Black Doves – Staffel 1

Nach außen hin führt Helen Webb (Keira Knightley) ein recht alltägliches Leben. Sie ist Mutter zweier Kinder, verheiratet mit dem britischen Verteidigungsminister Wallace (Andrew Buchan), wohnt in einem hübschen Haus. Dabei ist sie in Wahrheit Mitglied der Geheimorganisation Black Doves, spioniert dabei die unterschiedlichsten Leute aus, darunter ihren eigenen Ehemann, hat auch schon die eine oder andere Leiche auf dem Gewissen. Und doch geht es ihr sehr nahe, als ihr Liebhaber Jason (Andrew Koji) eines Tages ermordet wird. Wer könnte dahinter stecken? Und aus welchem Grund? Im Auftrag ihrer Chefin Reed (Sarah Lancashire) soll sie genau dies herausfinden. Dabei wird sie von ihrem Kollegen Sam Young (Ben Whishaw) unterstützt, der selbst einige Leichen im Keller hat …

Aus dem mörderischen Geheimleben

Zuletzt haben die Streamingdienste wieder eine Reihe namhafter Thrillerserien herausgebracht, in der Hoffnung, ein möglichst großes Publikum anzulocken. Amazon Prime Video versuchte sein Glück mit der Bestseller-Adaption Alex Cross über einen Polizisten, der einen brutalen Serienmörder jagt. Auf Sky gab es The Day of the Jackal, bei dem wir ein Katz-und-Mausspiel zwischen einem Auftragskiller und einer Agentin sehen. Ebenfalls dort ist Turmschatten gestartet, bei dem ein Agent Neonazis als Geisel nimmt. Auch diese beiden Serien basierten auf erfolgreichen Romanen. Dass es auch ganz ohne Vorlage geht, beweist Netflix mit der Serie Black Doves. Das heißt aber nicht, dass das Publikum deswegen auf bekannte Namen verzichten muss. Diese finden sich vor wie hinter der Kamera.

Die Aushängeschilder sind dabei natürlich Keira Knightley und Ben Whishaw, die in etwas ungewohnte Rollen schlüpfen. Natürlich waren beide zuvor schon in düsteren Produktionen zu sehen. Knightley etwa spielte in dem True-Crime-Film Boston Strangler eine Journalistin, die einem Serienmörder auf der Spur ist. Whishaw wiederum dürfte einigen als Tütfler Q in den neueren James Bons Filmen bekannt sein. Als eiskalte Mörder sind sie jedoch bislang nicht aufgetreten. Wobei sich Black Doves dadurch auszeichnet, dass die Figuren genau das nicht sind. Zumindest nicht ganz. Immer wieder blicken wir hinter die Kulissen, lernen Helen und Sam als Menschen kennen, die versuchen, ein reguläres Leben und ihre blutigen Tätigkeiten unter einen Hut zu kriegen. Wenn ein solcher Spagat in Filmen und Serien gewagt wird, dann gern in einem komischen Kontext. Hier wird es überraschend rührend, etwa wenn es um die Beziehung zwischen Sam und seinem Ex-Freund Michael (Omari Douglas) geht.

Unterhaltsam und kurzweilig

Das heißt nicht, dass der Genreanteil vergessen würde. Serienschöpfer Joe Barton (The Bastard Son & The Devil Himself) kombiniert Actionszenen mit Drama sowie Verschwörungselementen. Eigentlich sollte man ja meinen, dass eine Geheimorganisation ausreicht. Aber da treiben sich noch deutlich mehr Leute in den Schatten herum. Wer in diesem Bereich arbeitet, ist es gewohnt, ständig hinter die eigene Schulter zu schauen. Denn da kann immer jemand auftauchen, der dir nach dem Leben trachtet. Zumal das mit der Loyalität in Black Doves so eine Sache ist. Zwar arbeiten die beiden Hauptfiguren schon mit einer Art Moralkodex. So richtig verlassen kann man sich aber auf die wenigsten, da im Zweifel ein Menschenleben wenig wert und schnell ausgelöscht ist.

Das Ergebnis ist unterhaltsam und kurzweilig, auch weil man hier ausnahmsweise ein passendes Tempo vorlegt. Wo andere Thrillerserien oft unnötig in die Länge gezogen sind oder sich sehr sprunghaft zeigen, fand man bei Black Doves die richtige Balance aus den unterschiedlichen Bestandteilen. Das ist natürlich nicht alles neu, vieles hier kommt einem doch bekannt vor. Die besagten persönlicheren Momente, in Kombination mit den schauspielerischen Leistungen, sorgen aber dafür, dass das hier besser ist als vieles, was die Konkurrenz so hervorgebracht hat. Wer in Stimmung ist für einen kompakten Genrebeitrag, ist bei einer guten Adresse.