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Es hätte eine ganz normale Verkehrskontrolle auf der Landstraße werden sollen, so wie sie immer stattfinden. Doch plötzlich fallen Schüsse, ein Polizist stirbt noch am Einsatzort, ein zweiter wird lebensgefährlich verletzt. Die Kolleginnen Anna Stade (Paula Kroh) und Leila Demiray (Aybi Era) ergreifen daraufhin die Flucht, anstatt den anderen zu helfen. Wie konnte es zu diesem Vorfall kommen? Karin Gorniak (Karin Hanczewski), Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) und Peter Michael Schnabel (Martin Brambach) wollen diese Frage klären. Die Ermittlungen führen sie dabei zu der Wache, in der Winklers Bruder früher selbst arbeitete, bis er bei einem Einsatz getötet wurde. Aber auch eine andere Geschichte kommt wieder hoch, gibt es da doch eine Einbruchsserie, die nie aufgeklärt werden konnte …
Klassische Spannung
In der aktuellen Saison ist beim Tatort irgendwie alles möglich. Mal folgen wir in Es grünt so grün, wenn Frankfurts Berge blüh’n einem Psychologen, der zum Mörder wurde und immer kurz vorm Zusammenbruch steht. Mal stand in Murot und das 1000-jährige Reich eine Zeitreise in die 1940er an, wenn ein hessisches Dorf im Mittelpunkt einer kriegsentscheidenden Nachricht steht. Nur eines wollte den Teams bislang nicht wirklich gelingen: klassische Spannung. Dein gutes Recht versuchte das zuletzt zwar, als es um den mysteriösen Mord an einem Anwalt ging sowie eine interne Ermittlung. Letzten Endes war die Geschichte aber nur komplex erzählt, sie selbst taugte nicht viel. Mit Unter Feuer kommt nun aber ein Film, der tatsächlich mal diesen Anspruch erfüllt und längere Zeit fesseln kann.
Dabei handelt der 1278. Teil des ARD-Dauerbrenners wie schon der direkte Vorgänger von internen Geschichten bei der Polizei. Zwar gibt es auch hier zu Beginn eine Leiche und die Frage nach der Tatperson, das Publikum soll rätseln, wer da in dem Auto saß. Doch mit der Zeit wird deutlich, dass die Sache etwas komplizierter ist. Tatort: Unter Feuer handelt mal wieder davon, dass da in der Polizei etwas nicht ganz stimmt, wenn sich eine Reihe von Männern und Frauen fragwürdig verhalten. Das ist dann grundsätzlich zwar nicht sehr originell. Wo andere Filme der Reihe zuletzt experimentierten, sei es inhaltlich, strukturell oder inszenatorisch, da ist das hier ein ganz klassischer Beitrag, der von der Ungewissheit lebt. Wem kann man hier noch trauen? Was, wenn es innerhalb der Gesetzeshüter Verbrecher gibt?
Gut gespielt, aber wenig einfallsreich
Da gibt es viele Verdächtigungen, gerade auch gegenüber den Alteingesessenen, bei denen nicht klar ist, ob sie etwas vertuschen. Und natürlich spielt Loyalität eine Rolle, wie immer, wenn die ermittelnde Polizei Kollegen und Kolleginnen verdächtigt. Das ist gut gespielt, besonders ein aufbrausend auftretender Andreas Lust als Revierleiter Jens Riebold sowie Uwe Preuss, der Winklers Vater spielt, bleiben in Erinnerung. Das ist auch deshalb wichtig, weil es in Tatort: Unter Feuer nicht nur um Gewalt und Korruption geht, sondern auch um schwierige Verhältnisse. Dass eine der Ermittlerinnen direkt verwickelt wird, ist zwar nicht ideal, das wird in deutschen Krimis viel zu oft gemacht, ebenso das mit den traurigen Vorgeschichten. Hier passt das aber besser, als es sonst meist der Fall ist.
Regisseur Jano Ben Chaabane gelingt es dabei ganz gut, Spannung zu erzeugen. Diese ist sowohl durch die steigende Paranoia bedingt, wenn das eigene Umfeld brutale Mörder sein könnten, wie auch durch einzelne Szenen, in denen eine wirkliche Lebensgefahr besteht. Selbst wenn man sich hier inhaltlich nicht gerade verausgabt hat und man sich im Anschluss eher nicht an die Geschichte erinnern wird, ist das Ganze doch unterhaltsam genug, um wieder einen Sonntagabend vor dem Fernseher zu rechtfertigen. Wem die letzten Filme zu versponnen oder zu träge waren, kann daher mal einen Blick auf das düstere Tatort: Unter Feuer riskieren, bei dem mit der Zeit immer mehr Nerven blank liegen.
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