Rodney (Daniel Zovatto) mag nach außen hin freundlich und hilfsbereit erscheinen. Doch das ist nur eine Fassade, um seine Opfer in die Irre zu führen. Zuerst wiegt er die Frauen in Sicherheit, um sie dann brutal zu ermorden. Mehrere hat er bereits auf dem Gewissen, seit Jahren ist er damit durchgekommen. Zur selben Zeit versucht die aufstrebende, bislang aber erfolglose Schauspielerin Sheryl Bradshaw (Anna Kendrick), endlich einmal in der Branche Fuß zu fassen. Doch gleich, an wie vielen Castings sie ihr Glück versucht, irgendwie will das alles nicht klappen. In ihrer Frustration lässt sie sich auf einen Vorschlag ihrer Agentin ein, an einer Datingshow im Fernsehen teilzunehmen, um so ihre Sichtbarkeit zu erhöhen und vielleicht ihre Chancen zu steigern. So die Hoffnung. Dabei ahnt sie nicht, dass einer der drei Kandidaten, mit denen sie die Paarkompatibilität ausprobieren soll, Rodney ist, der nach dem nächsten Opfer sucht …
Der sichtbare Mörder
True Crime und kein Ende. Es vergeht inzwischen ja kaum eine Woche, in der nicht irgendein vergangenes Verbrechen als Film oder Serie aufgearbeitet wird. Vorreiter ist natürlich Netflix, die mit entsprechenden Dokus ein treues Publikum gefunden haben. Aber auch fiktionalisierte Fassungen finden sich regelmäßig im Angebot von Streamingdiensten, Fernsehsendern oder auch Verleihen. Da war etwa die Serie Steeltown Murders, die von einer spektakulären Aufklärung eines lang zurückliegenden Falls erzählte. Auch Maldoror, bei dem es um die Entführung zweier Kinder geht, basiert auf einer bekannten, wahren Geschichte. Mit The Dating Game Killer findet der nächste Titel seinen Weg zu uns. Der Film erzählt von dem US-Amerikaner Rodney Alcala, der in den 1960ern und 1970ern mehrere Kinder und Frauen tötete und schon mehrfach in Filmen thematisiert wurde.
Der Titel des Films bezieht sich dabei auf einen Namen, den man ihn in den Medien häufiger mal gegeben hat. Hintergrund ist die oben beschriebene Teilnahme an einer Fernseh-Datingshow, deren Konzept der deutschen Sendung Herzblatt ähnlich ist. Im Grunde ist die Show für die Morde irrelevant. Die Gleichzeitigkeit der Ereignisse wurde jedoch zu einem Alleinstellungsmerkmal, weshalb sie in The Dating Game Killer auch betont wird. Genauer wechselt der Film regelmäßig zwischen zwei Handlungssträngen. Der eine zeigt den Mörder bei seinen diversen Taten. Der andere folgt Sheryl, wie sie sich erfolglos als Schauspielerin versucht, nur um dann bei der Show zu landen. Das könnte manche irritieren, die hier ein klassisches Mörderporträt erwarten und stattdessen lange Passagen sehen, in denen der Antagonist keine Rolle spielt.
True-Crime-Thriller und Gesellschaftsporträt
Aber es geht Hauptdarstellerin Anna Kendrick, die man tendenziell eher aus komischen Rollen kennt und die hier ihr Debüt als Regisseurin gibt, auch nur zum Teil um die Morde an sich. Vielmehr ist der Film das Porträt einer Gesellschaft, in der Frauenfeindlichkeit an der Tagesordnung ist und gar nicht erst als Problem wahrgenommen wird. Ob es nun entwürdigende Castings sind, bei denen der Schauspielerin Nacktszenen abverlangt werden, oder die Hintergründe der Fernsehshow, Frauen sind nicht mehr als Objekte, über die Männer nach Belieben bestimmen können. Die brutalen Morde, sie sind in The Dating Game Killer nur die extreme Form dessen, was für Frauen Alltag ist. Schockierend ist in dem Zusammenhang eine Stelle, in der ein Vorwurf einer Frau ins Lächerliche gezogen wird.
Natürlich kann man sich darüber streiten, ob durch diese Verknüpfung nicht gleichzeitig eine Relativierung stattfindet. Außerdem ist es ein wenig einseitig, wie hier Frauen zu Opfern und Männer zu Tätern gemacht werden, mehr Nuancen wären da vielleicht nicht verkehrt gewesen. Dennoch ist der Thriller, der 2023 auf dem Toronto International Film Festival Premiere feierte, ein sehenswerter Beitrag, der im Gegensatz zu anderen True-Crime-Produktionen nicht allein voyeuristisch ausgelegt ist. Bei The Dating Game Killer geht das Schaudern auch nach dem Abspann weiter, wenn es um grundsätzliche Schieflagen geht und das Gefühl vermittelt wird, dass man eigentlich nirgends wirklich sicher sein kann.
OT: „Woman of the Hour“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Anna Kendrick
Drehbuch: Ian McDonald
Musik: Dan Romer, Mike Tuccillo
Kamera: Zach Kuperstein
Besetzung: Anna Kendrick, Daniel Zovatto, Nicolette Robinson, Tony Hale
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