Mit Erfolgen kannte sich Akira Toriyama natürlich aus. Nachdem er Ende der 1970er bereits erste Mangas zeichnete, feierte er mit seinem 1980 begonnenen Dr. Slump seinen Durchbruch. Mehr als 30 Millionen Bände verkaufte die Reihe, wurde auch als Anime adaptiert. Und doch wird sein erster großer Titel zuweilen vergessen, weil er gleich im Anschluss ein Werk veröffentlichte, das alles in Schatten stellen sollte und in mancherlei Hinsicht bis heute Maßstäbe setzt. Mit mehr als 260 Millionen verkauften Bänden gehört die von 1984 bis 1995 veröffentlichte Reihe zu den erfolgreichsten Comics aller Zeiten. Hinzu kommen unzählige Anime-Projekte, Videospiele und Merchandising.
Alte Einflüsse, neu gemixt
Dabei war die Geschichte um den jungen Kämpfer, der einen Schwanz hat und mit anderen Kugeln sucht, die einen Wünsche erfüllenden Drachen herbeibeschwören, nur zum Teil seine Erfindung. So ließ er sich ausgiebig von dem chinesischen Romanklassiker Die Reise nach Westen inspirieren und verband dies mit seiner Vorliebe für klassische Martial-Arts-Action. Auch der japanische Romanklassiker Hakkenden, der später als Vorlage für die Animeserie The Hakkenden diente, wurde zum Ideengeber. Und doch würde man dem Manga kaum gerecht werden, wenn man ihn auf diese bewährten Bestandteile reduzierte. Vielmehr machte Toriyama daraus etwas ganz Eigenes, das verschiedenste Einflüsse zusammenbrachte – und auch die verschiedensten Genres.
Tatsächlich ist gerade der Anfang ein wilder Mix. Grundsätzlich handelt es sich natürlich schon um ein klassisches Abenteuer, wenn der Held gemeinsam mit anderen auszieht, um mal nach Schätzen, den Dragon Balls, zu suchen, mal gegen das Böse zu kämpfen. Der starke Fokus auf die Kampfkunst, wenn Son Goku lange bei seinem Meister in die Lehre geht, ist jedoch eigentlich eine andere Art Geschichte. Ebenso kurios ist, wie Fantasy-Elemente und Science-Fiction miteinander gekreuzt werden und es quasi unmöglich ist, ein zeitliches Setting zu bestimmen. Wie oft sieht man schon, dass jemand Magie anwendet, Drachen und Monster unterwegs sind und gleichzeitig Leute in Autos umherfahren? Und als wäre das nicht schon besonders genug, gibt es auch reichlich Humor. Wobei man hier ein wenig einschränken muss. Zum einen sind gerade die sexualisierten Witze, bei denen es darum geht, den Frauen unter den Rock zu schauen, schon sehr altmodisch und plump. Andere Gags sind dafür umso origineller, selbst 40 Jahre später.
Im Wandel der Zeit
Wobei Toriyama selbst den Humor mit der Zeit zurückfuhr. Aus dem spaßigen Abenteuer wurde eine ernste Angelegenheit, je älter der Held wurde, umso stärker verschob sich der Fokus hin zu den Actionszenen, die anfangs noch vergleichsweise selten waren. Das merkt man gerade auch, wenn man sich die Filme anschaut. Obwohl der Protagonist immer noch derselbe ist, kann man die Kinowerke aus den 1980ern und die letzten kaum noch miteinander vergleichen. Dabei hat sich nicht nur Son Goku weiterentwickelt, wurde stärker und später selbst Vater eines Jungen. Das Umfeld wuchs auch stetig an. Natürlich gab es von Anfang an schon diverse andere Figuren, die Teil der Odyssee waren. Der Held blieb nicht lange allein. Mit der Zeit wurden es aber so viele Charaktere, dass es nahezu unmöglich war, noch irgendwann quer einzusteigen und nachzuvollziehen, wie diese ganzen Leute zusammenhängen, vergleichbar zum inzwischen ähnlich ausufernden Detektiv Conan.
Und auch sonst kannte man kein Halten. Ursprünglich hatte Toriyama geplant, die Geschichte nach dem Sammeln der sieben Kugeln zu einem Abschluss zu bringen. Dann machte er aber doch weiter, was dazu führte, dass es neue Aufgaben für den Jungen brauchte. Also führte er neue Feinde ein, jeder neue stärker als der vorherige. Und da es auf der Erde keine Steigerung mehr gab, durften Außerirdische ran, gegen die der Held antreten musste. Einige davon wurden dadurch selbst zu Berühmtheiten, die Reihe legte immer Wert auf erinnerungswürdige Figuren, sowohl im Hinblick auf deren Hintergründe wie das Aussehen. Wobei sich auch bei Letzterem im Lauf der Zeit einiges geändert hat: Passend zu dem Verlust des humorvoll-unschuldigen Tons wurden die Charaktere definierter, größer, muskulöser.
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