Die Schock ist groß bei Viola „Kessie“ Delbrück (Yvonne Catterfeld), als sie im Wald eine Leiche findet, die sie für die ihres Partners Burkhard „Butsch“ Schulz (Götz Schubert) hält. Aber Entwarnung: Der Mann sah ihm nur ähnlich. Seltsam ist aber, dass der Tote in der Tasche auch noch einen Ausweis mit dem Namen Butsch trägt. Doch wie kann das sein? Die Antwort finden sie bei dem Regisseur Melchior Steinberg (Stephan Kampwirth), der gerade an einem Theaterstück arbeitet, welches dem Polizeiduo nachempfunden ist. Für die beiden ist die Situation etwas gewöhnungsbedürftig, vor allem Butsch hat große Probleme damit. Aber es hilft nichts. Wenn sie mehr über den Mord an seinem Doppelgänger erfahren wollen, müssen sie wohl oder übel tiefer in diese Welt eintauchen …
Überraschend humorvoll
Und weiter geht es mit Wolfsland. Wie immer gibt es auch dieses Jahr ein Filmdoppel. Den Auftakt machte In der Schlinge, bei dem es das Duo endlich mit der berüchtigten Bande „Das dreckige Dutzend“ zu tun bekommt, nachdem viele Folgen lang schon von dieser die Rede war. Aber damit scheint nun Schluss zu sein. Zumindest spielt sie in Schwarzer Spiegel keine nennenswerte Rolle mehr. Erwähnt wird sie zwar noch immer, unter anderem auch im Zusammenhang mit der Beziehung zwischen Butsch und Staatsanwältin Anne Konzak (Christina Große). Aber das ist so nebensächlich, dass man die Szenen ignorieren kann. Es können also auch Leute zuschalten, die beim letzten Mal nicht dabei waren oder vielleicht sogar ganz neu am Start sind.
Offensichtlich soll der 16. Teil der 2016 gestarteten ARD-Krimireihe auch eine Art Neustart sein. Zumindest ist auffällig, wie sehr er sich doch von den direkten Vorgängern unterscheidet. Ging es dort noch betont ernsthaft zu, mit viel persönlichem Drama, da ist der Ton bei Wolfsland: Schwarzer Spiegel überraschend humorvoll. Schon die einführende Szene, wenn der tote Doppelgänger gefunden wird, arbeitet mit Witzen, wenn Butsch seiner Leiche gegenübersteht. Und auch später kommt es immer wieder zu komischen Momenten, wenn sich der Kommissar darüber empört, dass da Leute ihn kaltschnäuzig kopieren. Und das auch noch falsch oder zumindest so, dass der Protagonist sich falsch repräsentiert fühlt. Das ist dann nicht anspruchsvoll. Das Potenzial für Meta-Humor wird nur beiläufig genutzt, gleiches gilt für die kleine Spitze auf den True-Crime-Wahn. Amüsant ist es aber schon.
Der Ernst des Grotesken
Es führt auch zu einer etwas anderen Dynamik, als man es von der Reihe gewohnt ist. Üblicherweise ist es so, dass Butsch einen mit seiner übergriffig-arroganten Art schnell auf die Nerven gehen kann. Dieses Mal wird er aber kontinuierlich in die Defensive gedrängt, was eine willkommene Abwechslung darstellt. Hinzu kommen die anderen Männer im Team – Dr. Grimm (Stephan Grossmann) und Uli Jakob Böhme (Jan Dose) –, die ihren Anteil daran haben, dass Wolfsland: Schwarzer Spiegel sehr viel mehr Spaß macht als die anderen Filme der Reihe. Interessant ist, dass dabei Kessie als Gegenpol gezeigt wird. Sie interessiert das alles mit dem Stück nicht und wirkt durch ihre betonte Ernsthaftigkeit wie ein Fremdkörper in der Groteske.
Aber auch das Ende will nicht so wirklich hineinpassen. An dieser Stelle will das Drehbuchteam, das bis zu dem Zeitpunkt nur ein wenig herumgealbert hat, auf einmal etwas mit Substanz bringen. Das überzeugt aber nicht so wirklich, wirkt schon ziemlich erzwungen. Immerhin, die Auflösung kommt einigermaßen überraschend. Wer bei Krimis gern rätselt, wird mit Wolfsland: Schwarzer Spiegel schon bedient. Das Ergebnis mag vielleicht nicht das große Genrehighlight sein. Im Umfeld der vielen langweiligen deutschen Fernsehkrimis ist das hier aber spürbar sehenswerter, man kann sich hiermit schon anderthalb Stunden lang die Zeit vertreiben.
OT: „Wolfsland: Schwarzer Spiegel“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Ole Zapatka
Drehbuch: Sönke Lars Neuwöhner, Sven S. Poser
Musik: Andreas Weidinger
Kamera: Niv Abootalebi
Besetzung: Götz Schubert, Yvonne Catterfeld, Pauline Werner, Stephan Kampwirth, Bea Brocks, Thomas Limpinsel, Jan Dose, Stephan Grossmann, Christina Große
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