Seit seiner Geburt lebt Basel Adra mit seiner Familie in Masafer Yatta, einer Region im Westjordanland. Seit 1967 befindet sich das Westjordanland unter illegaler Besatzung durch Israel. 1981 entschied ein israelisches Gericht, dass das Land geräumt und zu einem Übungsplatz für das israelische Militär umfunktioniert werden soll. Als Soldaten mit schweren Maschinen anrücken und beginnen, die Häuser von Basel, seiner Familie und seinen Freunden zu zerstören, fängt er an, die Zerstörung seiner Heimat zu filmen und online zu veröffentlichen. Unerwartete Unterstützung erhält er dabei durch den israelischen Aktivisten und Journalisten Yuval Abraham, mit dem er im Laufe der Zeit eine enge Freundschaft aufbaut.
Ein jahrzehntealter Konflikt
Seit der erneuten Eskalation des Konflikts zwischen Israel und der Hamas am 7. Oktober 2023 vergeht kaum ein Tag, an dem der Nahostkonflikt nicht in den internationalen Schlagzeilen auftaucht. No Other Land dokumentiert seit Sommer 2019 den friedlichen Widerstand der Menschen in der Region Masafer Yatta gegen ihre Zwangsräumung. Die gezeigten Szenen könnten jedoch auch eine Momentaufnahme eines beliebigen anderen Zeitpunkts der letzten 40 Jahre sein. Seit einem Gerichtsbeschluss 1981 versucht die israelische Armee, die Palästinenser aus ihrer Heimat zu vertreiben. Ihre Gebäude werden niedergerissen, ihre Autos beschlagnahmt, Familienmitglieder und Freunde misshandelt. Trotz allem sind sie nicht bereit, ihre Heimat zu verlassen. Seit Generationen leben sie in dieser kargen Region und sind entschlossen, ihr Leben nicht einfach aufzugeben und ihre Heimat hinter sich zu lassen. Zerstörte Hütten werden wieder aufgebaut, Straßen blockiert, und es wird friedlich demonstriert. Eine Sisyphosaufgabe – den Mitteln der israelischen Armee sind sie langfristig nicht gewachsen und ihrer Rücksichtslosigkeit schutzlos ausgeliefert.
Muss eine Dokumentation differenziert sein?
Wie so oft bei politischen Dokumentationen kann man sich die Frage stellen, inwiefern eine Dokumentation objektiv und differenziert sein muss. Einen allgemeinen Anspruch auf eine dual-perspektivische Berichterstattung gibt es nicht, und No Other Land verfolgt diesen auch nicht. Mit Yuvals Perspektive kommt zwar ein Israeli zu Wort, doch Yuval bezieht klar Stellung und solidarisiert sich mit Basel Adra und dessen Leidensgenossen. Eine differenzierte Betrachtung ist in diesem Fall jedoch auch nicht nötig. No Other Land erhebt nicht den Anspruch, den Nahostkonflikt zwischen Palästina und Israel in seiner Gesamtheit darzustellen oder gar zu analysieren. Es stellt lediglich im Stil des „Direct Cinema“ die aktuelle Situation der Menschen vor Ort dar, die unter der israelischen Besatzung täglich um ihre Existenz und ihre körperliche Unversehrtheit fürchten müssen. Kamera- und Handyaufnahmen von Basel und Yuval zeigen unverblümt die Willkür der israelischen Armee: den schonungslosen Abriss von Häusern und sogar Schulen, die Bedrohung durch militante israelische Siedler unter dem Schutz des Militärs und wie ein unbewaffneter Freund von Basel erschossen wird, als er verhindern will, dass ein Stromgenerator beschlagnahmt wird.
Eine Freundschaft, die Hoffnung gibt
Trotz allem steht im Mittelpunkt von No Other Land die Freundschaft zwischen Basel und Yuval. Eine Freundschaft zwischen einem Palästinenser und einem Israeli, die beide Ungerechtigkeit wahrnehmen und durch friedlichen Aktivismus versuchen, diese zu bekämpfen. Beide dokumentieren per Video und schreiben Artikel, um die Weltöffentlichkeit auf ihre Situation aufmerksam zu machen – eine Aufgabe, die sie trotz aller Rückschläge entschlossen fortführen.
OT: „No Other Land“
Land: Palästina, Norwegen
Jahr: 2024
Regie: Yuval Abraham, Basel Adra, Hamdan Ballal, Rachel Szor
Drehbuch: Yuval Abraham, Basel Adra, Hamdan Ballal, Rachel Szor
Musik: Julius Pollux, Bård Kjøge Rønning
Kamera: Rachel Szor
Berlinale 2024
Telluride Film Festival 2024
Toronto International Film Festival 2024
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