Für Vaiana steht fest, dass es da draußen noch andere Menschen geben muss. Doch so viele Expeditionen sie auch startet, so viele Inseln sie erkundet, bislang war ihre Suche nicht von Erfolg gekrönt. Umso größer ist die Begeisterung, als sie eines Tages bei einem ihrer Abenteuer einen Tonkrug entdeckt, auf dem jemand eine Insel gemalt hat. Für sie ist das der Beweis, das sich die Suche lohnt. Mehr noch, die abgebildete Insel soll Motufetu sein, ein legendärer Ort, an dem früher die Stämme zusammen gelebt haben, bis der Donnergott Nalo diese versenkt hat und die Menschen daraufhin in alle Winde verstreut wurden. Gemeinsam mit Gärtnermeister Kele, Schiffsingenieurin Loto und Moni startet sie deshalb eine neue Expedition, um den sagenumwobenen Ort zu finden und auf diese Weise vielleicht wieder alle Menschen zu vereinen …
Rückkehr in sichere Gefilde
Der Name Disney steht wie kaum ein anderer für hohe Animationskunst, im Laufe der Jahrzehnte hat das Studio viele große Klassiker hervorgebracht. Dabei gab es immer wieder Phasen, in denen es in die Krise rutschte, da war so mancher Flop zu beklagen. Seit einigen Jahren steckt das Unternehmen wieder in einer dieser Phasen fest: Raya und der letzte Drache (2021), Strange World (2022) und Wish (2023) gingen jeweils baden, wurden jeweils zu Verlustgeschäften. Mit Encanto (2021) war lediglich ein Hit dabei. Und das auch erst, als der Film auf Disney+ erschienen ist, im Kino war das Werk nicht sonderlich erfolgreich, woran natürlich auch der Corona-Kontext seine Mitschuld hatte. So oder so scheint man entschlossen zu sein, nach den enttäuschenden Ergebnissen der Original-Werke wieder auf bewährte Stoffe zu setzen. Als nächstes bringen die US-Amerikaner gleich drei Fortsetzungen in Folge heraus. Bloß kein Risiko mehr eingehen, lautet das Motto.
Den Auftakt macht dabei Vaiana 2 mit dem sieben nach Jahre nach Vaiana die aufgeweckte Südsee-Jugendliche ein neues Abenteuer erhält. Ursprünglich hätte das in Form einer Serie geschehen sollen, produziert für den Streamingdienst. Stattdessen wurde ein Kinofilm daraus. Für die Lichtspielhäuser dürfte das eine gute Nachricht sein, erwartet wird schon ein größerer Hit, nachdem der erste Teil im Laufe der Jahre viele Fans gewonnen hat. Und doch lautet das enttäuschende Fazit: Gebraucht hätte es den zweiten Teil nicht. Dabei war der Vorgänger unterhaltsam gewesen, kombinierte Humor mit einer schönen Abenteueratmosphäre und einem reizvollen Setting. Hinzu kamen die kulturellen Elemente, man befasste sich ausgiebig mit Mythen und sorgte dadurch für ein ganz eigenes Flair. Klar, bei einem zweiten Mal ist das alles nicht mehr neu. Potenzial war dennoch da, vorausgesetzt, man hat genügend Ideen, um weitere Male in See zu stechen.
Langeweile an Bord
Doch eben diese fehlen. Da wird überwiegend einfach nur noch das wiederholt, was man aus dem ersten Teil kannte. Sicher, die Crew ist neu. Sie hinterlässt aber ebenso wenig Eindruck wie der Gegenspieler, von dem man praktisch nichts erfährt. Interessanter ist eine andere Figur, die zwischendurch eingeführt wird, die letztendlich jedoch darauf reduziert wird, ein Stichwortgeber zu sein. Außerdem darf sie singen. In Vaiana 2 wird sehr viel gesungen, zumindest gefühlt noch einmal deutlich mehr als beim Erstling. Die Lieder sind dabei in Ordnung, aber auch nichts, das man im Anschluss groß mitsummen müsste. Beim Humor hat man sich ebenfalls nicht verausgabt, neigt dazu, einige wenige Punkte mehrfach zu variieren.
Das ließe sich vielleicht leichter verkraften, wenn denn das Abenteuer mehr hergeben würde. Doch das ist ebenso schwach auf der Brust wie der Rest. Nicht nur, dass es ewig dauert, bis es endlich mal losgeht. Da ist unterwegs praktisch nichts, das einen Gang in die Kinos rechtfertigen würde, keine aufregenden Schauplätze, keine neuen Fabelwesen, nichts. Nicht einmal die sagenumwobene Insel macht viel her. Wie soll bitteschön ein Eiland, das aus zwei riesigen Felsen und ein bisschen Strand besteht, die Heimat der ganzen Stämme gewesen sein? So ganz ohne Vegetation? Auf diese Weise häufen sich die Fehler und Ärgernisse, was bei einem Film, der komplett auf Nummer sicher gehen wollte, besonders irritierend ist. Sicher, die Optik ist in Vaiana 2 wieder ein Traum, zur grauen Jahreszeit ist das alles eine Wohltat. Das gab es aber vor sieben Jahren schon, damals mit einer besseren Geschichte, besseren Witzen und besseren Liedern. So lange mit einer Fortsetzung zu warten und dann so wenig zu liefern, ist schon sehr dreist. Über weite Strecken ist der herbeigesehnte Nachfolger langweilig, plätschert selbst bei größtem Sturm nur vor sich hin und hat dabei nicht einmal eine nennenswerte Aussage.
OT: „Moana 2“
Land: USA
Jahr: 2024
Regie: David G. Derrick Jr., Dana Ledoux Miller, Jason Hand
Drehbuch: Jared Bush, Dana Ledoux Miller
Musik: Mark Mancina, Opetaia Foaʻi, Abigail Barlow, Emily Bear
Animation: Disney Animation Studios
Seit 1937 hat Disney die Geschichte des Animationsfilms maßgeblich mitbestimmt. Wir blicken in unserem Jubiläumsspecial zurück auf das legendäre Studio und stellen Dutzende ihrer Werke vor.
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