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Geld macht nicht glücklich

„Geld macht nicht glücklich“ // Deutschland-Start: 26. Dezember 1989 (Fernsehen) // 12. Dezember 2024 (DVD)

Inhalt / Kritik

Eduard Schilling (Carl Heinz Schroth) hat sich in Goslar als Schuhmachermeister über die Jahrzehnte einen Namen gemacht. Trotz fortgeschrittenen Alters sitzt er täglich in seiner Werkstatt und besohlt die Schuhe seiner Kundschaft. Und trotz der zigtausend Mark, die er im Laufe seiner Tätigkeit zur Seite gelegt und in einer Truhe gehortet hat. Als er seinem besten Freund Albert (Hans Clarin) davon erzählt und der befreundete Nachbarjunge Daniel (Simon Jacombs) zufällig davon erfährt, dauert es nicht lange, bis es bald das ganze Städtchen weiß. Jeder hat nun ein Anliegen und möchte sich mit Eduard anfreunden. Albert hingegen, als Hausarzt des eigenbrötlerischen Witwers, schickt diesen auf eine Weltreise – es könnte ja die letzte Gelegenheit sein. Aber auch das wird falsch interpretiert, und bald glaubt Eduard, dass er unheilbar krank ist und in wenigen Monaten sterben muss. Nun ist sein größtes Bestreben, das Geld bis dahin noch unter die Leute zu bringen.

Der liebenswerte Grantler

Dem in Innsbruck im damaligen Österreich-Ungarn geborenen Carl Heinz Schroth (1902-1989) war eine lange und erfolgreiche Karriere vergönnt. Rund siebzig Jahre stand er vor der Kamera, bekleidete seit den 1930er Jahren wichtige Rollen in Filmen, die längst zu Klassikern geworden sind, wie Der Kongress tanzt, Morituri, Keine Angst vor großen Tieren oder Wenn der Vater mit dem Sohne.  Ab den 1950er Jahren verlagerte er seine künstlerischen Tätigkeiten auch hinter die Kamera und begann eine ebenso erfolgreiche Karriere als Regisseur, drehte hier beispielsweise Filme wie Männer im gefährlichen Alter, Fräulein vom Amt oder Griff nach den Sternen. Leichte Unterhaltung für die Massen war das zumeist, aber unterhaltsam und professionell gemacht. Schroth selbst hätte es sich wahrscheinlich am wenigsten träumen lassen, dass er mit gestandenen 80 Jahren noch zu einem echten Publikumsliebling werden sollte. Herbert Reinecker hatte ihm und seiner Kollegin Brigitte Horney (1911-1988) mit Jakob und Adele wundervolle Altersrollen auf den Leib geschrieben. In zehn Episoden spielten die ungleichen Senioren von 1982 bis zu Horneys Tod ein neues altes Liebespaar.

Selbst nachdem seine Partnerin aus der Erfolgsserie gestorben war, übernahm Carl Heinz Schroth weiterhin zahlreiche Rollen. In Jakob oder Liebe hört nicht auf gingen Jakobs Erlebnisse solo weiter, aber auch in Fernsehfilmen wie Spätes Glück nicht ausgeschlossen, Der Professor und sein Hund, Ede und das Kind oder Seine beste Rolle konnte Schroth beweisen, dass er auch mit über 85 Jahren nicht zum alten Eisen gehörte und für das bundesdeutsche Fernsehpublikum ein echter Quotengarant war. Ein letztes Mal stand er schließlich im Jahr seines Todes 1989 für Franz Josef Gottliebs (Mrs. Harris mit Inge Meysel) Fernsehfilm Geld macht nicht glücklich vor der Kamera. Ein weiteres schrulliges Seniorenstück, das in diesem Fall vom Autorenduo Krystian Martinek und Neithardt Riedel (Kasse bitte!) geschrieben worden war, das sich in den folgenden Jahren mit Serien wie Schulz & Schulz oder Der Millionenerbe ebenfalls einen Namen im deutschen Fernsehunterhaltungsprogramm machen sollte. Das Produzentenduo Karlheinz Brunnemann und Hans Redlbach konnte damals bereits auf eine lange gemeinsame Tätigkeit zurückblicken. Die beiden waren gemeinsam auch für Jakob und Adele oder die Mrs. Harris-Filme verantwortlich gewesen.

