Den Første julen i Skomakergata Weihnachten in der Schustergasse
© Nordisk Film / Kristianne Maroy

Weihnachten in der Schustergasse

„Weihnachten in der Schustergasse“ // Deutschland-Sart: 14. November 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Dezember 1945: Der Zweite Weltkrieg ist zwar vorbei, doch die Auswirkungen sind noch immer überall zu spüren. So auch in dem kleinen norwegischen Dorf. Die Nahrungsmittel müssen rationiert werden, die Kirche ist zerstört, vieles muss erst wieder aufgebaut werden. Davon wollen sich die Menschen aber nicht abhalten lassen, die Vorbereitungen für das gemeinsame Weihnachtsfest laufen auf Hochtouren. Während eben dieser Zeit landet auch die 10-jährige Stine (Kaya Ekerholt McCurley) in dem Dorf, wo sie später ihren Vater treffen will, der aus dem Krieg zurückkehrt. Bis es so weit ist, braucht sie jedoch einen Unterschlupf und sucht sich dafür das Haus von Schuster Andersen (Kåre Conradi) aus – ohne dass der von seinem Glück weiß …

Zeitreise in die Vergangenheit

Zwar dauert es noch einige Wochen bis Weihnachten. Aber im Kino geht es bereits recht festlich zu. Letzte Woche startete die Actionkomödie Red One: Alarmstufe Weihnachten, die mit vielen Stars für bombastische Stimmung sorgen wollte. Diese Woche steht die französische Komödie Frohes Fest – Weihnachten retten wir die Welt um eine dysfunktionale Familie auf dem Programm. Nächste Woche geht es mit der festivalerprobten Animationsanthologie Weihnachten der Tiereweiter, eine französisch-deutsche Coproduktion, bei der sechs Filmschaffende eigene Geschichten rund um das Fest der Feste zu erzählen haben, jeweils mit tierischer Beteiligung. Vorher aber geht es noch einmal mit Weihnachten in der Schustergasse nach Norwegen, wo es in einem Dorf drunter und drüber geht.

Der Film nimmt uns aber auch auf eine Zeitreise mit, wenn wir gemeinsam mit den Charakteren die Welt Ende 1945 kennenlernen. Diese Phase ist natürlich eine ganz besondere. Der große Schrecken mag zwar vorbei sein, die Auswirkungen sind aber noch immer überall zu sehen und zu fühlen, trotz der Sehnsucht, alles hinter sich zu lassen. Das sorgt in Weihnachten in der Schustergasse für eine spezielle Atmosphäre zwischen Leid und Aufbruch. Regisseur und Drehbuchautor Mikal Hovland veranschaulicht die Nöte auf vielfältige Weise. Ein Beispiel ist das streng rationierte Obst, welches für die Unterversorgung steht – und auch für die Konflikte, die in der Bevölkerung entstehen können. Denn als Sine auftaucht und sich nicht an die Regeln hält, ist die Aufregung groß. Überhaupt bringt sie eine Menge durcheinander, niemand war auf das Mädchen vorbereitet.

Zwischen Idylle und Schrecken

Aber das muss ja nicht verkehrt sein. Vielmehr ist Weihnachten in der Schustergasse einer dieser Filme, bei denen ein Kind festgefahrene Strukturen in der Welt der Erwachsenen aufbricht und dadurch hilft, dass alles besser wird. Da kann es um schwierige amouröse Angelegenheiten gehen oder auch familiäre Probleme, was man eben in einem Dorf so vorfindet. Das ist dann alles nicht originell, funktioniert aber. Das norwegische Familiendrama ist dazu geeignet, das Herz zu wärmen, während es draußen immer frostiger zugeht. Dabei geht es nicht nur um das individuelle Leid, das gelindert wird, sondern auch eine Gemeinschaft, die allmählich aufgebaut wird. Gemeinsam sind wir stärker, so lautet die gleichermaßen bekannte wie aufbauende Nachricht.

Der Ton ist dabei zuweilen märchenhaft, ein wenig entrückt von der Welt. Das Dorf selbst entspricht so sehr einer Bilderbuchvorstellung, dass man den Eindruck hat, der Realität entflohen zu sein. Umso wirkungsvoller wird es, wenn Hovland an diese erinnert und einen starken Kontrast aufbaut zwischen der idealisierten Idylle und dem Schrecken des Krieges. Mit Weihnachten mag das dann weniger zu tun haben. Die versöhnliche Stimmung von Weihnachten in der Schustergasse passt aber gut in diese Zeit – oder zumindest in die Zeit, wie wir sie gern hätten. Wer also auf der Suche ist nach einem schönen Familienfilm, der einen zum Träumen bringt, gleichzeitig aber auch nachdenklich stimmt, ist in der Schustergasse bei einer guten Adresse gelandet.

Credits

OT: „Den Første julen i Skomakergata“
IT: „Christmas on Cobbler Street“
Land: Norwegen
Jahr: 2023
Regie: Mikal Hovland
Drehbuch: Mikal Hovland
Musik: Gaute Storaas
Kamera: Torkel Riise Svenson
Besetzung: Kåre Conradi, Iman Meskini, Jan Sælid, Kristoffer Olsen, Olav Waastad, Kaya Ekerholt McCurley

Bilder

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Weihnachten in der Schustergasse
fazit
„Weihnachten in der Schustergasse“ begleitet ein Mädchen 1945 in ein norwegisches Dorf, das sich nach dem Schrecken des Kriegs auf Weihnachten vorbereitet. Der norwegische Familienfilm setzt dabei auf Versöhnung und eine märchenhafte Stimmung, die in einem starken Kontrast steht zu dem Schrecken und dem Leid, das noch immer Auswirkungen hat.
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