Leipzig, Dezember 1734. An Ehrgeiz und Ideen mangelt es dem Komponisten Johann Sebastian Bach (Devid Striesow) nicht. Mit der Musik, die er für die kommende Weihnachtsmesse schreibt, will er ein Meisterwerk vorlegen, welches Kunst und Göttlichkeit zusammenbringt. Wäre da nur nicht der Stadtrat Adrian Stieglitz (Thorsten Merten), dem die Stücke des Kantors zu viel und zu ausufernd sind. Er will lieber etwas, mit dem er die Menschen anspricht. Während Bach nach einem Weg sucht, seine Ideen doch noch durchzusetzen, im Zweifel gegen den Willen der Stadtoberen, und dabei die Unterstützung seiner Frau Anna Magdalena (Verena Altenberger) erhält, hängt anderweitig der Haussegen schief. So fühlt sich Johanns Sohn Emanuel (Ludwig Simon) von dem Patriarchen nicht geschätzt und sucht nach einem Werk, auch künstlerisch Anerkennung zu finden …
Die Geschichte hinter einem epochalen Werk
Wenn Weihnachten naht, wimmelt es auch auf den öffentlich-rechtlichen Sendern vor entsprechend thematischen Filmen. Wobei die Vielfalt schon größer ist, da gibt es die unterschiedlichsten Beiträge. Dieses Jahr war da beispielsweise das Drama Die schönste Bescherung über ein kriselndes Ehepaar, das noch ein letztes Weihnachten mit den Kindern verbringen möchte. Tatort: Stille Nacht nutzte das festliche Setting, um mit dem Publikum einen Mörder zu suchen. Ungewöhnlich war zudem Zitronenherzen, bei dem es eine Journalistin in einen Groschenroman verschlägt, wo sie ein Bergdorf retten muss. Nun kommt mit Bach – Ein Weihnachtswunder ein weiterer deutscher Film, der einen ganz eigenen Zugang zu dieser Jahreszeit sucht.
Genauer geht es gar nicht so sehr um Weihnachten als vielmehr das bekannte Weihnachtsoratorium, ein sechsteiliges Oratorium, die Johann Sebastian Bach komponierte und die 1734 das erste Mal aufgeführt wurde. Für viele gehört dieses fest zum Weihnachtsfest zusammen. Insofern ist es schon auch interessant mal zu sehen, wie dieses entstanden ist. Zumindest Bach – Ein Weihnachtswunder nach war die Entstehungsgeschichte alles andere als einfach. Der Film zeichnet das Bild eines eigensinnigen Künstlers, der sich mit allen anlegte, erzählt aber auch von engstirnigen Beamten, die sich in alles einmischen, ohne Ahnung davon zu haben. Das klingt eigentlich nach einer Komödie, wäre prinzipiell auch als solche denkbar gewesen. Man nahm das hier aber schon ernst und versuchte sich an einer Mischung aus Personen- und Zeitporträt, bei der das Persönliche und das Musikalische zusammengeführt werden sollen.
Leidenschaft nur als Theorie
Wobei die Arbeit an dem epochalen Werk immer wieder durch Familienszenen unterbrochen wird. Da geht es um die Beziehung zur Ehefrau, die eine treibende Kraft war. Vor allem aber die Schwierigkeiten mit dem Sohn bekommen jede Menge Raum, da Letzterer ebenfalls musikalische Ambitionen hat, aber ignoriert wird. Das schafft schon etwas Identifikationsfläche: Dass das Genie letztendlich ein lausiger Vater war, der nicht sieht, was vor ihm ist, macht ihn nahbarer. Aber nicht unbedingt interessanter. Tatsächlich verpasst es Bach – Ein Weihnachtswunder, mit diesen Charakteren irgendwie Spannung zu erzeugen. Aus dem universellen Thema wird Beliebigkeit.
Insgesamt ist der als großes Event angekündigte Film wenig mitreißend geworden. Die Geschichte plätschert lang vor sich her, ohne viel über die Charaktere, die Zeit oder wenigstens das Stück auszusagen, trotz gegenteiliger Absichten. Das ist dann prominent besetzt und adäquat ausgestattet. Für ein Werk, das die Leidenschaft feiern will, lässt einen das Ergebnis aber überwiegend kalt. Klar, wer sich für das Oratorium interessiert oder mal wieder Menschen in historischen Kostümen sehen möchte, kann bei Bach – Ein Weihnachtswunder einschalten. Wunderbar ist das Drama aber kaum geworden, ein Ereignis schon gar nicht. Stattdessen gibt es biedere Berieselung, die eher zum seligen Dösen animiert, als dass sie bewegen würde.
OT: „Bach – Ein Weihnachtswunder“
Land: Deutschland, Österreich
Jahr: 2024
Regie: Florian Baxmeyer
Drehbuch: Christian Schnalke
Musik: Martina Eisenreich
Kamera: Sten Mende
Besetzung: Devid Striesow, Verena Altenberger, Ludwig Simon, Dominic Marcus Singer, German von Beug, Lotta Herzog, Thorsten Merten, Christina Große
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