Searching for the 5th Direction

Es dürfte bei Filmen kaum einen Bereich geben, der sich mehr für experimentelles Arbeiten anbietet, als der animierte Kurzfilm. Dort kannst du mehr oder weniger alles machen, was deine Fantasie hergibt, zumindest im Rahmen dessen, was das Budget ermöglicht. Das Ergebnis kann faszinierend sein, wenn du an keinerlei Gesetze mehr gebunden bist und auch nicht mehr narrativ arbeiten musst. Es kann aber auch anstrengend sein, wenn die Identifikationsfläche verschwindet und kaum noch etwas da ist, das einen Zugang gewährt. Ein solches Beispiel ist Searching for the 5th Direction, bei dem eine namenlose Figur durch die Gegend läuft, wir alles durch ihre Perspektive sehen. Da liegen Objekte herum, alles sieht aus, als würde es verfallen. Wo wir sind, was wir da tun, nichts wird erklärt, auch weil Regisseur und Drehbuchautor Matthias Schüpbach auf jegliche Dialoge verzichtet.

Natürlich kann man die offizielle Angabe zum „Inhalt“ lesen, bei denen von Selbstsuche und Erinnerungen die Rede ist. Aber das hilft auch nicht wirklich weiter. Da war beispielsweise Haunted House kürzlich, ein weiterer animierter, experimenteller Kurzfilm rund um das Nachspüren und Erinnern, interessanter. Dort waren die Fragmente zumindest noch mit visuellen Verfremdungen und Voice-overs verbunden, die für etwas Abwechslung sorgten. Das soll nicht heißen, dass bei Searching for the 5th Direction nichts geschieht. Dann und wann gibt es in diesen sieben Minuten schon noch Aufnahmen, die einen kurz gefangen nehmen. Aber es sind Spielereien, die letztendlich nicht so wirklich in Erinnerung bleiben. Der Mini, der 2023 in Locarno Premiere hatte, ist einer dieser typischen Festivalbeiträge, die zu gewollt kunstvoll und anspruchsvoll sind.