Anja und die vier Jahreszeiten
© Toei Animation

Anja und die vier Jahreszeiten

Anja und die vier Jahreszeiten
„Anja und die vier Jahreszeiten“ // Deutschland-Start: 26. Oktober 2012 (DVD)

Inhalt / Kritik

Die Zarin ist es gewohnt, ihren Willen durchzusetzen. Wenn sie es befehlt, werden die Gesetze der Mathematik und der Naturwissenschaft außer Kraft gesetzt. Als sie sich über den furchtbaren Winter beklagt, erfährt sie von den Schneeglöckchen. So bezaubert ist sie von den Blumen, dass sie sofort welche haben will. Dass sie erst im Frühjahr blühen, will sie als Argument nicht gelten lassen und verspricht, denjenigen, der ihr welche bringt, großzügig zu entlohnen. Da Anja einen starken Bezug zur Natur und dem Wald hat, wird sie von ihrer Stiefmutter genötigt loszuziehen und nach den begehrten Blumen zu suchen, auch wenn dies eigentlich unmöglich ist. Doch Anja macht während ihrer Suche eine bemerkenswerte Entdeckung …

Anime nach einem alten Märchen

In den 1970ern und 1980ern wurden zahlreiche Animes produziert, die auf bekannten Geschichten basierten. Da waren beispielsweise die Serien der Reihe World Masterpiece Theater wie Heidi und Anne mit den roten Haaren oder andere Adaptionen wie Sindbad, die seinerzeit auch hierzulande Kinderaugen zum Leuchten brachten. In diese Zeit fällt auch der Film Anja und die vier Jahreszeiten, der seinerseits Teil einer Reihe war. Bei diesen World Masterpiece Fairy Tales wurden die unterschiedlichsten Märchen aus aller Welt gesammelt, darunter auch jenes um ein Mädchen, das in den Wald geschickt wird und dort die zwölf Monate trifft und mit ihnen Freundschaft schließt. Die Geschichte wurde mehrfach auf verschiedenste Weise adaptiert, etwa als Bühnenversion oder auch als sowjetischer Zeichentrickfilm Die zwölf Monate in den 1950ern.

Wer dieses nicht kennt, wird dennoch einige bekannte Merkmale darin vorfinden. Das Motiv der bösen Stiefmutter, welche die Protagonistin unterdrückt, findet sich in zahlreichen Geschichten, Vor allem der Vergleich zu Cinderella bietet sich an. In beiden Fällen gibt es nicht minder gemeine Stiefschwestern, die von der Mutter bevorzugt werden und die der Heldin nicht einmal den wenigen Besitz gönnen, den sie hat. Wo bei dem obigen Märchen die Rettung zumindest zum Teil durch einen Mann erfolgt, fehlt in Anja und die vier Jahreszeiten der Aspekt der Romantik vollkommen. Hier wird die Titelfigur durch die Natur selbst gerettet, verkörpert durch die Jahreszeiten bzw. die zwölf Monate. Wobei sie diese Rettung auch verdient, indem sie sich zuvor für die Tiere einsetzt.

Einfach, aber schön

Damit verbunden sind einige moralische Aussagen. Zentral ist die, dass die Güte eines Menschen wichtiger ist als jeder Besitz und jede Macht. Aber auch, dass der Mensch sich nie über die Natur erheben kann und er dieser mit einer gewissen Demut begegnen muss. Das wird an der Zarin verdeutlicht, die so weit entfernt vom realen Leben aufwächst, dass sich alle Regeln nach ihrem Willen beugen sollen. Gerade zu Beginn ist Anja und die vier Jahreszeiten durchaus auch humorvoll angelegt, wenn die Herrscherin eigenständig mathematische Gesetze umformuliert und partout nicht einsehen will, dass niemand einfach den Winter beenden kann. Das ist natürlich überzogen, selbst die narzisstischsten Despoten unserer Zeit würden kaum behaupten, über dem Naturgesetz zu stehen. Es veranschaulicht aber schön, wie Menschen die Bodenhaftung verlieren können.

Die Figuren sind zu dem Zweck auch recht einfach gehalten, werden allesamt sehr grob charakterisiert. Daran wird sich während der einstündigen Laufzeit auch nicht viel ändern, allein die Zarin macht eine Entwicklung durch. Sehr tiefsinnig ist Anja und die vier Jahreszeiten damit nicht. Aber es ist doch ein schönes Märchen, in mehrfacher Hinsicht auch altmodisch. Dazu gehört auch die Optik, die auf das Konto des Traditionsstudios Toei Animation geht, die recht schlicht ist. Dann und wann wird ein bisschen experimentiert, etwa bei den Flimmereffekten während des Sommers. Aber viel sollte man nicht erwarten. Regisseur Kimio Yabuki (Der gestiefelte Kater) richtet sich ohnehin an ein jüngeres Publikum. Dieses wird dafür verzaubert. Aber auch als Erwachsener darf man dem Charme des Animefilms noch erliegen.

Credits

OT: „Sekai Meisaku Douwa – Mori wa ikiteiru“
Land: Japan
Jahr: 1980
Regie: Kimio Yabuki
Drehbuch: Kimio Yabuki, Tomoe Takashi
Musik: Vladimir Ivanovich Krivtsov
Animation: Toei Animation

Bilder

Kaufen / Streamen

Amazon (DVD „Anja und die vier Jahreszeiten“)

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Anja und die vier Jahreszeiten
fazit
„Anja und die vier Jahreszeiten“ erzählt das Märchen um ein Mädchen, das in den Wald geschickt wird, um Schneeglöckchen zu sammeln, und dabei eine besondere Erfahrung macht. Das ist alles recht schlicht, aber schön. Die Aussagen rund um Güte und eine Wertschätzung der Natur sind nie verkehrt.
Leserwertung0 Bewertungen
0
7
von 10