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Als der Haustechniker Malik Zeman (Mehdi Salim) tot vor dem Eroscenter gefunden wird, steht schnell fest, dass ihn jemand ermordet haben muss. Nur wer? Und aus welchem Grund? Klar ist nur, dass er aus der siebten Etage gestürzt sein muss, wo noch das Fenster offensteht. Als sich die Hauptkommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) dort umsehen, finden sie neben einem Friseursalon und einem Nagelstudio vor allem Zimmer, in denen Frauen ihre Dienste und ihren Körper verkaufen. Unter anderem gehen dort Jasmin Backes (Antonia Bill), Tani Schiller (Maddy Forst) und Cosima Adam (Senita Huskić) ihrer Arbeit nach. Nach außen hin verkaufen sich die Kolleginnen als eingeschworene Gruppe. Doch hinter der Fassade geht es hoch her – und es wird nicht bei einer Leiche bleiben …
Opfer der Prostituion
Beim Tatort gab es zuletzt wieder die unterschiedlichsten Interpretationen des Krimigenres zu sehen. Recht spannend war Unter Feuer, das mit einer tödlichen Verkehrskontrolle beginnt und anschließend Abgründe bei der Polizei offenbart. Gewöhnungsbedürftig ging es anschließend in Borowski und das ewige Meer weiter, das unerwartet Science-Fiction-Elemente einbaute. Zuletzt sezierte Lass sie gehen eine von Trauer geplagte Familie, die nicht wusste wohin mit dem Schmerz. Mit Siebte Etage steht nun der nächste Teil an. Dieses Mal geht es vergleichsweise klassisch zu, wenn zu Beginn die Leiche eines Mannes entdeckt wird und im Anschluss anderthalb Stunden lang ermittelt wird, wer denn diesen Mord begangen haben könnte.
Der 1281. Film des ARD-Dauerbrenners ist dabei einer dieser Milieu-Krimis, die sich innerhalb eines fest umgrenzten Umfelds bewegen und das näher beleuchten wollen. Wenn es dabei um Prostitution geht, liegt es auf der Hand, dass dann auch ein gesellschaftlicher Aspekt eine Rolle spielt. Tatsächlich ist Tatort: Siebte Etage darum bemüht, die Frauen als Opfer zu charakterisieren. Zwar treten sie selbstbewusst auf, als selbstbestimmte Verführerinnen. Sie sind auch nicht auf den Mund gefallen, regelmäßig werfen sie sich Beleidigungen an den Kopf. Und doch wirken sie selten souverän, wenn sie mit irgendwelchen Problemen zu kämpfen haben. Und von denen gibt es eine Menge. Beispielsweise erfahren wir von Cosima, dass sie sich gern um ihre Kinder kümmern würde, aber dafür Hilfe braucht und zudem ständig lügen muss.
Mal stark, mal plump
Der Film war sicherlich gut gemeint. Hin und wieder sind da auch Szenen dabei, die Eindruck hinterlassen. Was bei Tatort: Siebte Etage beispielsweise funktioniert, ist die Darstellung einer Entfremdung. Das macht sich gerade im späteren Verlauf bezahlt, wenn es darum geht aufzuzeigen, wer hinter den Morden steckt und warum das alles geschehen ist. Der Film versucht sich dann zeitweise auch als Thriller, bei dem nicht mehr die Aufklärung an oberster Stelle steht, sondern das Verhindern weiterer Verbrechen. Auch wenn man sich darüber streiten kann, ob das Ergebnis glaubwürdig ist, sind da doch beeindruckende Passagen dabei, die sowohl die Absurdität der Situationen, die innerliche Abstumpfung und den Schmerz verdeutlichen, sich nicht mehr selbst zu gehören.
Was jedoch gar nicht funktioniert, sind die Momente, in denen der Film zu einem reinen Belehrungsfernsehen wird. Da gibt es dann plumpe Dialoge, in denen irgendwelche Statistiken auftauchen, als wäre es das Natürlichste auf der Welt. Noch schlimmer ist aber, wenn die Figuren mit ganz ernster Mimik in die Kamera blicken und in nicht enden wollenden Dialogen alles so kommentieren, damit das Publikum auch ja versteht, was die Absicht hinter dem Krimi ist. Das hätte es in der Form nun wirklich nicht gebraucht, es ist geradezu beleidigend, wie die Zuschauer und Zuschauerinnen zum gewünschten Ergebnis geprügelt werden sollen. So gut die Absicht hinter Tatort: Siebte Etage war, so wichtig einige Denkansätze sind: Der neue Teil gehört zu den schwächsten in der aktuellen Saison.
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