Um die Beziehungen zwischen Dänemark und England zu kräftigen, wird 1766 beschlossen, dass der dänische König Christian VII. (Mikkel Boe Følsgaard) und Caroline Mathilde (Alicia Vikander) miteinander verheiratet werden sollen. Die Beziehung steht jedoch von Anfang an unter keinem guten Stern. So stellt sich der junge Monarch, der Caroline als gebildet und kulturell interessiert angepriesen wurde, als kindlich und ziemlich eigensinnig heraus. Sex will er zwar schon, weswegen er immer wieder in Bordellen unterwegs ist. Mit seiner neuen Frau kann er hingegen wenig anfangen. Auch für die Politik interessiert er sich nicht, delegiert das lieber an andere. Die junge Monarchin ist unglücklich mit dieser Situation. Erst als Christian den deutschen Leibarzt Johann Friedrich Struensee (Mads Mikkelsen) an die Seite gestellt bekommt, ändert sich das, denn die beiden werden ein Liebespaar. Währenddessen macht sich Struensee am Hof mächtige Feinde …
Machtkämpfe am dänischen Hof
Während seiner Karriere als Regisseur und Drehbuchautor war Nikolaj Arcel an den unterschiedlichsten Werken beteiligt. So drehte er unter anderem die Liebeskomödie Die Wahrheit über Männer (2010) und das Stephen King Fantasyabenteuer Der dunkle Turm (2017). Zuletzt lief sein King’s Land (2023) im Kino, in dem er von einem einfachen Mann erzählte, der ein Land besiedeln möchte und damit einem Gutsherrn in die Quere kommt. Sein wohl bekanntestes Werk ist aber nach wie vor das Historiendrama Die Königin und der Leibarzt, das 2012 auf der Berlinale mehrere Preise erhielt und später auch bei den Oscars und den Golden Globes als bester fremdsprachiger Film im Rennen war. Basierend auf wahren Begebenheiten schilderte er darin von Konflikten und Intrigen im dänischen Königshaus im 18. Jahrhundert.
Damals nahm er bereits einige Punkte vorweg, die sich auch in seinem aktuellen Film finden lassen. Nicht nur, dass in beiden Werken Mads Mikkelsen die Hauptrolle spielt. Der bekannte Darsteller verkörpert in den zwei Dramen zudem jeweils einen Menschen, der aus eher einfachen Verhältnissen kommt und sich mit den falschen Leuten anlegt. Wo es bei King’s Land aber „nur“ ein einzelner Gutsherr ist, weshalb manche den Film als Western bezeichnen, da kommt es in Die Königin und der Leibarzt zu Konflikten mit dem ganzen Hofstaat, auch Geistliche und Angehörige des Militärs wurden zu Feinden. Das ist natürlich eine Menge, weshalb das Schicksal des Arztes nicht sonderlich überrascht. Dabei geht es in dem Drama aber gar nicht so sehr um Macht und Besitz, zumindest aus Sicht des Protagonisten.
Teils spannend, teils behäbig
Stattdessen beschreibt Arel eine Gesellschaft, die sich im Umbruch befindet. Mit wachsendem Einfluss schafft Struensee einige archaische Ansichten und Praktiken ab, darunter Zensur und Folter, macht Dänemark zu einem freieren Land. Aber wie das so ist, da sind auch immer konservative Kräfte, die sich dagegen wehren und zur Not lügen und betrügen, wenn nicht noch mehr. Erlaubt ist, was die eigene Macht bestätigt. Die Königin und der Leibarzt verbindet dieses Zeitporträt aber mit der persönlichen Geschichte rund um die Affäre zwischen den beiden Hauptfiguren. Diese ist eher weniger interessant, auch weil die Protagonistin eine ziemlich langweilige Figur ist. Beim Arzt sieht es besser aus, zumindest wird er als ambivalent beschrieben, wenn er sicher das Land voranbringt, dabei aber ähnlich wenige Skrupel zeigt. Von der Sache mit dem Ehebruch ganz zu schweigen.
Teile der Geschichte sind spannend, selbst für ein heutiges Publikum, das mit der damaligen Gesellschaft nicht viel am Hut hat. Vor allem Zuschauer und Zuschauerinnen, die sich an Intrigen und Machtkämpfen erfreuen, werden bedient. Hinzu kommen andere positive Aspekte, darunter die namhafte Besetzung und die gute Ausstattung. Allerdings gibt es auch immer mal wieder Passagen bei dem Historiendrama, die sich ziehen und nicht viel zu erzählen haben. Die Königin und der Leibarzt ist auch kein sonderlich bemerkenswerter Film, wenn es um die Inszenierung geht. Arcel macht das zwar alles kompetent, aber ohne große eigene Note. Ein bisschen behäbig und beliebig ist seine Interpretation des Kostümfilms schon.
OT: „En kongelig affære“
IT: „A Royal Affair“
Land: Dänemark, Tschechische Republik, Schweden
Jahr: 2012
Regie: Nikolaj Arcel
Drehbuch: Nikolaj Arcel, Rasmus Heisterberg
Vorlage: Bodil Steensen-Leth
Musik: Gabriel Yared, Cyrille Aufort
Kamera: Rasmus Videbæk
Besetzung: Mads Mikkelsen, Mikkel Boe Følsgaard, Alicia Vikander, David Dencik, Trine Dyrholm, William Jøhnk Nielsen, Cyron Bjørn Melville, Laura Bro
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 2013 | Bester fremdsprachiger Film | nominiert | |
Berlinale | 2012 | Goldener Bär | nominiert | |
Bester Darsteller | Mikkel Boe Følsgaard | Sieg | ||
Bestes Drehbuch | Nikolaj Arcel, Rasmus Heisterberg | Sieg | ||
César | 2013 | Bester ausländischer Film | nominiert | |
Golden Globes | 2013 | Bester fremdsprachiger Film | nominiert |
Amazon (DVD „Die Königin und der Leibarzt“)
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