Shepherds Bergers
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Shepherds

Shepherds Bergers
„Shepherds“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Mathyas (Félix-Antoine Duval) hat genug von seinem Job in der Werbeagentur. Dem Nervenzusammenbruch nahe, will er nur noch weg, alles hinter sich lassen, etwas Neues sehen und erleben. Also tritt er die Flucht nach vorne an, verlässt seine Heimat Kanada, um in Frankreich sein Glück zu suchen. Er weiß auch schon, was er dort tun will. Sein Traum ist es, als Schafhirte von vorne anzufangen. Bei der lokalen Bevölkerung trifft er dabei auf wenig Verständnis. Es nimmt ihn auch niemand richtig ernst. Aber Mathyas lässt sich davon nicht abhalten, ebenso wenig von der fehlenden Arbeitserlaubnis. Er ist fest entschlossen weiterzumachen. Dabei lernt er auch die Beamtin Élise (Solène Rigot) kennen, die seinen Fall bearbeitet und ihm bald auch privat näherkommt …

Das Glück in der Provinz

Es gehört zu den immer wieder gern verwendeten Szenarien in Filmen: Ein Großstadtmensch zieht es in die Provinz. Manchmal geht es darum, dass jemand enttäuscht in die Heimat zurückkehrt. Oft ist es eher unfreiwillig, etwa bei beruflichen Veränderungen oder weil einen eine Panne dazu zwingt, irgendwo Halt zu machen. Doch gleich, was die Hauptfigur nun dazu veranlasst hat, die Zeit in der ländlichen Gegend bedeutet, der Aufenthalt ist mir einer persönlichen Entwicklung verbunden. Der Protagonist bzw. die Protagonistin lernt wichtige Lektionen, über sich, das Leben, darüber, worauf es ankommt. Oft steht am Ende die Entscheidung, gleich ganz dort zu bleiben. Zum Teil zumindest folgt auch Shepherds diesen Pfaden, wenn Mathyas das französische Landleben kennenlernt und dabei existenzielle Erfahrungen macht.

Der Unterschied: Während bei den übrigen Filmen der Umzug meist durch äußere Umstände bedingt ist, will der Kanadier hier wirklich aufs Land, weil er sich erhofft, hier wieder Frieden und Erfüllung zu finden. Shepherds ist damit eher eine Aussteigergeschichte und erinnert an die vielen Leute, die oft mit einer größeren Portion Naivität irgendwelchen Wunschvorstellungen hinterherlaufen. Tatsächlich machte Mathyas Lefebure, der auch an dem Drehbuch mitgeschrieben hat, in dem zugrundeliegenden, semi-autobiografischen Roman D’où viens tu, berger? klar: So toll ist das alles nicht. Das Leben in der Landwirtschaft ist hart. Der Ton ist rau, der Protagonist muss sich einiges anhören. Die idyllische Gegend, die auf Bildern viel Lust macht, sie ist aus der Nähe nicht so erstrebenswert, wie man das aus der Distanz meinen würde.

Fantastische Aufnahmen

Regisseurin und Co-Autor Sophie Deraspe (Antigone) hat auch kein Problem damit, die Unzulänglichkeiten von Mathyas aufzuzeigen. Er ist charmant, optimistisch, freundlich. Das macht ihn aber nicht zu einem guten Hirten. Natürlich lernt er schon dazu im Laufe des Films, wächst langsam in seine Rolle hinein. Shepherds lässt dabei aber keinen Zweifel daran, dass der Kanadier ein Fremdkörper ist – in mehr als einer Hinsicht. Der Film ist dann auch überwiegend mit ihm beschäftigt, die landwirtschaftliche Arbeit wird zum Hintergrund. Angeschnittene Themen etwa zu den heutigen Herausforderungen, die dieser Beruf mit sich bringt, werden nicht konsequent verfolgt. Wo Werke wie Das Land meines Vaters speziell die Nöte und Sorgen von Menschen aufzeigten, die in diesem Bereich tätig sind, da ist das hier nur ein Randaspekt.

Das heißt aber nicht, dass man hier nichts zu sagen hätte, sowohl zu dem Beruf wie auch universellen Themen. Und natürlich hat das Drama, das auf dem Toronto International Film Festival 2024 Weltpremiere hatte, eine ganze Menge zu zeigen. Da sind die unglaublichen Landschaften, zwischen karg und kräftig schwanken, die Deraspe in Szene zu setzen versteht. Gerade auch zum Ende hin sind da fantastische Aufnahmen. Aber auch schauspielerisch bleibt Shepherds in Erinnerung. Félix-Antoine Duval, der 2020 mit Saint-Narcisse auf sich aufmerksam machte, überzeugt auch in der Rolle des ruhigen Träumers, der sich in verschiedenen Episoden durch das Leben kämpft, immer auf der Suche nach einem Sinn und einer Berufung, von der nicht klar ist, ob es sie in den Weiten der französischen Provinz zu finden ist.

Credits

OT: „Bergers“
Land: Kanada, Frankreich
Jahr: 2024
Regie: Sophie Deraspe
Drehbuch: Sophie Deraspe, Mathyas Lefebure
Vorlage: Mathyas Lefebure
Musik: Philippe Brault
Kamera: Vincent Gonneville
Besetzung: Félix-Antoine Duval, Solène Rigot, Bruno Raffaelli, Michel Benizri

Bilder

Trailer

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Shepherds
fazit
In „Shepherds“ verschlägt es einen kanadischen Werbefachmann nach Frankreich, wo er als Schafhirte neu anfangen will. Auch wenn sich der auf einem semi-autobiografischen Roman basierende Film mehr mit der Figur als mit dem Beruf auseinandersetzt, ist er sehenswert – auch wegen der rauen Landschaften.
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