Wir werden alle sterben
© Knight Errant Films

Wir werden alle sterben!

„Wir werden alle sterben!“ // Deutschland-Start: 31. Oktober 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Wenn Filmschaffende einen Blick in die Zukunft wagen, dann ist das Ergebnis meistens düster. Irgendwie scheinen sich die meisten bereits darauf festgelegt zu haben, dass die Welt untergeht oder zumindest so kaputt sein wird, dass die Menschen ums Überleben kämpfen müssen. Wir werden alle sterben! ist allerdings kein visionärer Science-Fiction-Film. Es handelt sich auch nicht um einen Horrorbeitrag, was angesichts des Titels denkbar gewesen wäre. Stattdessen haben wir es mit einem Dokumentarfilm zu tun, der in der Gegenwart spielt, aber von Leuten erzählt, die sich auf das Ende der Welt vorbereiten oder das zumindest auf ihre Weise versuchen, weil sie den Glauben an eine politische und gesellschaftliche Lösung verloren haben.

Auf der Suche nach Lösungen

Im Mittelpunkt steht dabei Regisseur Benjamin Knight selbst, ein in Deutschland lebender Brite. Wie viele andere auch hat er sich von den düsteren Visionen und den aktuellen Krisen beeinflussen lassen. Schließlich hat man seit einigen Jahren das Gefühl, dass alles schlimmer wird. Anstatt die bisherigen Probleme zu lösen, kommen ständig neue hinzu. Knight spricht dann auch von seinen Ängsten und Sorgen, will diesen aber begegnen, indem er Menschen trifft, die etwas versuchen. Darunter befinden sich typische Prepper, von denen man immer wieder hört. Leute also, die Vorräte horten, um sich notfalls Wochen, wenn nicht gar Monate selbst zu versorgen. Andere setzen in Wir werden alle sterben! eher darauf, dass sie sich wirklich selbst versorgen können, beispielsweise durch einen Garten, in dem eigenes Gemüse angebaut wird.

Manches davon kann inspirierend sein, anderes ist dann doch eher kurios. Überhaupt ist der Dokumentarfilm überraschend unterhaltsam und humorvoll. Dabei verzichtet Knight darauf, sich über die Leute lustig zu machen, denen er unterwegs begegnet. Er zeigt sich als interessierter Zuhörer, zeigt Anteilnahme, wenn die Menschen von ihrem Leben und den Plänen berichten, selbst dann, wenn eigentlich Stirnrunzeln angesagt ist. Sein Humor ist vielmehr die Ironie, mit der er seine eigenen Ängste beschreibt. Auch wenn er in Wir werden alle sterben! davon spricht, dass alles nur schlimmer wird, hat man nicht unbedingt den Eindruck, dass er selbst daran glaubt. Das wirkt mehr wie ein Vorwand, um sich mit den Themen zu befassen und eine kleine Weltreise zu starten.

Abwechslungsreich und tröstlich

Die Abwechslung ist dabei groß, nicht nur im Hinblick auf die Orte, die er besucht. Beispielsweise ist er viel in den USA unterwegs, in London und Norwegen, aber auch in Mexiko. Überall findet er spannende Geschichte und interessante Menschen, die alle etwas zu sagen haben. Dass dabei keine eindeutige Antwort herauskommen kann, ist klar, soll es auch gar nicht. Selbst wenn Wir werden alle sterben! einige Hinweise gibt, wie man mit der Situation umgehen könnte, ist der Dokumentarfilm nicht als Leitfaden ausgerichtet. Es handelt sich nicht um einen dieser Beiträge, die dem Publikum sagen, was sie denken oder tun sollen, wie man das gerade bei aktivistischen Werken kennt – siehe etwa Wir sind so frei oder Niemals allein, immer zusammen. Stattdessen ist das ein Sammelsurium der unterschiedlichsten Ansichten und Techniken.

Das wirkt zuweilen etwas ziellos und beliebig, wenn auf die Ausrottung der Mayas ein Ausflug in die Corona-Zeit folgt. Manche werden sich auch an dem besagten humorvollen Ton stören, wenn die ernsten Themen ins Lächerliche abzudriften drohen. Aber es ist eben sehenswert, was Knight bei seiner Sinnsuche so gefunden hat. Und auch wenn man im Anschluss keine wirkliche Lösung gefunden hat, so ist Wir werden alle sterben! zumindest insofern tröstlich, dass es viele andere gibt, die sich Sorgen machen und die sich nicht unterkriegen lassen wollen. Am Ende bleibt sogar ein wenig Optimismus übrig, dass vielleicht doch noch alles gut wird. Man darf sich – so einer der Interviewten – aber nicht auf eine diffuse Hoffnung verlassen, dass andere alles richten werden. Ein bisschen Eigeninitiative kann da Wunder wirken.

Credits

OT: „Wir werden alle sterben!“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Ben Knight
Drehbuch: Ben Knight, Ralf Stadler
Musik: Dizraeli & Stroum
Kamera: Amit Edelman, Ij Biermann, Veronika Nad

Bilder

Trailer

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Wir werden alle sterben!
fazit
„Wir werden alle sterben!“ handelt von Ängsten angesichts der allgegenwärtigen Krisen, aber auch von Menschen, die aktiv werden und eine Lösung suchen. Das ist erstaunlich unterhaltsam, aber auch wegen der spannenden Geschichten und interessanten Befragten sehenswert.
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