Biggest Heist Ever – Der große Bitcoin-Raub

Wer fleißig Netflix schaut, für den führt praktisch kein Weg an True Crime vorbei. Oft erscheinen im wöchentlichen Abstand neue Filme und Serien, welche vergangene Verbrechen aufarbeiten. Manchmal sind es sogar mehrere Titel pro Woche. Dabei werden die unterschiedlichsten kriminellen Tätigkeiten vorgestellt. Bei Cold Case: Wer ermordete JonBenét Ramsey? ging es um die nie ganz geklärte Frage, wer ein kleines Mädchen missbraucht und getötet hat. 900 Tage ohne Anabel erinnert an einen Entführungsfall, bei dem das Opfer mehr als zweieinhalb Jahre gesucht wurde. Buy Now: The Shopping Conspiracy wiederum nahm sich das Thema Wirtschaft vor und zeigte einige dubiose Machenschaften von Unternehmen auf. Ganz neu ist jetzt der Film Biggest Heist Ever – Der große Bitcoin-Raub, der noch einmal in eine ganz andere Richtung geht.

Altes Verbrechen, neue Methode

Auf der einen Seite ist der Fall ganz klassisch. Dass Menschen anderen etwas wegnehmen, was ihnen gehört, dürfte so alt wie die Menschheitsgeschichte sein. Gier ist eine zwar wenig vorzeigbare, dafür umso weiter verbreitete Eigenschaft. Ungewöhnlich an dem hier vorliegenden Verbrechen ist, dass es aber nicht um Geld, Schmuck oder andere konkrete Wertgegenstände ging, wie man es gewohnt ist. Stattdessen wurden – der Titel Biggest Heist Ever – Der große Bitcoin-Raub verrät es bereits – Bitcoins gestohlen. Das macht die Geschichte komplizierter, da es sich dabei um etwas rein Virtuelles handelt, was nicht physisch gestohlen werden kann. Das gilt für Summen auf Bankkonten natürlich auch im gewissen Maße. Es gibt aber zumindest noch ein Pendant zu handfestem Geld, während Kryptowährungen außerhalb des alten Systems laufen.

Gestohlen wird dann auch nicht, indem Safes aufgebrochen oder Banken überfallen werden. Im konkreten Fall gelang es zwei Menschen, die Wallets anderer zu hacken und so an deren Inhalt zu kommen. Das ist für die Betroffenen eine schwierige Situation, da die Polizei gar nicht damit umzugehen wusste. Niemand war auf solche Verbrechen vorbereitet. Zwar hatte sie bald Heather Morgan und Ilya Lichtenstein in Verdacht. Sie hatte aber keinen Zugriff auf deren Wallets und konnte deshalb nicht überprüfen, ob das verschwundene Geld dort gelandet ist. Biggest Heist Ever – Der große Bitcoin-Raub bringt diese Schwierigkeiten auf, dürfte damit aber auch so manche vor den Bildschirmen überfordern. Wer keine konkrete Vorstellung hat, was Kryptowährungen sind und wie sie funktionieren, könnte nur Bahnhof verstehen.

Ein Blick auf die Schuldigen

Wobei der True Crime erfahrene Regisseur Chris Smith (Bad Vegan: Berühmt und betrogen) auch nur zum Teil über dieses neue technologische Alternativ-Finanz-Phänomen spricht. Wichtig war ihm auch, die beiden Schuldigen vorzustellen. Bis zu einem gewissen Grad tun das solche Dokus natürlich immer. Bei Biggest Heist Ever – Der große Bitcoin-Raub ist aber noch etwas mehr zu holen, da die zwei recht ungewöhnlich sind. Vor allem Heather wird als schillernde Gestalt beschrieben, die weder dem Bild eines Verbrechers noch dem eines Computerhackers entspricht. Sie lebt eher in ihrer eigenen Welt, was sie aber nicht davon abhielt, im großen Stil andere zu bestehlen. Warum sie das tat, wird nicht ganz klar, auch weil die beiden nicht direkt in Erscheinung treten.

Das kann man Smith und seinem Team kaum zum Vorwurf machen. Es führt aber dazu, dass zusammen mit dem Thema der Film weniger zugänglich ist als andere True-Crime-Geschichten, bei denen man sofort mitfiebert. Mord, Entführung, Vergewaltigung, Gewalt, das ist alles etwas, das leicht verständlich ist und das man sich vorstellen kann, selbst wenn man nie in einer solchen Situation gewesen ist. Bei Biggest Heist Ever – Der große Bitcoin-Raub bleibt alles fremd, kurios, unfassbar. Aber das muss ja nicht unbedingt schlecht sein. Die Doku ist eine, die zwar nicht zu Herzen geht oder schockiert, bei der man aber zumindest verblüfft zuschauen kann, während Verbrechen begangen werden, die weit außerhalb der Erfahrung liegen.