Es hätte ein ganz normaler Auftrag werden sollen für den finnische Sicherheitspolizisten Max Tanner (Jasper Pääkkönen) und seine schwedische Kollegin Sylvia Madsen (Nanna Blondell), die einer Spezialeinheit der Europäischen Union angehören. Doch als sie in das Haus eines Verdächtigen einsteigen, welches eigentlich leer stehen sollte, finden sie dort den Sohn vor und erschießen den Teenager im Getümmel. Während Sylvia sich nun einer internen Untersuchung stellen muss, erhält sie von Marie Leclair (Cathy Belton), Leiterin der Spezialeinheit, einen Sonderauftrag: Sie soll den französischen General Jean Morel (Zijad Gracic) bei dessen Besuch in Helsinki beschützen. Dabei ahnen sie nicht, dass bei dem geplanten Empfang von Terroristen ein Anschlag geplant ist …
Neuinterpretation eines Romans
Wenn Romane als Film oder Serie adaptiert werden, ist es keine Seltenheit, dass der Inhalt etwas umgeschrieben wird. Das kann mal aus Zeitgründen passieren, wenn die Vorlage zu umfangreich ist für eine Adaption. Manchmal geht es aber auch darum, den Stoff für ein zeitgenössisches Publikum aufzubereiten. Kürzlich wurde etwa bei The Day of the Jackal die aus dem Roman Der Schakal bekannte Geschichte in die Gegenwart versetzt und dabei kräftig umgeschrieben. Bei Operation Omerta nahm man das mit der Werkstreue auch nicht so genau. Zwar ist in diesem Fall die Vorlage gar nicht so alt: Der Roman Die Geiseln von Ilkka Remes stammt aus dem Jahr 2007. Dennoch ließ man es sich nicht nehmen, ein paar aktuellere Punkte einzubauen, darunter russische Trollfabriken und die Frage nach einer finnischen NATO-Mitgliedschaft – was sich inzwischen erledigt hat.
Die auch als Film veröffentlichte Miniserie nahm auch bei den Hauptfiguren Veränderungen vor. Eigentlich war der zugrundeliegende Roman der fünfte Band einer fortlaufenden Reihe um Timo Nortamo und Johanna Vahtera. Diese wurden nicht nur umbenannt. Auch beim Ablauf kam es zu Änderungen. Während sich Johanna in der literarischen Version unter die Geiseln mischt, ist sie hier nur unfreiwillig dabei. Ob es diese Änderungen gebraucht hätte, darüber kann man sich streiten. Gleiches gilt für den Prolog von Operation Omerta rund um den tödlichen Einsatz. Dieser wird zwar schon verwendet, um die Protagonistin zu beschreiben. Es ist aber auch nicht so, als wäre wirklich viel verlorengegangen, wenn der Part weggefallen wäre – zumal Sylvia bei der Geschichte so schlecht wegkommt, dass das mit dem Mitfiebern später erschwert wird.
Viel los, wenig Zeit und Tiefe
Das größere Problem ist aber, dass die finnische Serie viel zu viel in die gerade mal vier Folgen quetscht. Ständig geht es zu neuen Orten, werden neue Geschichten und Figuren eingeführt, während sich zwischendurch alles überschlägt. Operation Omerta will offensichtlich das Publikum überwältigen, diesem erst keine Möglichkeit geben, mal zur Ruhe zu kommen. Manchen wird das gefallen, wenn gerade im weiteren Verlauf ständig etwas geschieht. Es kann aber auch sehr anstrengend sein. Und unbefriedigend, wenn vieles nur gestreift wird, man oft gar nicht genau weiß, warum wer jetzt was tut. Die Motivationen sind recht dünn ausgearbeitet. Glaubwürdigkeit sollte man sowieso nicht erwarten. Schon die Art und Weise, wie bei dem Empfang alle überrumpelt werden, ist ein Armutszeugnis.
Wem Plausibilität oder interessante Figuren nicht so wichtig sind, sondern mehr Wert darauf legt, dass einiges passiert, kann es versuchen. Da sind nicht nur diverse Wendungen drin, wenn manches erst mit der Zeit aufgeklärt wird oder neue Enthüllungen folgen. Es gibt auch diverse Actionszenen. Diese können sich dabei durchaus sehen lassen. Sie stechen aber auch nicht wirklich hervor. Letzten Endes ist Operation Omerta eine recht durchschnittliche Serie, mit der man sich die Zeit vertreiben kann, zumal das alles recht schnell wieder vorbei ist – die vier Folgen sind zusammen nur rund zweieinhalb Stunden lang. Aber es ist auch nicht so, dass man trotz der diversen aktuellen Verweise wahnsinnig viel verpassen würde, dafür ist das hier doch zu sehr zusammengestückelt.
OT: „Omerta 6/12“
Land: Finnland
Jahr: 2022
Regie: Aku Louhimies
Drehbuch: Jari Olavi Rantala, Antti J. Jokinen, Mika Karttunen
Vorlage: Ilkka Remes
Musik: Lasse Enersen
Kamera: Mika Orasmaa
Besetzung: Jasper Pääkkönen, Nanna Blondell, Sverrir Gudnason, Cathy Belton, Nika Savolainen, Pertti Sveholm, Juhan Ulfsak, Zijad Gracic, Robert Enckell
Amazon (DVD „Operation Omerta“)
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