Ein klitzekleines Weihnachtswunder

Es weihnachtet bereits sehr, die Menschen in dem kleinen Ort Wellington-by-Sea bereiten sich bereits fleißig auf das Fest der Feste vor. Nur bei dem Jungen Danny will keine richtige Stimmung aufkommen, als er erfährt, dass seine Mutter arbeiten muss – mal wieder. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, bekommt er nicht mit, dass die Schule wegen des massiven Schneefalls geschlossen ist, weshalb er die Zeit allein mit der strengen Lehrerin Trapper verbringen muss. Die anderen Kinder sind dabei teilweise ebenfalls ohne Eltern, weil die aufgrund der widrigen Bedingungen nicht zurückfahren können. Für den Nachwuchs ist das aber nicht schlimm, können sie so doch den Tag verbringen, wie es ihnen gefällt. Und selbst der Weihnachtsmann hat mit dem Wetter zu kämpfen, kommen er und sein Rentier nur noch mühselig voran …

Animationsfilm nach drei Kinderbüchern

Das Angebot an Weihnachtstiteln war zwar dieses Jahr durchaus reichhaltig. Im Hinblick auf die Abwechslung war die Ausbeute aber eher enttäuschend, ein Großteil der Originalentwicklungen waren Liebeskomödien wie zuletzt Our Little Secret über ein Ex-Paar, das sich bei einem Weihnachtsfest wieder über den Weg läuft. Und auch bei den Lizenzierungen hielt man sich bevorzugt an RomComs. Jetzt kommen aber dankenswerterweise noch einige Titel heraus, die Weihnachten auch für andere Geschichten verwenden. Zuerst war da Die Schneeschwester, eine norwegische Romanadaption über einen Jungen, dessen Familie an einem Schicksalsschlag zu zerbrechen droht. Mit Ein klitzekleines Weihnachtswunder folgt nun der obligatorische Animationsfilm zum Jahresende.

Dabei basiert auch die britische Produktion auf einem Buch. Es sind sogar drei. Die Vorlage liefert das gleichnamige Kinderbuch sowie zwei weitere, die Richard Curtis zum Thema Weihnachten verfasst hat. Bei dem Namen dürften manche hellhörig werden. Tatsächlich handelt es sich um Werke des Briten, der unter anderem die Drehbücher für Notting Hill und Vier Hochzeiten und ein Todesfall verfasst hat und mit Tatsächlich… Liebe selbst einen modernen Weihnachtsklassiker inszeniert hat. Curtis war dann auch an dem Drehbuch von Ein klitzekleines Weihnachtswunder beteiligt und sorgte dafür, dass seine Geschichten in einem Film zusammenfinden. Die Aufgabe war nicht ganz einfach, da die drei Bücher zwar thematisch verwandt sind, aber nicht direkt miteinander verbunden. Das ist beim Film auch so, es werden mehrere Handlungsstränge parallel erzählt, die unabhängig voneinander funktionieren und lediglich durch das Setting zusammengehalten werden.

Sympathisch mit schönen Nuancen

So etwas kann schnell willkürlich werden. Aber es gelingt doch Curtis und Simon Otto, der zuvor unter anderem als Head of Character Animation bei Drachenzähmen leicht gemacht gearbeitet hat und hier sein Spielfilmdebüt als Regisseur vorlegt, einen Film zu konzipieren, der in sich stimmig ist. Ein bisschen ungewöhnlich ist es natürlich schon, dass es hier keine Hauptfigur gibt, wir es vielmehr mit dem Porträt einer Gemeinschaft zu tun haben. Ein klitzekleines Weihnachtswunder sorgt aber auch durch wiederkehrende Themen dafür, dass das aus einem Guss ist und kein bloßes Stückwerk. Die Themen haben dabei mehr Tiefgang, als es in solchen Filmen oft der Fall ist. Beispielsweise wird anhand zweier Schwestern der Gegensatz von gut und böse durchgenommen, der gar nicht so eindeutig ist, wie man das annehmen könnte. Auch bei anderen Figuren werden mit der Zeit Nuancen enthüllt, wodurch das junge Zielpublikum lernen soll, ein wenig hinter die Kulisse zu blicken.

Wobei der Ernst, auch der um Dannys familiäre Situation, eher etwas im Hintergrund läuft. Über weite Strecken ist Ein klitzekleines Weihnachtswunder primär eine Komödie, kein Drama. Der Humor ist dabei typisch kindlich mit viel Chaos, bei dem es drunter und drüber geht. Das ist dann weniger anspruchsvoll, teilweise wird es schon klamaukig, was den Film dann etwas austauschbar macht. Auch visuell verpasst es Locksmith Animation, die zuvor das leider unterschätzte Ron läuft schief produziert haben, ein wirklich eigenständiges Werk mit viel Wiedererkennungswert vorzulegen. Aber es ist sympathisch, unterhaltsam und eignet sich gut dafür, es sich mit der Familie auf der Couch gemütlich zu machen und sich daran erinnern zu lassen, worauf es wirklich ankommt.