mit dem offensichtlich stark begrenzten Budget wegerklärt werden. Unter Berücksichtigung dieser Situation können die Spezialeffekte und Animatronics auch vorbehaltlos gelobt werden.
Was sich unter keinen Umständen entschuldigen lässt, ist ein mangelhaftes Drehbuch. Förderanstalten und Produktionsfirmen verhelfen ja nicht deshalb so vielen Müllskripten zur Realisierung, weil sie es nicht besser wissen (obwohl niemandem ein Vorwurf gemacht werden kann, der dieser Einschätzung erliegt). Sie müssen einfach irgendwie ihre Existenz rechtfertigen und können ja auch nur aus dem auswählen, was ihnen angeboten wird. Dann kommt natürlich noch hinzu, dass im Produktionsprozess viel reingequatscht wird. Aber genau das gibt es im Independentbereich ja nicht. Aus irgendeinem Grund gibt es dennoch eine Resistenz dagegen, Ausschau nach guten Drehbüchern zu halten und jeder will immer nur sein eigenes Zeug verfilmen, auch wenn die Kompetenzen offensichtlich woanders liegen. Das kann man ja niemandem vorwerfen, schlecht finden darf mans trotzdem.
Viele offene Fragen
Für diese Besprechung wurde leider nur die deutsche Fassung von Monster on a Plane zur Verfügung gestellt. Das Original ist trotz deutschem Team auf Englisch gedreht worden. Vielleicht sind die Dialoge in dieser Version besser, wahrscheinlich aber nicht. Die Synchronisation als solche ist auch nicht immer passend. Manche der Darsteller scheinen sich auch nicht selbst nachvertont zu haben. David Brückner (Rapunzels Fluch 2 – Sie ist zurück) als Gastauftritt in den Cast zu quetschen war angesichts der anvisierten Zielgruppe sicher keine schlechte Idee. Was aber MC Fitti in dem Film zu suchen hat, außer einen halbwegs amüsanten Seitenhieb auf sich selbst abzugeben, weiß er vielleicht selbst nicht so genau. Micaela Schäfer befriedigt wie in Ach du Scheiße! den unerklärlichen Drang, oberkörperfreie Frauen in deutschen Horrorfilmen zu präsentieren, auch wenn das Budget in diesem Falle nicht ganz dafür gereicht hat, dass sie sich ihrer Nippelkleber entledigt.
OT: „Monster on a Plane“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Ezra Tsegaye
Drehbuch: Ezra Tsegaye
Musik: Simone Cilio, Rüdiger Gleisberg
Kamera: Kristina Scippling, Ezra Tsegaye
Besetzung: Eva Habermann, Robin Czerny, Philippe Brenninkmeyer, Dieter Landuris, Fred Aaron Blake, Anthony Straeger, Nicolás Artajo, Steven Preisner, Isabel Dornheim, Kim Kelly Braun, Ana Singer, Isa Rivar, David Brückner, MC Fitti, Micaela Schäfer
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