Undercover im Seniorenheim – Staffel 1

So richtig viel ist Charles (Ted Danson) nicht mehr geblieben. Ein Jahr ist es inzwischen her, dass seine Frau gestorben ist. Das Verhältnis zu seiner Tochter Emily (Mary Elizabeth Ellis) ist schwierig. Beruflich ist der ehemalige Professor auch nicht gefordert. Da trifft es sich doch gut, als er über eine Anzeige der Privatdetektivin Julie (Lilah Richcreek Estrada) stolpert, die Hilfe für einen Fall sucht. Dabei geht es um eine wertvolle Halskette, die in einem Seniorenheim gestohlen wurde. Charles soll nun undercover nach dieser Ausschau halten, getarnt als ein neuer Besucher. Einfach ist das nicht, schließlich soll niemand mitbekommen, dass er ermittelt. Vor allem vor Direktorin Didi (Stephanie Beatriz) muss er sich in Acht nehmen. Und doch blüht er an der ungewohnten Umgebung auf und findet etwas, das ihm schon länger fehlte …

Undercover-Aktion mit wahrem Kern

Wer gerne lacht, wurde diesen Monat bei Netflix nicht so wirklich bedient. Klar, es ist Weihnachtszeit, weshalb der Streamingdienst eine Reihe von Liebeskomödien auf den Markt wirft. Die sind jedoch eher selten dazu geeignet, für Erheiterung zu sorgen. Am ehesten gelang das noch Hot Frosty, bei dem ein Schneemann zu einem heißen Kerl wird – Fish-out-of-Water-Humor inklusive. Meet Me Next Christmas über die Jagd nach Konzertkarten und einem Traummann sowie The Merry Gentlemen rund um eine weihnachtliche Stripshow konnten da nicht ganz mithalten. Zum Glück kommt mit Undercover im Seniorenheim aber noch ein Titel, der tatsächlich Spaß macht. Die Serie gehört sogar zu den besten, die in den letzten Monaten ins Programm aufgenommen wurden.

Dabei hat die Serie ein reales Vorbild. Genauer diente der für einen Oscar nominierte Dokumentarfilm Der Maulwurf – Ein Detektiv im Altersheim als Inspiration. Dort ging es jedoch darum, dass Misshandlungen in einem Heim aufgedeckt werden sollten, ein dort eingeschleuster Senior suchte nach Hinweisen. Auch in Undercover im Seniorenheim sorgt sich ein Mann um seine Mutter, die in eben diesem Heim lebt. Von Misshandlung ist hier aber keine Rede mehr. Tatsächlich macht die Serie auch einen Bogen um alles, was den Ort schlecht dastehen lassen könnte. Bekannte Probleme wie der Personalmangel spielen keine Rolle. Es scheinen alle Zeit zu haben, finanzielle Schwierigkeiten gibt es nicht. Als Sozialdrama taugt das hier daher kaum, man lebt in einer idealisierten Welt.

Traurige Themen und schräge Figuren

Das heißt dann aber nicht, dass Serienschöpfer Michael Schur (The Good Place) grundsätzlich alles Negative ausblendet. Sein Augenmerk gilt aber den Figuren und ihren Geschichten. Die können auch traurig sein. Einige der bewegendsten Szenen drehen sich beispielsweise um Gladys (Susan Ruttan), eine an Demenz erkrankte ehemalige Kostümdesignerin. Auch Einsamkeit ist ein wiederkehrendes Thema, nicht zuletzt beim Protagonisten selbst, der seit dem Tod seiner Frau niemanden mehr hat. Undercover im Seniorenheim nutzt das Szenario um den geheimen Einsatz in erster Linie, um mehr über die Männer und Frauen im Heim zu erzählen. Das hat dann nicht unbedingt etwas mit dem Fall zu tun, der hier ein klassischer MacGuffin ist. Über weite Strecken gerät die Suche nach dem Dieb oder der Diebin aus dem Blickwinkel. Wobei Schur und die anderen schon einige witzige Einfälle hatten, wenn Charles die Aufgabe sehr viel ernster nimmt, als es angemessen wäre.

Ted Danson ist für die Rolle des Amateurschnüfflers, der das Leben der anderen durcheinanderbringt, eine gute Wahl. Allgemein hat man für die Serie ein prima Ensemble versammeln können. Es macht Spaß, dem betagten Cast bei der Arbeit zuzusehen, ob die Figuren nun kleine Alltagskrisen durchleben oder großen Träumen nachjagen. Die Figuren sind dabei zuweilen etwas schräger angelegt. Undercover im Seniorenheim macht sich aber nie über diese lustig, die alten Menschen werden nicht für billige Witze missbraucht. Stattdessen zeichnet sich diese Komödie gerade durch ihre Menschlichkeit aus, plädiert für ein Miteinander und dafür anderen Aufmerksamkeit zu schenken – auch ohne verschwundene Halsketten.