Wohin mit dem ganzen Geld?

Die Prämisse von Geld macht nicht glücklich ist ganz interessant, zumal sie für die meisten Zuschauer jenseits ihrer persönlichen Erfahrungen liegen dürfte. Denn kaum einer wird so viel Geld auf der hohen Kante haben, dass er sich darum Sorgen machen müsste, wie er es ausgeben kann. Aber genau vor diesem Dilemma steht hier der Senior Eduard Schilling, der von sich selbst glaubt, nur noch wenige Monate zu leben zu haben. Sein einziger Verwandter (Thomas Fritsch als Sven Mühlbauer) ist ein unangenehmer Karrierist, dem man den Reibach nicht im mindesten gönnt. Der Nachbarsjunge Daniel und seine Mutter (Jutta Speidel) sind zwar herzensgut, aber mit zu viel Geld könnte Eduard den Charakter des Jungen verderben.

Bei einer Reise nach Berlin, die Eduard anstatt der geplanten Weltreise antritt, macht er die Bekanntschaft mit dem ehemaligen Bankdirektor Hans von Bensberg (Klausjürgen Wussow), mit dessen Hilfe der liquide Senior sein Erspartes nun auf den Kopf hauen will. An dieser Stelle gleitet das Drehbuch in Plattheit und Seichtigkeit ab. Konnte Carl Heinz Schroth im ersten Teil des Films mit seiner charmanten Grantelei noch etablierte Charakterzüge befriedigen, wird Geld macht nicht glücklich mit dem Auftauchen von Wussow zu einer albernen und auch zunehmend unlogischen Plotte, an der man als Zuschauer schließlich mehr und mehr das Interesse verliert. Das ist sehr schade, da die Figuren und die Darsteller durchaus das Potenzial gehabt hätten, anderthalb Stunden kurzweilig und charmant zu unterhalten.

Trotzdem ist es natürlich toll zu sehen, wie wunderbar der hier nun 87-jährige Carl Heinz Schroth es noch immer verstand, seine Figuren mit Leben zu füllen und äußerst präzise abzuliefern. In den Nebenrollen geben sich einige weitere bekannte Fernsehgesichter die Klinke in die Hand. Pierre Franckh, Julia Biedermann, Siegfried Kernen, Peter Schiff und Drehbuchautor Krystian Martinek sind hier beispielsweise noch mit von der Partie. Die DVD-Erstveröffentlichung in der Reihe „Pidax Film-Klassiker“ bietet ein eher mäßiges Bild (im Vollbildformat 1,33:1), das sehr grobkörnig und teilweise matschig ausgefallen ist und nicht über Videoniveau hinauskommt. Der deutsche Originalton (in Dolby Digital 2.0 Mono) ist stets gut zu verstehen und nicht weiter zu beanstanden. Auf die Beigabe von Bonusmaterial hat man hier verzichtet.

Credits

OT: „Geld macht nicht glücklich“
Land: Deutschland
Jahr: 1989
Regie: Franz Josef Gottlieb
Drehbuch: Krystian Martinek, Neithardt Riedel
Kamera: Klaus Werner
Besetzung: Carl Heinz Schroth, Klausjürgen Wussow, Hans Clarin, Jutta Speidel, Simon Jacombs, Pierre Franckh, Siegfried Kernen

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fazit
Kann Carl Heinz Schroth im ersten Teil mit seiner charmanten Grantelei noch etablierte Charakterzüge befriedigen, wird der Film mit dem Auftauchen von Klausjürgen Wussow zu einer albernen und auch zunehmend unlogischen Plotte, an der man als Zuschauer schließlich mehr und mehr das Interesse verliert. Trotzdem ist es natürlich toll zu sehen, wie wunderbar Schroth es noch immer verstand, seine Figuren mit Leben zu füllen und äußerst präzise abzuliefern.
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