Seit Jahrzehnten schon ist der Hobbit Bilbo Beutling in Besitz eines ganz besonderen Rings, der ihn unsichtbar machen kann, seitdem er diesen in einer Höhle gefunden hat. Doch nun, da es an der Zeit ist, seine Heimat hinter sich zu lassen, überredet ihn der Magier Gandalf dazu, das Artefakt seinem Neffen Frodo zu hinterlassen, wo es sicher wäre. Zunächst sträubt sich Bilbo dagegen, bis er schließlich zustimmt. 17 Jahre später kehrt der Zauberer ins Dorf zurück, nachdem er erfahren hat, dass böse Kräfte von dem Aufenthaltsort des Rings wissen und ihn nutzen könnten, um ganz Mittelerde zu unterwerfen. Dies gilt es unter allen Umständen zu verhindern. Und so macht sich Frodo mit den Hobbits Sam, Pippin und Merry auf den Weg. Dabei ahnen die vier noch nicht, worauf sie sich eingelassen haben und welche Gefahren ihnen bald schon auflauern werden …
Animationsversion des Fantasyepos
Auch wenn im Vorfeld nicht wenige skeptisch waren: Peter Jacksons Der Herr der Ringe war ein überwältigender Erfolg, wird von Fans kultisch verehrt und zählt zu den besten Fantasyfilmen aller Zeiten. So sehr sind die Werke Teil der Popkultur geworden, dass man glatt vergessen kann, dass es schon vorher Adaptionen gab. Neben einer Reihe mal mehr, mal weniger offizieller Live-Action-Produktionen, die fürs europäische Fernsehen entstanden sind, waren da vor allem drei Animationsfilme, die versuchten, das Mittelerde-Epos von J. R. R. Tolkien in bewegte Bilder zu packen. Zuerst war da The Hobbit, welches 1977 veröffentlicht wurde, ebenfalls fürs Fernsehen. Ein Jahr später folgte Der Herr der Ringe, die einzige der zahlreichen Adaptionen, die ins Kino kam, bevor Jackson ein knappes Vierteljahrhundert später folgte.
Wirklich vergleichen lassen sich die beiden Werke kaum. Das liegt dabei nur bedingt an der Darstellungsform, wenn sich animierte und gespielte Szenen gegenüberstehen. Das größte Problem ist, dass Der Herr der Ringe nicht die Zeit bekam, um die Geschichte erzählen zu können. So ist der Animationsfilm gerade einmal 130 Minuten lang, kürzer also als jeder Teil von Jackson, musste dabei aber deutlich mehr abhandeln. Genauer war ursprünglich geplant, die gesamte Vorlage in zwei Filmen wiederzugeben. Schon die Live-Action-Variante hatte ihre Probleme damit, das ausufernde Werk so zurechtzustutzen, dass es filmisch erzählt werden kann. Und die Trilogie war doppelt bis dreifach so lang. Während der Einstieg des Animationsfilms noch einigermaßen funktioniert, wird danach das Geschehen in einem Zeitraffer wiedergegeben und dabei teils so sehr verstümmelt, dass kaum mehr etwas verständlich ist. Was übrig geblieben ist, bekommt nicht den Raum, um sich zu entfalten.
Visuelles Experiment
Wenn der Film dennoch einen Blick wert ist, dann liegt das an der Optik. Regisseur Ralph Bakshi, der 1972 mit der animierten Erwachsenenkomödie Fritz the Cat zu Ruhm gekommen war und 1977 mit Die Welt in 10 Millionen Jahren: Wizards zum Fantasygenre wechselte, setzte bei seiner Version von Mittelerde auf Rotoskopie. Dabei werden die Szenen mit realen Menschen gedreht und später überzeichnet. Auf diese Weise sind realistischere Animationen möglich, gerade auch bei den großen Schlachtszenen, die später gezeigt werden. Dieser stärkere Realismus wird aber streckenweise durch eine eigenwillige Farbgebung und visuelle Experimente kontrastiert. Tatsächlich gleicht Der Herr der Ringe oft einem psychedelischen Trip, der nichts mit der bodenständigen Fantasy bei Jackson gemein hat.
Dennoch war der Animationsfilm seinerzeit ein großer Erfolg und beeinflusste auf verschiedene Weise seinen deutlich berühmteren Nachfahren. Inhaltlich liegt man ohnehin nicht weit auseinander. Die Geschichte wurde zwar auch hier angepasst, damit es leichter in Filmform passt. Viele der großen Szenen aus der 2000er Trilogie waren aber auch hier schon drin. Manche sind beeindruckend, andere nicht. Die Auftritte der Ringgeister etwa sind stimmungsvoll geworden. Was in Der Herr der Ringe hingegen wenig funktioniert, sind die persönlichen Momente, bei denen das schauspielerische Talent gefragt war. Die bedrohlichen Momente von Gandalf oder Galadriel sind nicht als solche zu erkennen. Ein Ersatz für den Blockbuster ist das hier daher nicht. Und doch ist das Werk eine sonderbare Mischung aus Bekanntem und Fremden und ein Beweis dafür, was für ein außergewöhnlicher Regisseur Ralph Bakshi war.
OT: „The Lord of the Rings“
Land: Irland, Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Ralph Bakshi
Drehbuch: Chris Conkling, Peter S. Beagle
Vorlage: J. R. R. Tolkien
Musik: Leonard Rosenman
Kamera: Timothy Galfas
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