Haruka war noch sehr jung, als sie ihre Mutter verloren hat. Umso wichtiger ist für sie der kleine Handspiegel, den diese ihr hinterlassen hat. Doch mit der Zeit verblassten die Erinnerung, auch das Andenken verlor an Bedeutung – bis die Teenagerin dieses sogar verlor. Also beschließt sie, zu einem Schrein zu gehen und darum zu beten, dass der Spiegel wieder auftaucht. Stattdessen verliert sie auch noch ihren Schlüssel, der von einer seltsamen Kreatur geraubt wird. Als Haruka dieser hinterherjagt, um ihren Besitz wiederzubekommen, landet sie in einer seltsamen Welt. Teo, so der Name der Kreatur, erklärt ihr, dass der Ort aus all den in Vergessenheit geratenen Gegenständen erbaut wurde. Das weckt in der Jugendlichen die Überzeugung, dass auch der Spiegel dort gelandet sein könnte, und sie macht sich gemeinsam mit Teo auf die Suche danach …
Optisch veraltet
Sie haben einen festen Platz in der Animelandschaft: Geschichten, in denen die Hauptfiguren plötzlich in einer magischen Parallelwelt landen. Hayao Miyazaki lieferte die bekanntesten Beispiele, Chihiros Reise ins Zauberland und Der Junge und der Reiher sind vielfach ausgezeichnete Meilensteine japanischer Animationskunst. Aber auch Makoto Shinkai griff mehrfach auf ein solches Szenario zurück, Children Who Chase Lost Voices und Suzume waren ebenfalls größere Hits. Eher etwas untergangen ist im Vergleich Haruka und der Zauberspiegel. Zwar war das Fantasyabenteuer seinerzeit für den Japan Academy Prize nominiert, den wichtigsten Filmpreis Japans. International nahm man hingegen nicht so wahnsinnig viel Notiz davon, es dürften sich auch nicht so viele an die Produktion von 2009 erinnern.
Das hat natürlich auch mit der wenig erinnerungswürdigen Optik zu tun. Wo die meisten Animes noch mit 2D-Bildern arbeiten, angereichert durch den einen oder anderen Computereinsatz, da ist das hier ausschließlich per CGI entstanden. Erste Experimente hatte es damals in Japan schon gegeben, einige Serien spielten damit. Exklusiv mit rechnergenerierten Grafiken zu arbeiten, war damals aber eine absolute Seltenheit. Diese sind auch ein großer Schwachpunkt. Dass frühere CGI-Animationsfilme inzwischen stark veraltet sind, im Gegensatz zu eher zeitlosem Zeichentrick, ist kein Geheimnis. Haruka und der Zauberspiegel ist dann auch sehr schlicht geworden, mit spärlich detaillierten Schauplätzen, Plastiklook und unbeweglichen Haaren. Aber auch im Hinblick auf die Designs ist das nicht wirklich überzeugend, was die Gemeinschaftsproduktion von Production I.G und Polygon Pictures hervorgebracht hat. Die Figuren sind überwiegend austauschbar.
Beliebiges Abenteuer mit schöner Idee
Beim Inhalt ergibt sich ein gemischtes Bild. Das Thema an sich ist zwar ganz schön. Der verlorene Spiegel wird zum Symbol für die Vergangenheit, die wir hinter uns lassen. Haruka und der Zauberspiegel betont dabei, wie wichtig es ist, sich zu erinnern und damit auch sich dessen bewusst zu werden, wer man ist. Natürlich haben auch andere Filme mit solchen Motiven gearbeitet. Alles steht Kopf spielte später beispielsweise an einer Stelle in einem Abgrund, wo vergessene Erinnerungen entsorgt werden. Dennoch, als Idee funktioniert das hier schon. Auch wenn sich der Film eher an ein jüngeres Publikum richtet, dürfte er einigen Erwachsen aus der Seele sprechen, wenn das Abenteuer mit einem Rückblick verbunden ist und natürlich einer gewissen Nostalgie.
Allerdings rückt dieses Thema immer wieder in den Hintergrund. Anstatt sich tiefer mit dem Themenkomplex zu beschäftigen, legt Regisseur und Co-Autor Shinsuke Sato, der vor allem für Manga-Adaptionen wie Death Note: Light up the New World und Kingdom bekannt ist, vor allem auf den Abenteuerpart wert. Da passiert dann ständig etwas, die zwei Hauptfiguren geraten in brenzlige Situationen, immer wieder wird der Schauplatz gewechselt. Dadurch ist dann zwar eine Menge los, das Publikum ist beschäftigt. Sonderlich einfallsreich ist das Ergebnis aber kaum, eher beliebig. Insgesamt ist Haruka und der Zauberspiegel deshalb auch ein nur durchschnittlicher Anime, den man sich zwar zwischendurch anschauen kann, der aber selbst eher nicht in Erinnerung bleibt.
OT: „Hottarake no shima: Haruka to mahô no kagami“
IT: „Oblivion Island: Haruka and the Magic Mirror“
Land: Japan
Jahr: 2009
Regie: Shinsuke Sato
Drehbuch: Hirotaka Adachi, Shinsuke Sato
Musik: Tadashi Ueda
Kamera: Koji Tanaka
Animation: Production I.G, Polygon Pictures
Amazon (DVD „Haruka und der Zauberspiegel“)
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