The Merry Gentlemen

Für Ashley (Brit Robertson) gab es lange nur eins im Leben: Tanzen! Dafür hatte sie ihre kleine Heimatstadt hinter sich gelassen, wollte in New York City am Broadway groß Karriere machen. Einige Jahre klappte das auch ganz gut, sie war festes Mitglied der Show „Jingle Belles“. Doch inzwischen ist sie älter geworden, zu alt für manche, weshalb sie nach einem Zwischenfall plötzlich ohne Engagement dasteht. Zutiefst verletzt und verunsichert, beschließt sie, erst einmal zu ihren Eltern Lily (Beth Broderick) und Stan (Michael Gross) zu fahren. Dabei haben die gerade ganz eigene Probleme: Da sie schon seit Längerem nicht mehr die Miete für ihre Bar The Rhythm Room zahlen konnten, droht ihnen der Rauswurf. Doch Ashley hat eine Idee. Sie überredet den Handwerker Luke (Chad Michael Murray) und einige andere Männer, eine weihnachtliche Strippershow auf die Beine zu stellen und so Kundschaft anzulocken …

Nackte Haut zum Fest der Liebe

Aktuell fällt das Weihnachtsfest bei Netflix auf einen Mittwoch. Zumindest veröffentlicht der Streamingdienst wöchentlich an diesem Tag einen neuen Film für die weihnachtlich eingestimmte Zielgruppe. Dabei handelt es sich bislang ausschließlich um Liebeskomödien. Los ging es mit Meet Me Next Christmas über eine Frau, die verzweifelt versucht, noch an Karten für ein begehrtes Konzert zu kommen, wo sie ihren Traummann zu treffen hofft. Anschließend durfte in Hot Frosty eine trauernde Witwe einen heißen Schneemann kennenlernen, der auf magische Weise zum Leben erwacht ist. Nun kommt der dritte Streich. Denn auch wenn der Film The Merry Gentlemen im Titel auf die Männertruppe verweist, soll das Publikum doch vor allem bei einer klassischen Mann-Frau-Romanze mitschmachten.

Man muss Drehbuchautorin Marla Sokoloff, die auch eine Nebenrolle übernommen hat, dabei zugestehen, ein etwas anderes Szenario für einen Weihnachtsfilm geschrieben zu haben. Das Fest der Liebe wird zwar unterschiedlichste Assoziationen bei den Menschen wecken. Strippende Männer zählen jedoch eher nicht dazu. Daraus hätte man etwas wie Ganz oder gar nicht oder Kalender Girls machen können. In beiden Fällen zogen ganz gewöhnliche Menschen für eine gute Sache blank. Bei The Merry Gentlemen hatte man daran jedoch kein Interesse. Um die vornehmlich weibliche Zielgruppe zu bedienen, wählte man eine Reihe von Handwerkern und Arbeitern aus, die aus unerfindlichen Gründen alle völlig durchtrainiert sind und eher nach Chippendales aussehen als nach Knochenarbeit. Aber Glaubwürdigkeit steht bei solchen Filmen nun einmal nicht besonders hoch in der Prioritätenliste.

Fließbandware

Dennoch sind diese Auftritte noch der beste Part des Films, weil sie quasi das Einzige sind, was tatsächlich erwähnenswert ist. Schon das grundsätzliche Szenario könnte einfallsloser kaum sein. Mal wieder folgen wir einem Großstadtmenschen, der in eine Krise gerät und dann in eine ländliche Gegend fährt. Dieses Mal ist die Krise ausnahmsweise beruflicher Natur, anstatt von einem untreuen Partner ausgelöst worden zu sein. Am Ergebnis ändert das jedoch wenig. Und auch dass es anfangs zwischen dem kommenden Paar zu kräftigen Reibungen kommt, ist so abgestanden, dass die Bezeichnung Klischee noch geschmeichelt wäre. The Merry Gentlemen gibt sich nicht einmal Mühe dabei, diese Konflikte ausreichend zu begründen. Da wird nur eine Aversion von Luke gegenüber Stadtmenschen angegeben, das soll dann irgendwie reichen.

Entsprechend wenig darf man inhaltlich von der Liebeskomödie erwarten. Es ist auch nicht so, dass klar würde, was die beiden denn aneinander finden. Während Chad Michael Murray (Mother of the Bride) zumindest durch die wiederkehrenden Oben-ohne-Momente oberflächliche Argumente liefert, ist Ashley schlichtweg langweilig. Das muss einen nicht stören. Die meisten weihnachtlichen Liebeskomödien verzichten auf spannende Charaktere und setzen lieber auf etwas Oberflächenreiz. Wer für diesen empfänglich ist, kann es hiermit mal versuchen, seinen Zweck erfüllt der Film schon. Mehr aber nicht: Sobald die nächste Fließbandproduktion aus diesem Segment draußen ist, ist The Merry Gentlemen bereits vergessen.