Es liegt an dir Cherie Nous, les Leroy
© 2024 Nolita Cinema, Foto: François Dourlen

Es liegt an dir, Chéri

„Es liegt an dir, Chéri“ // Deutschland-Start: 19. Dezember 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Die Ehe von Sandrine (Charlotte Gainsbourg) und Christophe (José Garcia) war auch schon mal glücklicher. Seit zwanzig Jahren sind die beiden inzwischen zusammen, zuletzt lebten sie aber nur nebeneinander her – wenn sie sich nicht gerade streiten. Während in Sandrine die Erkenntnis wächst, dass die Partnerschaft ihrem Ende zugeht, hat Christophe die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Und so überredet er seine Familie dazu, noch eine letzte gemeinsame Reise zu machen, um zu sehen, ob es nicht doch noch eine Chance gibt. Die anderen sind skeptisch, lassen sich aber darauf ein. Und so begeben sich Sandrine, Christophe sowie die beiden erwachsenen Kinder Bastien (Hadrien Heaulmé) und Loreleï (Lily Aubry) auf eine Reise, die sie in die Vergangenheit führt und die über ihre Zukunft bestimmen wird …

Die komische Suche nach der Zukunft

Familienstreitigkeiten sind natürlich unerfreulich, können sogar richtig hässlich werden. Für Filmschaffende sind sie aber ein dankbares Thema, da sich sehr leicht Identifikationsflächen für das Publikum errichten lassen. Ob sich nun Ehepaare zoffen oder es zu Konflikten zwischen den Generationen kommt, man findet sich schnell in diesen Geschichten wieder. Das Ganze lässt sich als Drama umsetzen etwa beim Scheidungsklassiker Kramer gegen Kramer oder natürlich als Komödie. Gerade zu Weihnachten kommen viele Filme, bei denen es auf lustige Weise kracht. Der französische Film Es liegt an dir, Chéri kommt zwar ohne festliches Dekor aus, passt aber mit den Motiven Streit, Aussöhnung an Annäherung sehr gut in diese Zeit, wenn eine Familie mit der Überlegung konfrontiert wird, wie und ob es weitergeht.

Zunächst legt Regisseur und Drehbuchautor Florent Bernard den Fokus auf Humor. Immer wieder kommt es zu Reibereien in der Familie, sowohl während des Alltags wie auch während der Reise. Bei Letzterer kommen noch diverse andere Figuren hinzu, wenn die Leroys auf der Suche nach Antworten bei alten Stationen Halt macht. Zumindest streckenweise ist Es liegt an dir, Chéri daher auch ein Roadmovie und lebt der Tradition folgend von den Begegnungen. Zuweilen wird es dabei recht albern, etwa wenn sich die Familie mit einem Karikaturisten zofft. Letzten Endes sind die Passagen für die Geschichte irrelevant, bringen weder sie noch die Figuren weiter. Einige sind aber recht amüsant, wenn alles völlig überzogen ist und man den Eindruck gewinnt, dass die Welt nur noch von Bekloppten bewohnt wird.

Ein schmerzhafter Scherbenhaufen

Im weiteren Verlauf verschiebt sich der Schwerpunkt aber, es wird zunehmend ernster. Sicher, die Ansätze dafür waren vorher schon da, als klar war, dass nach all den Jahren der Zugang fehlt, das Verständnis fehlt. Aber erst im letzten Drittel wird es dann richtig bitter, wenn die Schmerzen nicht irgendwo unter der Oberfläche lauern, sondern ans Tageslicht gebracht werden. Die Figuren machen sich in Es liegt an dir, Chéri dann schon lächerlich, zum Lachen ist das Ergebnis dennoch nicht. Eher erschüttert sieht man zu, wie sich diese Menschen winden, sich abstrampeln und doch nichts vorankommt. Bernard verzichtet auf einfache Lösungen, womit sich sein Werk von anderen ähnlich gelagerten Filmen unterscheidet. Das Leben ist dann doch oft komplizierter, als es einem weisgemacht wird.

Sehenswert ist der Film auch durch das Ensemble. Im Mittelpunkt stehen dabei natürlich Charlotte Gainsbourg und José Garcia, die beide die notwendige Balance aus Komik und Tragik beherrschen. Man lacht mit ihnen und über sie. Und leidet, wenn am Ende das Paar vor einem gewaltigen Scherbenhaufen steht und versuchen muss, trotzdem irgendwie weiterzumachen. Auch wenn Es liegt an dir, Chéri an manchen Stellen ein bisschen beliebig wird, ist die französische Produktion doch eine erfreuliche Bereicherung für den filmischen Jahresausklang und ermuntert dazu, sich den Problemen zu stellen, anstatt sie ignorieren zu wollen – auch auf die Gefahr hin, dass die Antwort nicht so ausfällt, wie man sie gern hätte.

Credits

OT: „Nous, les Leroy“
Land: Frankreich
Jahr: 2024
Regie: Florent Bernard
Drehbuch: Florent Bernard
Musik: Théo Bernard
Kamera: Julien Hirsch
Besetzung: Charlotte Gainsbourg, José Garcia, Lily Aubry, Hadrien Heaulmé

Bilder

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Es liegt an dir, Chéri
fazit
„Es liegt an dir, Chéri“ begleitet eine auseinanderbrechende Familie bei einem letzten Ausflug, der darüber entscheiden soll, ob die Ehe eine Zukunft hat. Das ist zunächst primär komisch, arbeitet mit verrückten Begegnungen und einem eher albernen Humor. Vor allem aber der spätere Teil hinterlässt Eindruck, wenn es hässlich und traurig wird.
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