Robbie Williams – Frauenheld, Popstar, Alkoholiker, Narzisst und vor allem eins: ein riesiges Arschloch. Zumindest beschreibt er sich so selbst in seinem Eröffnungsmonolog von Better Man – Die Robbie-Williams-Geschichte. Für die Zuschauer ist Robbie Williams auf den ersten Blick erst einmal eins: ein Affe. Die Geschichte beginnt jedoch bescheiden, im kleinen Häuschen eines jungen Robbie Williams in Stoke-on-Trent. Nachdem sein Vater ihn und seine Mutter verlassen hat, leben beide bei seiner Großmutter. Bereits in jungen Jahren plagen Robbie große Selbstzweifel. Paradoxerweise treibt ihn sein Ehrgeiz dennoch immer wieder ins Rampenlicht, was ihn schließlich zu einem Band-Casting führt, das sein Leben für immer verändern soll.
Wie ein Affe im Zoo…
Schon seit Jahren sind musikalische Biopics wieder schwer in Mode. Rocketman, Bob Marley: One Love oder zuletzt Back to Black folgen alle einem ähnlichen Muster. Mal mehr, mal weniger kritisch begleiten sie die Stars und Ikonen ihrer Zeit durch die Höhen und Tiefen ihrer Leben und Karrieren. Doch übertönt von großen Auftritten und lauter Musik kommt der Mensch hinter der Fassade oft zu kurz. Problematische Themen werden geschönt oder gar ausgelassen – ein Biopic ist eben keine Dokumentation, sondern vielmehr eine Art Schrein für Leben und Werk.
Auch Better Man – Die Robbie-Williams-Geschichte erzählt vom Leben und kometenhaften Aufstieg des britischen Popstars. Allerdings unterscheidet sich der neueste Film von Michael Gracey (Greatest Showman) trotz allem stark von den oben genannten Genre-Vertretern. Der offensichtlichste Unterschied: Robbie Williams wird so dargestellt, wie er sich selbst sieht – wie ein Affe in einem Zoo, der zur Belustigung seines Publikums performt. Doch Better Man ist weit mehr als nur eine Mischung aus Planet der Affen und Rocketman.
Ein innerer Kampf
Seit seiner Kindheit leidet Robbie Williams unter Selbstzweifeln, die durch die Vernachlässigung seines Vaters noch verstärkt werden. Während seiner Zeit bei Take That steht er stets im Schatten der anderen Bandmitglieder, allen voran Gary Barlow. Seine Texte und Ambitionen werden belächelt, während er selbst immer tiefer in Drogen und Alkohol abrutscht. Trotz allem treibt ihn sein Ehrgeiz dazu, der Welt und vor allem seinem Vater zu beweisen, dass mehr in ihm steckt als ein bloßer Entertainer. Better Man scheut sich nicht, die innere Ambivalenz von Robbie Williams darzustellen. Die Idee von Ruhm und Stardom ist weniger sein eigener Traum als der seines Vaters – doch zugleich die einzige Möglichkeit, dessen Anerkennung zu gewinnen. Mit Alkohol und Drogen versucht Robbie, der enormen psychischen Belastung zu entkommen, die der Kampf zwischen Selbstzweifeln und Ehrgeiz in ihm auslöst. Dieser Kampf findet nicht nur in seinem Inneren statt, sondern wird auch bildgewaltig visualisiert: als Auseinandersetzung zwischen ihm und älteren Iterationen seiner selbst. Mit ambitionierten Szenen wie dieser hebt sich Regisseur Michael Gracey ab und geht kreative Risiken ein, die sich in diesem Fall voll auszahlen.
State-of-the-Art
Für die technische Umsetzung seiner Vision eines primatenartigen Robbie Williams arbeitete Gracey mit Weta FX zusammen – einer Firma, die bereits 2024 für die Effekte des neuesten Ablegers der Planet der Affen-Reihe, Planet der Affen: New Kingdom, verantwortlich war. Das Ergebnis ist ein Affe mit zahlreichen Frisuren, der technisch makellos aussieht. Unter dem Motion-Capture-Anzug steckt allerdings nicht Robbie Williams selbst, sondern Jonno Davies, dem Williams nachträglich seine Stimme leiht. Trotz der Abwesenheit echter Mimik, um menschliche Emotionen zu visualisieren, ist Better Man mitreißend und zieht den Zuschauer mit seiner Emotionalität in den Bann. Das liegt nicht zuletzt an Robbie Williams berührenden Songs wie Angels und Feel.
OT: „Better Man“
Land: Australien
Jahr: 2024
Regie: Michael Gracey
Drehbuch: Simon Gleeson, Oliver Cole, Michael Gracey
Musik: Batu Senner
Kamera: Erik Wilson
Besetzung: Robbie Williams, Jonno Davies, Steve Pemberton, Alison Steadman, Kate Mulvany, Frazer Hadfield, Damon Herriman
Telluride Film Festival 2024
Toronto International Film Festival 2024
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