Schon länger läuft es bei Celine (Dasha Nekrasova) und Jay (Peter Vack) nicht mehr so rund. Vor allem im Bett tut sich nichts mehr, seit Ewigkeiten hatten die beiden keinen Sex mehr. Als auch noch die Corona-Pandemie ausbricht und die beiden gezwungen sind, sehr viel Zeit miteinander zu verbringen, will Celine diesen Anlass nutzen, um einen Film zu drehen und ihr Leben in der Ausnahmesituation festzuhalten. Jay ist jedoch misstrauisch, befürchtet er doch, dass er in dem Werk schlecht wegkommen könnte und zu einseitig beschrieben wird. Also beschließt er, seine eigene Version zu produzieren und platziert versteckte Kameras in ihrer Wohnung – was das Zusammenleben nicht unbedingt einfacher macht …
Beziehungsstress trifft Corona
Kaum ein Ereignis hat in den letzten Jahrzehnten die Menschen weltweit derart bewegt wie die Corona-Pandemie. Schließlich waren wir alle von dieser betroffen, die einen mehr, die anderen weniger. Kein Wunder also, dass so viele Filme zu diesem Thema gedreht oder zumindest von dieser Zeit inspiriert wurden. Inzwischen wollen die meisten zwar nichts mehr davon hören, zu viele andere Krisen haben die Pandemie verdrängt. Und doch finden sich immer mal wieder neue Titel, die in irgendeiner Form daran anschließen und uns an die damalige Zeit erinnern. Neuestes Beispiel hierfür ist The Code, das auf dem Fantasia Film Festival 2024 Weltpremiere hatte und von der nicht immer einfachen Beziehung zweier Menschen in dieser Phase erzählt.
Originell ist das natürlich nicht, viele andere Filme haben das bereits vorher getan. Kürzlich erschien etwa das Drama Auf die Freude, bei dem sich zwei während des Lockdowns näherkommen und das von einer turbulenten Lage erzählt. Auch Together arbeitete mit einem solchen Szenario, wenn die Geschichte eines kriselnden Paares mit einem Porträt der damaligen Zeit verbunden wird. Und doch wäre es nicht fair, The Code nur auf diesen Aspekt zu reduzieren. So geht es Regisseur und Drehbuchautor Eugene Kotlyarenko nur bedingt um die konkrete Corona-Misere, die zu einer großen Prüfung wurde. Das neueste Werk des ukrainisch-US-amerikanischen Filmemachers ist sehr viel kleiner und intimer und gleichzeitig größer angelegt.
Zwischen amüsant und ermüdend
So hat er ein Paar entworfen, bei dem man nie genau sagen kann, ob man es bemitleiden oder auslachen sollte. Immer wieder gerät dieses in peinliche Situationen, die zwei machen sich und einander das Leben schwer. Verbunden wird dies aber mit größeren gesellschaftlichen Themen. Gerade die ständige Selbstinszenierung im Internet und ein allgegenwärtiger Voyeurismus werden auf die Schippe genommen und hinterfragt. Kotlyarenko nutzt dafür das beliebte Stilmittel einer visuellen Fragmentierung, wenn wir regelmäßig wie in Found-Footage-Filmen durch Kameras blicken oder auch Handybildschirme groß gezeigt werden. The Code springt da ständig hin und her, die Ruhephasen sind rar gesät, inhaltlich wie inszenatorisch.
Teilweise ist das sehr lustig, gerade wenn der Film in eine absurde, fast schon surreale Richtung geht – und sei es durch die seltsamen Menschen, denen wir begegnen. Teilweise ist es aber auch ermüdend. Obwohl The Code eigentlich nicht wahnsinnig lang ist, nur knapp 100 Minuten, kommt es im Mittelteil doch zu etwas zähen Passagen. Insgesamt ist die Komödie aber schon sympathisch, sofern man diese Mischung aus Alltagsdiagnose uns Skurrilität mag. Auch das Zusammenspiel von Peter Vack (Camgirl – Wahnsinnige Begierde) und Dasha Nekrasova (The Beast) funktioniert gut, wenn sie sich in einen Trip stürzen und dabei keine Hemmungen haben, auch mal eine hässliche bis erbärmliche Seite von sich zu zeigen. Viel lernen wird man dabei eher nicht. Aber das Nebeneinander von Spezifischem und Universellem ist stimmig.
OT: „The Code“
Land: USA
Jahr: 2024
Regie: Eugene Kotlyarenko
Drehbuch: Eugene Kotlyarenko
Musik: Dylan Brady
Kamera: Barton Cortright
Besetzung: Peter Vack, Dasha Nekrasova, Ivy Wolk, Vishwam Velandy
Fantasia Film Festival 2024
Transit Filmfest 2024
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