Der Herr der Ringe Die Schlacht der Rohirrim The Lord of the Rings: The War of the Rohirrim
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Der Herr der Ringe: Die Schlacht der Rohirrim

„Der Herr der Ringe: Die Schlacht der Rohirrim“ // Deutschland-Start: 12. Dezember 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Helm Hammerhand herrscht mit eiserner Hand über das Königreich Rohan. Dabei ist er für seinen Mut und seine Stärke bekannt, immer wieder hat er das in Schlachten bewiesen. Diplomatie ist hingegen weniger seine Stärke. Entsprechend ungehalten reagiert er, als eines Tages Freca bei ihm auftaucht, der Herrscher der zu Rohan gehörenden Westfold, und dafür wirbt, dass sein Sohn Wulf Helms Tochter Héra heiraten soll. Diese kennt den jungen Mann, kennt ihn seit ihrer Kindheit, als die beiden miteinander befreundet waren, wovon aber niemand etwas wissen durfte. Und so bleibt sie auch still, als die beiden Anführer aneinandergeraten und Freca bei einem Duell unvermittelt stirbt. Wutentbrannt will daraufhin Wulf auf den König losgehen. Dabei wird er zwar zurückgehalten. Doch er schwört Rache. Und er hat auch eine Idee, wie er diese umsetzen wird …

Mittelerde trifft Anime

Über mangelnden Nachschub können sich Fans von Herr der Ringe eigentlich nicht beklagen. Gerade erst kam die zweite Staffel von Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht heraus, die mit großem Aufwand die von J. R. R. Tolkien erschaffene Fantasywelt auf die heimischen Bildschirme zauberte. Zwei neue Live-Action-Kinofilme sind derzeit in Arbeit und sollen ab 2026 erscheinen. Bis es so weit ist, steht nun erst einmal Der Herr der Ringe: Die Schlacht der Rohirrim an. Dabei kehrt das Franchise gleich in mehrfacher Hinsicht in die Vergangenheit zurück. Zum einen wird hier eine Geschichte erzählt, die rund 200 Jahre vor den Ereignissen in Peter Jacksons gefeierter Trilogie spielt. Zum anderen handelt es sich um einen Animationsfilm. Und wer sich mit den verschiedenen Versionen von Mittelerde auskennt, weiß, dass am Anfang, lang vor den Realfilmen, mehrere Animationsfilme gedrehte wurden, von denen Der Herr der Ringe 1978 sogar recht erfolgreich war. Handelte es sich damals aber um US-Produktionen, blickte man dieses Mal nach Fernost. Das europäische Pseudo-Mittelalter wird in ein Anime-Gewand gesteckt.

Das klingt ein wenig kurios, weil dabei zwei Welten aufeinandertreffen. Das Ergebnis ist jedoch sehr viel weniger spannend, als man hätte erhoffen dürfen. Zwar wurde mit Kenji Kamiyama ein erfahrener Regisseur verpflichtet, der unter anderem das schöne Fantasyabenteuer Ancien und das magische Königreich inszeniert hat. Bei seiner Adaption der bekannten Vorlage wird es aber sehr beliebig. Klar, dass er ähnlich stark experimentieren würde, wie es Ralph Bakshi bei der oben genannten Version von 1978 getan hatte, war hier nicht zu erwarten. Aber mehr als austauschbare 08/15-Designs wären schon drin gewesen. Der Herr der Ringe: Die Schlacht der Rohirrim ist völlig frei von einer persönlichen visuellen Note. Man erkennt zu keiner Zeit eine eigene Vision. Technisch ist das auch durchwachsen. Dann und wann sind zwar die Hintergründe ganz gut geworden. Dafür sind die Animationen nicht auf Kinoniveau, das ruckelt schon sehr unschön. Dass man hier kein Herzensprojekt wie Der Junge und der Reiher bekommen würde, war zwar klar. Ganz so unambitioniert hätte das aber nicht sein müssen.

Zwischen Langeweile und Ärger

Die optische Enttäuschung ließe sich leichter wegstecken, wenn der Film inhaltlich etwas zu bieten hätte. Aber auch da bleibt man weit unter den Möglichkeiten. Wer beispielsweise an den Romanen oder den Adaptionen die Fantasyaspekte mochte, braucht erst gar nicht vorbeizuschauen. An einer frühen Stelle gibt es ein originelles Monster, das auf furchterregende Weise in Szene gesetzt wird. Später tauchen kurz Orks auf. Das war es aber auch schon, Der Herr der Ringe: Die Schlacht der Rohirrim handelt in erster Linie von Streitigkeiten zwischen Menschen. Von den vielen sonderbaren Wesen, die wir mit dieser Welt in Verbindung bringen, ist ebenso wenig zu sehen wie von Magie. Natürlich können auch rein menschliche Konflikte spannend sein. Dafür sind die Figuren hier aber zu langweilig, zumal man auch verpasst, die kulturellen Hintergründe herauszuarbeiten. Wulf hätte eine tragische Figur sein können und sollen. Hier wirkt er mehr wie ein Kind, das einen Tobsuchtsanfall bekommt, weil man ihm kein Eis gekauft hat.

Und als wäre das nicht alles schon bescheiden genug, gibt es mehrfach Anlass zum Ärger. Wenn beispielsweise der Feind zu zweit vor dem Tor steht und die riesige Armee tatenlos zusieht, ist das ebenso bescheuert wie die Behauptung, alle Botenvögel würden vom Himmel geholt, während gleichzeitig ein Adler problemlos vorbeifliegt. An zu vielen Stellen merkt man einfach, dass das vierköpfige Drehbuchteam der Aufgabe nicht gewachsen war, wenn Idiotie auf Pathos und grausige Dialoge trifft. Das mag sich jetzt schlechter anhören, als es ist. In der Summe ist Der Herr der Ringe: Die Schlacht der Rohirrim sicherlich zweckmäßig. Das Potenzial, welches zwischendurch aufgezeigt wird, wird aber nie ganz genutzt. Man merkt hier leider deutlich, dass der Film ursprünglich nur produziert wurde, um die Lizenz behalten zu dürfen. Wer gern Fantasyanimes mag, schaut rein, zum Ende gibt es auch viel Action. Im Vergleich aber etwa zu Frieren: Nach dem Ende der Reise ist das hier mehr als nur eine Klasse schlechter.

Credits

OT: „The Lord of the Rings: The War of the Rohirrim“
Land: USA, Japan
Jahr: 2024
Regie: Kenji Kamiyama
Drehbuch: Jeffrey Addiss, Will Matthews, Phoebe Gittins, Arty Papageorgiou
Vorlage: J. R. R. Tolkien
Musik: Stephen Gallagher
Animation: Sola Entertainment

Bilder

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Der Herr der Ringe: Die Schlacht der Rohirrim
fazit
„Der Herr der Ringe: Die Schlacht der Rohirrim“ erzählt eine Vorgeschichte rund um den legendären König aus Mittelerde in Form eines Animes. Klingt kurios, ist letztendlich aber vor allem fade. Die Geschichte gibt nicht viel her, die Optik erreicht kein Kinoniveau, es gibt nicht einmal wirklich viel Fantasy. Dann und wann zeigt der Film Potenzial, mehr als Durchschnitt ist das hier aber nicht.
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