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© SWR/Benoît Linder

Tatort: Lass sie gehen

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„Tatort: Lass sie gehen“ // Deutschland-Start: 17. November 2024 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Eigentlich hatte für Hanna Riedle (Mia Rainprechter) ein neues Leben angefangen. Alles hatte sie hinter sich gelassen: den Verlobten, die Familie, das Dorf, in dem sie aufgewachsen ist. Doch nun ist es vorbei, jemand hat die junge Frau erwürgt und einfach im Gebüsch liegen gelassen. Aber wer? Und aus welchem Grund? Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) gehen der Sache nach und sprechen vor allem mit den Menschen aus ihrer alten Heimat. Dabei haben Hannas Vater Hannes (Moritz Führmann) und ihre Mutter Luise (Julika Jenkins) besonders schwer an dem Verlust zu tragen, zumal sie sich im Streit von ihrer Tochter getrennt haben. Aber auch zu anderen Menschen im Dorf war das Verhältnis schwierig …

Krimi als Nebenprodukt

Es gehört zum Konzept vom Tatort dazu, dass ständig Teams gewechselt werden. Aber auch inhaltlich und erzählerisch gibt es bei der deutschen Krimireihe andauernd etwas Neues. Unter Feuer war beispielsweise ein recht klassischer, geradliniger Genrevertreter, der mit einem rätselhaften Schusswechsel bei einer Verkehrskontrolle beginnt. Die Woche drauf zeigte man sich bei Borowski und das ewige Meer besonders ambitioniert, wenn das Thema Ökologie mit Science-Fiction-Elementen verbunden wurde. Nun steht mit Lass sie gehen ein neuer Film an, die wieder in eine ganz andere Richtung geht und der beim Publikum ebenfalls für geteilte Meinungen sorgen dürfte. Zumindest bei den Kritiken war der 1280. Teil des ARD-Dauerbrenners sehr gemischt aufgenommen worden.

Dabei fängt der Film eigentlich ziemlich gewöhnlich an. Wie so oft geht alles mit dem Fund einer Leiche los, dieses Mal eben von einer jungen Frau, die ermordet wurde. Anschließend wird fleißig ermittelt, die Polizei versucht herauszufinden, wer die Tat begangen hat. Das Publikum daheim vor den Fernsehern darf es dieser gleichtun und kräftig spekulieren. Theoretisch gibt es in Tatort: Lass sie gehen auch mehrere Leute, die in Frage kommen. Theoretisch. Praktisch ist da aber niemand dabei, bei dem es einigermaßen plausibel wäre. Und tatsächlich kommt die Lösung so abrupt und frei von jeglicher Erklärung, dass man den Eindruck hat, Drehbuchautor Norbert Baumgarten habe die Auflösung nur der vertraglichen Klausel wegen eingebaut, nicht weil er sich darum geschert hätte. Man hätte den Schluss sogar weglassen können, ohne dass es die Geschichte beeinflusst hätte.

Starkes Trauerdrama, mäßiger Rest

Stattdessen interessiert sich Baumgarten, wie schon bei seinen früheren Fernsehfilmen Sag mir nichts und Gesicht der Erinnerung, für komplizierte zwischenmenschliche Verhältnisse. Im ersten Fall ging es um eine neue Beziehung, die keine sein durfte, im zweiten um eine Frau, die nie über den Tod ihres Partners hinweggekommen ist. An den zweiten Punkt knüpft dann Tatort: Lass sie gehen an, wenn der Film über weite Strecken ein Trauerdrama ist. Da sind einige starke Szenen dabei. Vor allem Moritz Führmann (Ich bin Dagobert) und Julika Jenkins (Wäldern: Das verschwundene Mädchen) haben einige sehr starke Szenen, welche auf ungewöhnliche Weise den Schmerz der Eltern in Bilder packen. Worte braucht es dabei nicht, den Zuschauern und Zuschauerinnen darf es auch ohne das eiskalt den Rücken hinunterlaufen.

Hätte man sich auf diesen Aspekt konzentriert, Tatort: Lass sie gehen hätte einer der besten deutschen Fernsehfilme der letzten Wochen und Monate werden können. Nur ist das hier eben kein Trauerdrama, sondern ein Krimi. Und als solcher ist der Film kaum erwähnenswert. Da ist nicht nur das besagte Finale, was nicht mehr als dreistes Wergwerfprodukt ist. Auch die Darstellung des Dorfs lässt zu wünschen übrig. Auf der einen Seite sorgt man mit dem starken Dialekt, der manchmal Untertitel wünschenswert macht, zwar für lokales Flair. Die Menschen sind aber sehr langweilig und eintönig dargestellt, man hat dadurch gar nicht das Gefühl, dass das hier ein tatsächliches Dorf ist und kein bloßes Drehbuchkonstrukt. Das ist schade, durch den Mix aus sehr guten und schlechten Elementen bleibt am Ende nur ein durchschnittlicher Teil übrig, den man nicht gesehen haben muss.

Credits

OT: „Tatort: Lass sie gehen“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Andreas Kleinert
Drehbuch: Norbert Baumgarten
Musik: Daniel Michael Kaiser
Kamera: Michael Merkel
Besetzung: Richy Müller, Felix Klare, Jürgen Hartmann, Moritz Führmann, Julika Jenkins, Irene Böhm, Timocin Ziegler, Michael Sideris, Sebastian Fritz

Bilder

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fazit
„Tatort: Lass sie gehen“ führt in ein kleines Dorf, nachdem eine frühere jüngere Bewohnerin ermordet wurde. Als Trauerdrama ist der Film sehr stark, findet ungewöhnliche Bilder für den Schmerz. Als Krimi ist das jedoch ein bloßes Wegwerfprodukt, auch die Darstellung des Dorfs lässt zu wünschen übrig.
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