Ein Zug voller Hoffnung Il Treno dei Bambini The Children’s Train Netflix Streamen online
© Anna Camerlingo/Netflix

Ein Zug voller Hoffnung

Ein Zug voller Hoffnung Il Treno dei Bambini The Children’s Train Netflix Streamen online
„Ein Zug voller Hoffnung“ // Deutschland-Start: 4. Dezember 2024 (Netflix)

Inhalt / Kritik

1946 ist der Zweite Weltkrieg zwar vorbei, die Menschen gehen dazu über, ihr Leben wieder aufzubauen und einen Alltag zu suchen. Doch die Spuren der Verwüstung sind allgegenwärtig, viele Leben in Armut. Vor allem im Süden des Landes ist die Situation schwierig. Aus diesem Grund beschließt Antonietta (Serena Rossi) schweren Herzens, ihren siebenjährigen Sohn Amerigo (Christian Cervone) in den Norden zu schicken, wo er bei Derna (Barbara Ronchi) den Winter verbringen soll. Bislang war der Junge nicht aus seiner Heimat herausgekommen, hat nichts von der Welt gesehen. Vor allem ist er es nicht gewohnt, von seiner Mutter getrennt zu sein. Auch ihm fällt der Abschied deshalb schwer, obwohl Derna alles dafür tut, dass sich Amerigo bei ihr wohlfühlt und es ihm an nichts mangelt. Dabei ahnt sie noch nicht, dass sie sein Leben für immer verändern wird …

Schwere Gefühle mit wahrem Hintergrund

Dass es gegen Ende des Jahres bei Netflix gefühlvoller zugeht, ist nichts Neues. Schließlich mag das Publikum dann die großen Gefühle. Meistens läuft es dann auf harmlose Liebeskomödien mit weihnachtlicher Deko hinaus, festlich geschmückte Zuckerwatte. Dieses Jahr bringt der Streamingdienst aber auch diverse Titel heraus, bei denen es deutlich härter zugeht. Da war Lass los über eine auseinanderbrechende Familie, die sich anlässlich eines Poledance-Wettbewerbs zusammenraufen muss. Joy befasste sich mit den Themen unerfüllter Kinderwunsch und drei Menschen, die das ändern wollen. Und dann war da natürlich noch Die Schneeschwester, dort ging es um eine Familie, die sich mit dem Tod eines der Kinder auseinandersetzen muss. Wem nach all dem Drama der Sinn nach noch mehr schweren Emotionen ist, für den gibt es jetzt neu Ein Zug voller Hoffnung im Angebot.

Der italienische Film hat dabei eine Vorlage, genauer sogar zwei. So handelt es sich hierbei um die Adaption des gleichnamigen Romans von Viola Ardone, die damit 2019 ihren Durchbruch feierte. Dabei grifft die Autorin auf wahre Ereignisse zurück. Die Initiative „treni della felicità“ wurde 1945 ins Leben gerufen und sollte Kindern aus ärmlichen Verhältnissen ein besseres Leben ermöglichen, indem sie zu Familien im reicheren Norden gebracht wurden. Rund 70.000 Kinder wurden auf diese Weise bis 1952 transportiert. Die meisten davon kehrten nach einer Weile in die Heimat zurück. Manche blieben aber auch. Ein Zug voller Hoffnung greift dieses Thema auf und veranschaulicht dies anhand eines fiktionalen Einzelschicksals.

Nachdenkliches Rührstück

Dieses soll natürlich schon stellvertretend für das gesamte Projekt stehen und dabei ganz universelle Fragen stellen. Da geht es etwas darum, was eigentlich eine Familie ausmacht. Wenn Antonietta in Ein Zug voller Hoffnung ihren Sohn einer fremden Frau anvertraut, geschieht das in der Absicht, ihm ein besseres Leben zu ermöglichen. Aber ist es damit auch besser? Was wiegt mehr, eine gute Versorgung und das Geigenspiel, welches Amerigo auf diese Weise lernen kann, oder die Nähe zur Mutter? Da geht es also auch um das Loslassen und Verzicht, ohne dass das Drama sich zu sehr festlegen würde, was denn die richtige Antwort ist. Beide Entscheidungen haben Folgen, gute wie schlechte, die nur schwer miteinander aufzuwiegen sind.

Ein bisschen Stoff zum Nachdenken gibt es hier also durchaus. Vor allem sollen die Zuschauer und Zuschauerinnen aber schwer bewegt werden. Grundsätzlich funktioniert das auch schon. Die Geschichte um einen Jungen, der eine neue Familie entdeckt, sich dabei aber von der alten entfremdet, ist schon geeignet, die eine oder andere Träne hervorzulocken. Sonderlich subtil geht Regisseurin Cristina Comencini dabei aber nicht vor. Da wird schon mal etwas kräftiger aufgetragen, um ans Ziel zu kommen. Zwischendurch ist Ein Zug voller Hoffnung zwar schon etwas naturalistischer, wenn es um die Darstellung des Alltags geht. Bei den Schlüsselmomenten wird aber deutlich mehr gemacht, was es so nicht unbedingt gebraucht hätte und aus der Geschichtsstunde ein Rührstück macht. Wer dafür empfänglich ist, zu dieser Jahreszeit oder auch während des Jahres, wird reichlich bedient. Diese Form der Manipulation hätte es aber nicht unbedingt gebraucht.

Credits

OT: „Il Treno dei Bambini“
IT: „The Children’s Train“
Land: Italien
Jahr: 2024
Regie: Cristina Comencini
Drehbuch: Furio Andreotti, Giulia Calenda, Cristina Comencini, Camille Dugay
Vorlage: Viola Ardone
Musik: Nicola Piovani
Kamera: Italo Petriccione
Besetzung: Barbara Ronchi, Serena Rossi, Christian Cervone, Stefano Accorsi, Francesco Di Leva, Antonia Truppo

Bilder

Trailer

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Ein Zug voller Hoffnung
fazit
„Ein Zug voller Hoffnung“ erzählt von einem Jungen aus armen Verhältnissen, der den Winter über bei einer fremden Frau verbringen soll, die sich besser um ihn kümmern kann. Die Adaption des gleichnamigen Romans spricht schwere Themen an und stellt einige Fragen rund um die Familie. Das ist sehenswert, auch wenn es zuweilen schon manipulativ wird, wenn unbedingt große Gefühle erzeugt werden sollen.
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