Yuma County, Arizona in den 1970ern: Eigentlich wollte der auf Messer spezialisierte Handelsvertreter (Jim Cummings) nur kurz Halt machen und Benzin tanken, bevor er zu seiner Tochter weiterfährt, um mit ihr ihren Geburtstag zu feiern. Aber das Schicksal meint es nicht gut mit ihm, die Vorräte sind alle. Da auch die nächste Tankstelle mehr als 100 Meilen entfernt ist, bleibt ihm nichts anderes übrig, als darauf zu warten, dass der Tanklaster kommt, der eigentlich längst hätte da sein müssen. Inzwischen vertreibt er sich die Zeit im Diner, wo gerade Charlotte (Jocelin Donahue) bedient. Als wenig später Travis (Nicholas Logan) und Beau (Richard Brake) auftauchen, stellt sich heraus, dass es sich um zwei Verbrecher handelt, die gerade in einer Bank 700.000 Dollar geraubt haben. Und auch sie brauchen dringend Benzin, weshalb sie wohl oder übel mit den anderen ausharren müssen …
Bewährtes mit Anlaufschwierigkeiten
Die Geburt war alles andere als einfach, viele Jahre musste Francis Galluppi darum kämpfen, sein Wunschprojekt drehen zu können. So hatte er zwar Erfahrungen als Regisseur gesammelt, sowohl bei Kurzfilmen wie auch Musikvideos. Doch sein Langfilmdebüt kam einfach nicht zusammen. Aber Ende gut, alles gut. Zwar ist The Last Stop in Yuma County kein größerer kommerzieller Erfolg vergönnt gewesen. Zumindest war der Krimithriller aber nach der Premiere beim Fantastic Fest 2023 auf einer Reihe von Festivals zu sehen gewesen, wo die Resonanz positiv war. Allgemein waren die Kritiken gut bis sehr gut. Ein regulärer Kinostart kam hierzulande zwar nicht zusammen. Dafür erscheint der Film als schön aufgemachtes Mediabook und es wäre ihm zu wünschen, dass er dabei auch wahrgenommen wird.
Dabei ist das Szenario an und für sich gar nicht so originell. Eine Reihe unterschiedlichster, teils dubioser Menschen ist an einem Ort gestrandet, wo sie sich gegenseitig belauern? Das hat man schon häufiger gesehen. Bad Times at the El Royale könnte einem da beispielsweise einfallen, dort kam es in einem abgelegenen Hotel zu einem Showdown. Bei No Exit ist es ein eingeschneites Besucherzentrum. Hier ist es dann eben ein Diner inmitten einer staubig-trockenen Wüste. Das Setting ist bewährt, man sieht es immer mal wieder in Filmen, gerade auch solchen aus dem Genresegment. Aber das muss ja nicht verkehrt sein. Wichtiger ist, was man aus dem Schauplatz und der Situation macht. Und in der Hinsicht hat The Last Stop in Yuma County einiges zu bieten. Von Anfang an herrscht hier eine angespannte Situation, die Galluppi genüsslich eskalieren lässt.
Spannend und unterhaltsam
Das geschieht überraschend fix. Teilweise ist das sicherlich der kurzen Laufzeit geschuldet, mit rund anderthalb Stunden ist der Film von überschaubarer Länge. Aber selbst mit diesem Vorwissen erstaunt es, wie entschlossen The Last Stop in Yuma County kurzen Prozess macht. Und wie früh damit begonnen wird. Spannend bleibt der Krimithriller aber auch dann, denn das Drehbuch begnügt sich nicht mit der unglücklichen Situation zu Beginn. Danach kommt noch eine Reihe weiterer unvorhergesehener Stolpersteine, die für Chaos sorgen. Das andere Element ist die gute alte Gier. Schließlich sind da mehrere 100.000 Dollar, was auch aus bislang unbescholtenen Bürgern und Bürgerinnen kriminelle Subjekte macht.
Das sorgt für Spannung, da man grundsätzlich allen alles zutrauen würde und völlig offen ist, wie sich die einzelnen Figuren positionieren werden. Ebenso offen ist, wer das Rennen macht und wer heil aus der Sache herauskommen wird. Der Film garniert diese klassische Spannung mit Humor, was sich beispielsweise bei den Charakteren bemerkbar macht. Das funktioniert gut, auch wegen des Ensembles. Zwar spielen hier überwiegend Darsteller und Darstellerinnen mit, die eher in kleineren Produktionen mitwirken. Aber sie sind mit viel Spielfreude dabei, wissen auch, dass man zuweilen etwas dicker auftragen muss. The Last Stop in Yuma County ist natürlich übertrieben, richtig sinnvoll ist das oft auch nicht. Aber der Unterhaltungswert stimmt, die lange Wartezeit für den Nachwuchsfilmemacher hat sich zumindest aus Sicht des Publikums gelohnt.
OT: „The Last Stop in Yuma County“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Francis Galluppi
Drehbuch: Francis Galluppi
Musik: Matthew Compton
Kamera: Mac Fisken
Besetzung: Jim Cummings, Jocelin Donahue, Sierra McCormick, Nicholas Logan, Michael Abbott Jr., Connor Paolo, Alex Essoe, Robin Bartlett, Jon Proudstar, Sam Huntington, Ryan Masson, Barbara Crampton, Gene Jones, Faizon Love, Richard Brake
Fantastic Fest 2024
Sitges 2024
Fantasy Filmfest White Nights 2024
Amazon (Mediabook „The Last Stop in Yuma County“)
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