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© ZDF/Manuel Meinhardt

No Dogs Allowed

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„No Dogs Allowed“ // Deutschland-Start: 19. November 2024 (ZDF)

Inhalt / Kritik

Zwar hat es Gabo (Carlo Krammling) schon mit Beziehungen zu Gleichaltrigen versucht, Mädchen wie Jungs. So richtig glücklich war der 15-Jährige damit jedoch nicht. Vielmehr fühlt er sich zu deutlich Jüngeren hingezogen. Ganz besonders hat es ihm Sam (Sammy Schrein) angetan, der kleine Bruder seines besten Freunds Sebbo (Sean Douglas). Davon darf aber niemand etwas wissen: nicht Sam, nicht Sebbo, aber auch Gabos Mutter Susanne (Katharina Marie Schubert) und seine ältere Schwester Emi (Bineta Hansen) lässt er über seine Neigungen im Unklaren. Lediglich mit dem 40-jährigen Dave (Robin Sondermann), den er im Internet kennengelernt hat, kann er offen sprechen – schließlich ist er ebenfalls pädophil und trifft sich regelmäßig mit Jugendlichen …

Tabuthema Pädophilie

Eigentlich sollten Gesellschaften inzwischen so fortschrittlich sein, dass über jedes Thema gesprochen werden kann. Und doch gibt es welche, die noch immer tabuisiert sind. Ganz weit oben steht das der Pädophilie, wenn sich Erwachsene zu Jugendlichen oder gar Kindern hingezogen fühlen. Oder besser: Wenn über solche Menschen gesprochen wird, dann geht das automatisch mit einer Verurteilung einher. Selbst Leute mit liberalen Einstellungen fordern dann drakonische Strafen, lebenslange Verwahrung oder Schlimmeres. Entsprechend schwierig gestaltet es sich, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und entsprechend geneigte Männer und Frauen als mehr darzustellen als Monster. Umso lobenswerter ist der Ansatz von No Dogs Allowed, die Perspektive zu wechseln.

Natürlich hat es schon vorher vereinzelt Versuche gegeben, etwas differenzierter Betroffene darzustellen. Da war beispielsweise Kopfplatzen vor einigen, ein weiterer deutscher Film zu dem Thema. Während es dort aber ein erwachsener Mann ist, der zu seinem eigenen Entsetzen feststellt, dass er sich zu Kindern hingezogen fühlt, da ist bei dem ZDF-Fernsehfilm ein Jugendlicher. Bei No Dogs Allowed ist das Thema daher mit Coming-of-Age-Elementen verbunden. Wie andere Jugendliche auch ist Gabo noch damit beschäftigt, sich selbst zu finden und herauszufinden, wer er ist. Über weite Strecken gibt es daher viel Identifikationsfläche, wenn wir den Protagonisten in seinem Alltag sehen, beim Umgang mit seiner Familie, dem besten Freund. Er ist ein Jugendlicher wie viele andere auch.

Opfer und Täter zugleich

Wäre da nur nicht die Sache mit der Pädophilie. Natürlich geht Gabo dieser Neigung nicht nach, der Film belässt es bei einer Fantasie, schließlich soll er sympathisch bleiben und auf diese Weise das Publikum dazu bringen, sich in seine Lage zu versetzen. Weniger nuanciert ist dafür die Figur Dave, der schon mehr dem Bild des klassischen Kinderschänders entspricht. Er ist freundlich, charismatisch, gutaussehend, intelligent – aber auch ein Verführer ohne Unrechtsbewusstsein. Robin Sondermann, der dieses Jahr in Tatort: Pyramide und Polizeiruf 110: Diebe als aalglattes Arschloch glänzte, ist für diese Rolle eine gute Wahl. Zwar wäre mehr Ambivalenz bei der Figurenbeschreibung schön gewesen, ganz konsequent ist No Dogs Allowed da nicht. Aber es ist gut gespielt.

Überhaupt kann das Drama, das auf dem Tallinn Black Nights Film Festival 2024 Premiere hatte, auf ein starkes Ensemble zurückgreifen. Gerade Jungschauspieler Carlo Krammling ist eine echte Entdeckung und überzeugt in den ausgelassenen wie ernsten Momenten, durch die seine zutiefst verunsicherte Figur durch muss. No Dogs Allowed gelingt dabei der schwierige Balanceakt, einerseits Verständnis und Mitgefühl für den Protagonisten zu wecken, ohne dabei Missbrauch zu verharmlosen. Es ist schade, dass dem Publikum nicht vertraut wird, diesen Balanceakt mitzumachen, weshalb der Film ein wenig versteckt wurde. Der Sendetermin war nachts unter der Woche, auf hiesigen Filmfesten war das Werk ebenfalls nicht zu sehen. Das macht es aber nicht weniger sehenswert als Versuch, eine Krankheit zu beschreiben, bei der Menschen Opfer und Täter zugleich sein können.

Credits

OT: „No Dogs Allowed“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Steve Bache
Drehbuch: Stephan Kämpf
Musik: Andreas Pfeiffer
Kamera: Manuel Meinhardt
Besetzung: Carlo Krammling, Robin Sondermann, Katharina Marie Schubert, Sithembile Menck, Bineta Hansen, Sean Douglas, Sammy Schrein

Bilder

Filmfeste

Tallinn Black Nights Film Festival 2024

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No Dogs Allowed
fazit
„No Dogs Allowed“ nimmt sich des Tabuthemas Pädophilie an, wenn ein Jugendlicher entsprechende Neigungen in sich entdeckt und nicht weiß, wie er damit umgehen soll. Dem Drama gelingt auch dank des guten Ensembles der Balanceakt, einerseits Verständnis zu wecken, ohne dabei Kindesmissbrauch relativieren zu wollen.
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