Ein Jahr ist es inzwischen her, dass Vanessa (Danielle Deadwyler) und Alex (Aldis Hodge) ihren Sohn bei einem Unfall verloren haben. Seither haben sich die zwei voneinander entfremdet, sie finden keinen Weg, gemeinsam mit ihren Schmerzen umzugehen. Vielleicht hilft ja ein Tapetenwechsel, so die Hoffnung. Doch als sie mit Alex’ Bruder Martel (Edwin Hodge) zu einem abgelegenen Haus an einem See zu fahren, werden sie von der Geschichte eingeholt. Vor allem Vanessa hat mit der Situation zu kämpfen, kann nicht einmal den Namen des Jungen in den Mund nehmen. Als sie beschließt, etwas in den anschließenden Wäldern spazieren zu gehen, macht sie eine eigenartige Erfahrung, sieht sie doch eine Doppelgängerin von sich. War dies eine bloße Halluzination, ausgelöst durch die psychische Belastung? Oder hat das etwas mit den Experimenten zu tun, die in einer nahegelegenen Einrichtung durchgeführt worden sein sollen?
Science-Fiction-Thriller mit Trendthema
Die hiesige Veröffentlichung von Parallel – Gefangen zwischen Welten war sicherlich gut getimt. Gerade erst war Aldis Hodge in der weltweit erfolgreichen Bestseller-Adaption Alex Cross zu sehen, bei der er als willensstarker Polizist einen brutalen Serienmörder jagt. Es wird sicherlich nicht der letzte Auftritt gewesen sein. Nun gibt es bereits den nächsten Titel mit dem US-Amerikaner, der von der Popularität der Parallelveröffentlichung profitieren könnte. Beim Film war er sogar mehr involviert als bei der obigen Serie. So übernahmen er und sein Bruder Edwin Hodge nicht nur die Hauptrollen in dem Science-Fiction-Thriller. Sie schrieben zudem am Drehbuch mit und waren auch als Produzenten tätig. Offensichtlich war den beiden die Geschichte also sehr wichtig.
Dabei stammt diese gar nicht von den Brüdern. Vielmehr stand ein chinesischer Film namens Parallel Forest Pate. Die meisten werden aber andere Vergleiche heranziehen, schließlich ist Parallel – Gefangen zwischen Welten ein weiteres Beispiel für die unzähligen Produktionen rund um Parallelwelten und Multiversen. Vor allem im Comic-Bereich gab es eine Zeit lang kein Entkommen vor dem Thema. Und dann wäre da noch Everything Everywhere All At Once, das 2023 zum großen Abräumer bei den Oscars wurde. Inzwischen ist der Hype wieder etwas am Abflauen, weshalb man sich natürlich fragen darf, ob es unbedingt einen weiteren Film gebraucht hat. Originell ist das sicher nicht, was hier aufgefahren wird, mehr als eine Fußnote ist das nicht.
Gefangen im Schmerz
Wobei Parallel – Gefangen zwischen Welten natürlich in eine etwas andere Richtung geht. Wo viele der größeren Filme den Sprung zwischen den Alternativversionen vor allem für Spektakel genutzt haben, da ist das hier deutlich ruhiger. Anstatt das Motiv zur bloßen Unterhaltung zu nutzen, bekommt das Publikum hier prinzipiell ein Trauerdrama rund um ein Paar, das an einem Schicksalsschlag zu zerbrechen droht. Tatsächlich hätte viel von dem, was Regisseur Kourosh Ahari (The Night – Es gibt keinen Ausweg) zu erzählen hat, auch ganz ohne Parallelwelt funktioniert. Auch wenn es der deutsche Titel impliziert, sind die beiden weniger in den Welten gefangen als vielmehr den eigenen Gefühlen, zwischen Trauer und Wut und ganz viel Ohnmacht.
Wobei der Film auch moralische Fragen aufwirft, wenn es darum geht, wie weit ein Paar in seinem Schmerz gehen darf. Aber auch: Habe ich eine Verantwortung gegenüber anderen Versionen meiner selbst? Das erinnert ein wenig an Parallel vor zwei Jahren, das nicht nur einen sehr ähnlichen Titel hatte, sondern ebenfalls davon erzählte, wie man von Alternativfassungen profitieren kann. Sehr weit verfolgt Parallel – Gefangen zwischen Welten dieses Thema aber nicht. Am Ende geht es dann doch mehr darum, wie zwei Menschen mit einer unmenschlichen Situation umgehen und ob es einen Ausweg aus dem Gefängnis gibt, in das sich die beiden begeben haben. Das ist zumindest an manchen Stellen bewegend, sofern man sich auf das dialoglastige Drama einlassen kann.
OT: „Parallel“
Land: USA
Jahr: 2024
Regie: Kourosh Ahari
Drehbuch: Edwin Hodge, Aldis Hodge, Jonathan Keasey
Musik: Josh Atchley, Denise Santos
Kamera: Pip White
Besetzung: Danielle Deadwyler, Aldis Hodge, Edwin Hodge
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