Eigentlich sind Sinn und Zweck von Klopapier recht klar definiert. Der Name sagt schon alles. Das heißt aber nicht, dass man dieses nicht auch anderweitig verwenden kann, beispielsweise als unerwünschte Deko, als Wurfobjekt während einer Vorführung von The Rocky Horror Picture Show oder auch als Bastelmaterial. Anna Samo hat in The Wild-Tempered Clavier eine ganz eigene Idee, was sich damit anstellen lässt, indem sie in ihrem animierten Kurzfilm aus einer Rolle eine Filmrolle macht. Genauer hat sie die einzelnen Blätter bemalt, die sie nacheinander vorbeilaufen lässt und auf diese Weise den Eindruck erweckt, als würden sich die Bilder bewegen. Wie ein Daumenkino also. Drumherum hat sie jedoch eine Art Schneidemaschine gebastelt, durch die das Klopapier läuft. Mit einer realen Maschine hat das dann nicht viel gemeinsam, soll es aber auch nicht. Das sieht mehr nach einem Spielzeug aus.
Dennoch ist der wortlose Kurzfilm sehenswert. Da sind zum einen die zwar simplen, aber atmosphärischen Bilder, auf denen unter anderem das im Titel erwähnte Klavier zu sehen ist. Unterhaltsam ist aber auch, wie diese Rollen immer wieder ein Eigenleben entwickeln und mühselig fehlerhafte Abschnitte herausgeschnitten werden müssen. Tatsächlich geht es in The Wild-Tempered Clavier trotz einer überschaubaren Handlung – man sieht lediglich, wie die Hände eines unbekannten, nicht zu sehenden Menschen am Material herumbastelt –, drunter und drüber. Ständig passiert etwas, geht etwas kaputt, fügen sich Bilder noch einmal neu zusammen. Dabei lässt sich viel spekulieren und interpretieren. Genauso kann man aber auch einfach seinen Spaß haben mit diesem originellen und irgendwie witzigen Werk.
OT: „The Wild-Tempered Clavier“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Anna Samo
Musik: Daniel Regenberg
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