1855 in London: Pierce (Sean Connery) hat Großes vor: Er will sich die 25.000 Pfund Gold unter den Nagel reißen, die regelmäßig per Zug nach Folkestone gebracht werden, um die britischen Soldaten im Krimkrieg zu besolden. Da das Gold sowohl in der Hauptstadt wie auch am Zielort schwer bewacht wird, bleibt nur die Möglichkeit, es während der Fahrt zu rauben. Einfach ist auch das nicht, es braucht gleich vier Schlüssel, um die Tresore zu öffnen. Zu diesem Zweck schließt er sich mit Agar (Donald Sutherland) zusammen, einem ebenfalls erfahrenen Dieb und Schlüsselspezialisten. Und auch Miriam (Lesley-Anne Down), die Freundin von Pierce, mischt bei dem Abenteuer eifrig mit. Doch je näher die drei ihrem Ziel kommen, umso mehr häufen sich die Probleme, die sie aus dem Weg räumen müssen …
Die (fast) wahre Geschichte eines Überfalls
Einem heutigen Publikum dürfte der Name Michael Crichton in erster Linie als Autor bekannt sein, schließlich geht das enorm erfolgreiche Franchise Jurassic Park auf einen seiner Romane zurück. Mit der von ihm geschaffenen Serie Emergency Room – Die Notaufnahme hat er zudem Fernsehgeschichte geschrieben. Dabei gerät zuweilen in Vergessenheit, dass der US-Amerikaner auch selbst Filme gedreht hat. Am ehesten ist dabei noch Westworld in Erinnerung geblieben, da das Werk die Grundlage der vielgerühmten Serie ist. Weniger präsent ist Der große Eisenbahnraub, alternativ auch als Der erste große Eisenbahnraub bekannt. Dabei kann die 1978 veröffentlichte Krimikomödie mit diversen großen Namen protzen. Connery, Sutherland und Down? Das ist schon ein namhaftes Ensemble, mit dem man Werbung machen konnte und kann.
Crichton verfilmte damit seinen eigenen 1975 veröffentlichten Roman. Der wiederum basiert auf einem wahren Kriminalfall, dem 1855 durchgeführten Great Gold Robbery. Wobei sich der Film eine Reihe von Freiheiten herausnimmt. Beispielsweise ging die Geschichte seinerzeit anders aus. Die Figur der Miriam wurde komplett neu erfunden. Und auch bei den Vorbereitungen lief das alles ein wenig anders ab, die Jagd auf die Schlüssel wurde umgeschrieben. Nicht nur, dass aus zwei dann vier wurden. Anstatt ganz einfach Wachskopien der Schlüssel machen zu können, muss sich das Trio bei Der große Eisenbahnraub einiges einfallen lassen, um überhaupt in die Nähe zu kommen. Von Mal zu Mal werden die Unternehmungen abenteuerlicher, der Film dabei absurder.
Albern, aber charmant
Man sollte hier dann auch nicht erwarten, einen ernstzunehmenden True Crime Heist Movie zu sehen. Der Film wird als Krimikomödie verkauft, arbeitet entsprechend mit viel Humor. Teilweise ist der sehr simpel und albern. Einer der vier Schlüssel muss beispielsweise besorgt werden, indem Miriam ihre Verführungskünste demonstriert. Das ist dann schon eine etwas billige Klamotte. Bei den Plänen sollte man auch nicht zu viel erwarten. Der große Eisenbahnraub ist da an mehreren Stellen wahnsinnig umständlich, wo es deutlich einfacher gegangen wäre. Als wäre es nicht schon halsbrecherisch genug, einen fahrenden Zug ausrauben zu wollen, hat Crichton lauter absurde Sachen drumherum erfunden, die alles nicht besonders zielführend sind. Für zwei Meisterdiebe stellen sie sich schon ziemlich dämlich an. Etwas irritierend ist, dass diese Tonalität zwischendurch jäh für eine überraschend brutale Szene unterbrochen wird, die irgendwie gar nicht in den Film passt.
Das bedeutet aber nicht, dass man hiermit nicht auch seinen Spaß haben kann. So hat dieses Überzogene und Alberne durchaus seinen Charme. Hinzu kommt das gut aufgelegte Ensemble, das sich diesem Blödsinn hingibt. Vor allem Sutherland darf mehrfach sein komisches Talent demonstrieren. Außerdem sind da noch die Settings und die Ausstattung, welche das Publikum mit auf eine Zeitreise ins 19. Jahrhundert nehmen. Zu sehen gibt es also einiges, auch bei dem finalen Höhepunkt, wenn der eigentliche Überfall ansteht. Man muss zwar in mehrfacher Hinsicht Augen zudrücken. Wer das aber kann und eine Vorliebe hat für solche Heist Movies, findet bei Der große Eisenbahnraub wohlig altmodische Unterhaltung, mit der man sich noch immer gut die Zeit vertreiben kann.
OT: „The First Great Train Robbery“
Land: UK
Jahr: 1978
Regie: Michael Crichton
Drehbuch: Michael Crichton
Vorlage: Michael Crichton
Musik: Jerry Goldsmith
Kamera: Geoffrey Unsworth
Besetzung: Sean Connery, Donald Sutherland, Lesley-Anne Down, Alan Webb, Michael Elphick, Malcolm Terris, Robert Lang
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