Wie gern würden die Geschwister Heinrich (Leo Alonso-Kallscheuer) und Rose (Alma von Aulock) mehr Zeit mit ihren Eltern (Luise Wolfram, Peter Schneider) verbringen. Doch die sind ständig mit ihrer Bäckerei beschäftigt, nicht einmal fürs Vorlesen von Geschichten reicht es bei ihnen. Als die beiden ein altes Märchenbuch finden und ihnen das hinunterfällt, purzeln einige Märchenfiguren heraus. Auf einmal stehen Hexe (Christina Große), Teufel (Detlev Buck), Rotkäppchen (Stephanie Amarell), Schneewittchen (Ceci Chuh) und Rumpelstilzchen (Rauand Taleb) vor ihnen und wissen nicht so recht, was sie mit der Welt der Menschen anfangen sollen. Und so beschließen sie, gemeinsam die silberne Brücke zu suchen, die zu dem Märchenwald führt. Denn dort lebt Liebegüte (Johanna Gastdorf), die als einzige noch die Märchen retten kann …
Adaption eines Kunstmärchens
Was für das ZDF die Märchenperlen sind, das ist bei der ARD Sechs auf einen Streich: eine Reihe, die jedes Jahr zu Weihnachten alte Märchen neu verfilmt. Üblicherweise darf sich das Publikum dann auf mehrere Werke freuen. So gab es zu Beginn 2008 sechs Filme – daher der Titel der Reihe –, danach sogar acht. Seit Jahren ist die Zahl aber rückläufig. So gab es letztes Jahr nur noch zwei neue Filme. Da war Die verkaufte Prinzessin, bei dem sich eine Prinzessin und die Enkelin eines Bergmanns mit alten Geschlechterbildern herumplagen müssen. In Das Märchen von der Zauberflöte müssen ein Trickbetrüger und ein Vogelfänge eine Prinzessin befreien. 2024 wird das alles noch weiter reduziert, es reicht mit Das Märchen von der silbernen Brücke gerade mal für einen Film.
Der 57. Teil der Reihe geht dabei einen etwas eigenen Weg. So basiert der Film nicht auf einem Volksmärchen, wie es viele der vorherigen Produktionen taten. Stattdessen stand das Kunstmärchen Die Silberne Brücke von Hertha Vogel-Voll Pate, das 1949/1950 das erste Mal erschienen ist und heute eher weniger Leuten etwas sagen dürfte. Die Besonderheit ist zudem, dass es sich um eine Art Meta-Märchen handelt. Anstatt in einem Märchen selbst zu spielen, geht es in der Geschichte darum, wie zwei Kinder die Welt der Märchen retten müssen und lauter Fabelgestalten wie die Hexe oder auch Schneewittchen in der realen Welt herumlaufen. Dabei geht es auch darum, dass die Menschen wieder anfangen zu glauben und etwas Magie in ihr Leben lassen.
Unterhaltsam und charmant
Filme und Serien, die von solchen Grenzüberschreitungen erzählen, gab es natürlich immer wieder mal. Manche werden sich vielleicht noch an Die Märchenbraut erinnern, eine Fantasy-Kinderserie, in der mehr oder weniger klassische Märchengestalten in die reale Welt kamen, nachdem deren Heimat in Gefahr ist. Verwünscht arbeitete hingegen mit mehr Humor, gerade zu Beginn wird viel mit Parodien gearbeitet. Das Märchen von der silbernen Brücke fällt irgendwo dazwischen. So geht es auch hier darum, die Märchenwelt zu retten. Das wird jedoch ebenfalls mit Witzen verbunden, wenn die Figuren in guter alter Fish-out-of-Water-Tradition Fremdkörper unter den Menschen sind und es dabei zu diversen komischen Situationen kommt.
Das ist dann zwar nicht so wirklich originell, weder bei der Handlung noch dem Humor. Das Meta-Potenzial, wenn es um Märchen als solche geht, wird auch nicht genutzt. Da wäre doch deutlich mehr möglich gewesen, wobei die kurze Laufzeit von unter einer Stunde notgedrungen eine Einschränkung darstellt. Dennoch ist das Ergebnis ganz unterhaltsam geworden. Anders als Dornröschen und der Fluch der siebten Fee, der aktuelle Teil der Märchenperlen, konzentriert sich Das Märchen von der silbernen Brücke auf das Wesentliche. Die Mischung aus Fantasie und Witz funktioniert ganz gut, hat Charme. Die Aussage, dass Menschen sich wieder mehr Zeit füreinander nehmen müssten, ist sowieso nie verkehrt.
OT: „Das Märchen von der silbernen Brücke“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Cüneyt Kaya
Drehbuch: Enrico Wolf
Vorlage: Hertha Vogel-Voll
Musik: Marian Lux
Kamera: Nikita Romanov
Besetzung: Leo Alonso-Kallscheuer, Alma von Aulock, Detlev Buck, Christina Große, Luise Wolfram, Peter Schneider, Johanna Gastdorf, Rauand Taleb, Stephanie Amarell, Ceci Chuh
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