Eigentlich wollten Martina (Stefanie Stappenbeck) und Ralf (Andreas Pietschmann) nur ein wenig ausspannen, als sie gemeinsam an die französische Atlantikküste fahren. Schließlich kann das Paar, das gemeinsam ein Edelrestaurant in Köln betreibt, etwas Ruhe gut gebrauchen. Doch dann kommt es anders. Erst taucht da ein Unbekannter auf, der ein Foto von ihnen macht, was Ralf zum Ausrasten bringt. Als Letzterer am nächsten Morgen mit dem Boot losfährt, um frischen Fisch zu fangen, verschwindet er spurlos. Ist er womöglich auf dem Meer verunglückt und dabei ums Leben gekommen? Hat er sich aus dem Staub gemacht? Niemand kann Martina eine Antwort darauf geben. Zurück in Deutschland versucht sie zunächst, so weiter zu machen wie bisher. Aber das will ihr nicht gelingen, sie schafft es nicht, einen Schlussstrich zu ziehen, und weigert sich, den Tod ihres Mannes zu akzeptieren …
Zwischen Trauer und Paranoia
Es gibt kaum etwas Schlimmeres im Leben, als einen geliebten Menschen zu verlieren. Gleichzeitig handelt es sich um eine Erfahrung, welche die meisten von uns irgendwann einmal machen werden. Aus dem Grund ist das Thema auch ein dankbares für Filme, erzählt wird dann meistens, wie die Hauptfigur mit dem Verlust zu kämpfen hat und versuchen muss, trotz allem irgendwie weiterzumachen. Aktuell erzählt Marianengraben etwa, wie zwei grundverschiedene Leute mit ihrer Trauer umgehen und sich gegenseitig helfen. In The Ties That Bind Us geht es um eine Familie, die auf einmal ohne die Mutter auskommen muss und bei der es dadurch drunter und drüber geht. Zumindest streckenweise geht Ohne dich in eine ähnliche Richtung, wenn die Protagonistin auf einmal allein dasteht und nicht weiß, wie das gehen soll.
Während bei den beiden obigen Fällen aber klar ist, dass die Person gestorben ist, da bleibt das hier lange offen. Tatsächlich versucht die deutsche TV-Produktion, genau mit dieser Ungewissheit beim Publikum Spannung zu erzeugen. Was genau ist mit Ralf geschehen, als er aufs Meer hinausgefahren ist? Und hatte das etwas mit dem Fotografen am Vortag zu tun? Ohne dich streut zwischendurch aber auch noch einige Elemente ein, welche die Neugierde auf die Spitze treiben sollen. Da sind seltsame Telefonanrufe, bei denen sich niemand zu Wort meldet. Überhaupt wächst in Martina das Gefühl, dass da jemand ist, der sie beobachtet. Statt eines Trauerdramas, was bei dem Szenario durchaus möglich gewesen wäre, erwartet einen hier daher einen Thriller, der Mystery- und Paranoia-Elemente miteinander verbindet, wenn die Protagonistin immer mehr die Kontrolle über sich verliert.
Erst öde, später lächerlich
So etwas kann gut sein, viele Filme haben mit solchen Situationen gearbeitet. Die Zuschauer und Zuschauerinnen sollen rätseln, während die Geschichte nach und nach eskaliert. Nur dass Letzteres so gut wie gar nicht geschieht. Allgemein geschieht über weite Strecken nichts, das irgendwie erwähnenswert wäre. Regisseur Florian Baxmeyer (Der Auftrag, Harter Brocken: Die Kronzeugin) ist zwar schon darum bemüht, eine möglichst mysteriöse, teils unheilvolle Atmosphäre zu erzeugen. Manchmal gelingt ihm das. Es ist aber nicht genug, spätestens ab der Hälfte der Laufzeit macht sich Langeweile breit. Und selbst zum Schluss, wenn Ohne dich richtig aufdrehen will, entsteht daraus kein Nervenkitzel.
Dafür kann einem der Film dafür auf die Nerven gehen. Nicht nur, dass da mal wieder eine besonders aufdringliche Musik ertönt, eine weit verbreitete Unart im deutschen Fernsehen. Das Publikum erwartet zudem eine wenig appetitliche Mischung aus völligem Unsinn und unsagbarem Kitsch, bei dem es sich fragen darf, ob es nicht gerade veralbert wurde. Zumindest wäre es irgendwie zu hoffen, dass die Beteiligten wussten, was sie da gerade vorsetzen. So oder so ist Ohne dich weit davon entfernt, sehenswert zu sein. Er scheitert sowohl an dem Trauerthema wie auch an dem Genreteil. Ein Thriller, der gleichzeitig öde und idiotisch ist, das muss nun wirklich nicht sein.
OT: „Ohne dich“
Land: Deutschland
Jahr: 2014
Regie: Florian Baxmeyer
Drehbuch: Ulli Stephan
Musik: Enjott Schneider
Kamera: Arthur W. Ahrweiler
Besetzung: Stefanie Stappenbeck, Oliver Mommsen, Andreas Pietschmann, Renate Krößner, Stephan Grossmann, Elmira Rafizadeh, Jan Niklas Berg, Katja Danowski
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)