The Convert
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The Convert

„The Convert“ // Deutschland-Start: 21. November 2024 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Als der Brite Thomas Munro (Guy Pearce) 1830 nach Neuseeland reist, dann um dort als Missionar den christlichen Glauben zu etablieren. Doch noch bevor er mit seiner Arbeit beginnen kann, gerät er zwischen die Fronten zweier rivalisierender Maori-Stämme. Zwar kann er dabei das Leben von Rangimai (Tioreore Ngatai-Melbourne) retten, der Tochter eines Häuptlings. Ihr Mann wird dabei jedoch ermordet. Auch anschließend ist sein Aufenthalt von Krisen und Konflikten geprägt, nicht zuletzt, weil die weiße Bevölkerung auf die einheimische herabblickt. Der ehemalige Soldat versucht daraufhin, sie mit den modernen westlichen Waffen bekannt zu machen – eine Fähigkeit, die sie später noch sehr gut gebrauchen können …

Zurück zu den Wurzeln

Eine Zeit lang war der neuseeländische Regisseur Lee Tamahori in den USA richtig gefragt. Unter anderem inszenierte er die Bestsellerverfilmung Im Netz der Spinne und James Bond 007: Stirb an einem anderen Tag, das 2002 einen neuen Kassenrekord für das langlebige Franchise aufstellte. Inzwischen hat er sich aber von Hollywood verabschiedet, dreht allgemein nur noch sporadisch etwas Neues. Zuletzt war 2016 das Drama Mahana – Eine Maori-Saga erschienen, bei dem er von einem Generationenkonflikt und zwei konkurrierenden Schafscherer-Familien in den 1960ern erzählte. Nun gibt es mit The Convert ein neues Werk des Filmemachers. Erneut setzt er sich in diesem mit seinem kulturellen Erbe und seiner Heimat auseinander.

Während er bei seinem letzten Film aber ausschließlich innerhalb der eigenen Kultur unterwegs war und von den Herausforderungen sprach, die Traditionen in einer sich wandelnden Welt zu bewahren, da geht es in The Convert auch um die Begegnung unterschiedlicher Kulturen. Genauer kombiniert die Adaption des Romans Wulf von Hamish Clayton zwei Themen. Das eine betrifft Auseinandersetzungen zweier Stämme, die zum Teil sehr brutal werden kann. Schon die erste Szene mit der indigenen Bevölkerung endet in einem kaltblütigen Mord. Verbunden wird dies mit den Problemen, die zwischen den Maori und den weißen Siedlern besteht, die das Land kolonisieren wollen – physisch wie auch mental. Die Hauptfigur ist nun einmal ein Missionar, da bleibt das nicht aus.

Schön anzusehen

Auf diese Weise ist die Geschichte komplexer, als man meinen könnte. Natürlich ist The Convert nicht frei von dem klassischen White-Savior-Stereotyp, wenn die einheimische Bevölkerung auf die Hilfe des weißen Fremden angewiesen ist. Zumal Munro auch ein bisschen sehr glatt geraten ist, einer tragischen Vorgeschichte zum Trotz. Andererseits machen Tamahori und sein Co-Autor Shane Danielsen keinen Hehl aus dem Rassismus der weißen Siedler, die auf die Dunkelhäutigen herabblicken. Gleichzeitig werden die Maori nicht einseitig als die noblen Naturbewohner beschrieben. Da sind die besagten Morde, die Konflikte werden mit Waffengewalt ausgetragen, nicht durch Dialoge und Austausch. Dadurch ist es nicht immer einfach zu sagen, wer hier eigentlich die Guten sein sollen.

Dennoch sollte man nicht zu viel Tiefgang erwarten. Zumindest streckenweise setzt Tamahori mehr auf Schauwerte als eine inhaltliche Beschäftigung. Diese sind auch durchaus vorhanden. Sicher, manchmal wirkt The Convert auch da etwas glatt, wenn das alles etwas zu sehr zurechtgemacht wurde. Zu hübsch. Kostüme und Setting machen aber schon einiges her. Zur Atmosphäre trägt natürlich auch die Sprache bei. Schauspielerisch passt das auch. Während Guy Pearce überwiegend als Ruhepol auftritt, hat gerade Tioreore Ngatai-Melbourne in der Rolle der Häuptlingstochter starke Momente. Insgesamt ist das Drama, das auf dem Toronto International Film Festival 2023 Weltpremiere hatte, daher ein willkommenes Comeback des Regisseurs, selbst wenn von diesem Film sehr viel weniger Leute Notiz nehmen werden als von seinen früheren Werken.

Credits

OT: „The Convert“
Land: Australien, Neuseeland
Jahr: 2023
Regie: Lee Tamahori
Drehbuch: Lee Tamahori, Shane Danielsen
Vorlage: Hamish Clayton
Musik: Matteo Zingales
Kamera: Gin Loane
Besetzung: Guy Pearce, Tioreore Ngatai-Melbourne, Antonio Te Maioha, Jacqueline McKenzie, Lawrence Makoare

Bilder

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The Convert
fazit
„The Convert“ reist rund 200 Jahre in die Vergangenheit und erzählt von einem britischen Missionar, der in Neuseeland in mehrfacher Hinsicht zwischen die Fronten gerät. Das ist ganz sehenswert, wegen der Bebilderung, aber auch aufgrund der inhaltlichen Ambivalenz. Manchmal ist das Historiendrama aber etwas zu hübsch, zudem sind die Figurenzeichnungen recht simpel.
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