Viele Jahre ist es inzwischen her, dass die einst so beliebte Kinderserie Hallo Spencer abgesetzt wurde. Doch Jakob Sesam (Rainer Bock) hält noch immer an den Puppen fest und lebt mit ihnen in der „Coconut Cave“, einer ehemaligen Diskothek. Nun scheint auch hier die Zeit vorbei zu sein, Jakobs Freundin Peggy (Victoria Trauttmansdorff), Besitzerin des baufälligen Gebäudes, will dieses endlich verkaufen, zumal sie sowieso seit Jahren keine Miete mehr bekommen hat. Immerhin zehn Millionen Euro wird sie damit einnehmen. Der ehemalige Puppenspieler will den Kampf um seine Vergangenheit aber nicht einfach so aufgeben und ringt Peggy ein Versprechen ab. Schafft er es, diese Summe aufzutreiben, will sie ihm sein Zuhause verkaufen. Nur woher soll er so viel Geld bekommen? Also fasst er den Beschluss, einen Film zu drehen und damit die notwendige Kohle zu verdienen …
Wiedersehen mit den Kinderpuppen
Wer in den 1980ern und 1990ern ein Kind war, könnte sich noch an sie erinnern: die Figuren von Hallo Spencer. Vergleichbar zur Muppet Show oder auch der Sesamstraße kamen hier Handpuppen zum Einsatz, die diverse Abenteuer zu bestehen hatte. Im Mittelpunkt stand der titelgebende Moderator, aber auch andere Charaktere wie der Bücherwurm Lexi, der Drache Poldi oder der verschrobene Künstler Nepomuk sorgten jede Woche für gute Laune beim Publikum. Über viele Jahre hinweg lief die 1979 gestartete Serie, 2021 wurde sie nach 30 Staffeln und 275 Folgen eingestellt. Offensichtlich hat man den einstigen Publikumsliebling aber nicht vergessen, weshalb es mit dem Fernsehfilm Hallo Spencer – Der Film nun ein Wiedersehen mit den diversen Puppen geht.
Dabei ist das Revival in mehrfacher Hinsicht überraschend. Nicht nur, dass es sich um eine ZDF-Produktion handelt, während das Original eigentlich in der ARD zu Hause war. Hallo Spencer – Der Film ist zudem keine direkte Fortsetzung. Es geht hier nicht darum, dass weitere Abenteuer rund um die Rasselbande erzählt werden. Zumindest nicht direkt: Es wird zwar im Film ein Film gedreht. Das Publikum bekommt ihn jedoch nie zu sehen. Stattdessen steht im Mittelpunkt ein Mann, der noch immer in der Vergangenheit lebt und nicht von dieser lassen kann. Das ist eigentlich tragisch. Manchmal geht das Ergebnis auch mehr in Richtung Drama, wenn sich Jakob ganz dem früher hingibt und mit der aktuellen Situation überfordert ist. Das wird nicht nur durch die Puppen verdeutlicht, um die er hartnäckig kämpft. Regelmäßig ist auch seine vor Jahren verstorbene Partnerin Luise (Margarita Broich) zu sehen, die ihm in seiner Vorstellung noch immer Gesellschaft leistet.
Zwischen Nostalgie und Mediensatire
Dieser nachdenklich-melancholische Aspekt wird jedoch mit viel Humor verbunden. Der durch seine satirischen Beiträge bekannte Jan Böhmermann, der hier mit anderen am Drehbuch gearbeitet hat, nimmt den Kampf um die Vergangenheit zum Anlass, es mit der aktuellen Medienlandschaft aufzunehmen. Dabei nimmt er sowohl das Fernsehen wie auch Streamingdienste aufs Korn, geldgierige Investoren werden dabei gleich mit an den Pranger gestellt, dazu gibt es Spitzen gegen eine forcierte Diversität und den Drang, alles modernisieren zu wollen. Wer bei diesen Beispielen eine klare Linie vermisst, sieht bereits eins der Probleme des Films: Hallo Spencer – Der Film ist ein wenig beliebig, schlingert zwischen Nostalgie und Medienkritik hin und her, ohne etwas davon klar verfolgen zu wollen.
Die Komödie, die auf dem Filmfest München 2024 Premiere feierte, ist dabei schon ein Fest für Fans. Die Figuren zu sehen, alte Szenen aus der Serie, die liebgewonnenen Settings, da kann einem warm ums Herz werden. Dass viele den Film unbedingt sehen werden, ist da verständlich. Hallo Spencer – Der Film funktioniert als Liebeserklärung durchaus, man nimmt dem Ganzen auch ab, dass das eine Herzensangelegenheit war. Wer hingegen nichts mit den Charakteren anfangen kann, findet nicht so wirklich Gründe dafür hier einzuschalten. Dafür sind die satirischen Spitzen dann doch zu harmlos, die Witze auf Dauer zu abwechslungsarm, die Figuren zudem zu flach. Als Rückblick geht das in Ordnung, eine wirkliche Perspektive oder Auseinandersetzung sucht man hingegen vergeblich.
OT: „Hallo Spencer – Der Film“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Timo Schierhorn
Drehbuch: Jan Böhmermann, Elias Hauck, Tim Wolff
Musik: Albrecht Schrader
Kamera: Jutta Pohlmann
Besetzung: Rainer Bock, Victoria Trauttmansdorff, Margarita Broich, Achim Hall, Jens Harzer, Marina Galic
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