Mit Weihnachten konnte Laura Stiedler (Henriette Richter-Röhl) noch nie viel anfangen. Nur widerwillig kehrt sie daher mit ihrer Tochter Miri (Lani Kalea Maurischat) zu ihrer Familie zurück, die noch immer in einer Kleinstadt lebt. Es dauert dann auch nicht lang, bis es zu ersten Konflikten mit ihren Eltern Vera (Birge Schade) und Rainer (Leonard Lansink) sowie ihrer Schwester Lizzi (Sarah Alles-Shahkarami) kommt. Vor allem ihr Single-Dasein scheint daheim ein Problem zu sein, weshalb sie auf einmal zwischen ihrem Ex Lutz (Björn Harras), Lizzies norwegischem Kollegen Ove (Niklas Osterloh) und Fin (Eugen Bauder) steckt, den sie seit ihrer Kindheit kennt. Und als wäre das nicht alles schon Stress genug, ist am nächsten Morgen die Wohnung verwüstet und die geistig verwirrte Oma Sophie (Marie Anne Fliegel) spurlos verschwunden …
Liebe zu Weihnachten
Zu Weihnachten werden auf den öffentlich-rechtlichen Sendern gern passende Filme produziert, welche das Publikum mit festlicher Stimmung beglücken möchten. Manchmal klappt das ganz gut. So ist Alle Jahre wieder eine charmante Liebeskomödie um zwei Menschen, die sich bei einer Busfahrt kennenlernen und im Laufe der folgenden Weihnachten immer wieder über den Weg laufen. Missglückt war hingegen der Herzkino-Beitrag Stille Nacht, raue Nacht, das Kommerzkritik, Verschwörungstheorie, Klimaschutz und Familienstress zusammenmischen wollte. Nun folgt ebenfalls in der sonntäglichen ZDF-Programmschiene Ich hab den Weihnachtsmann geküsst, bei dem es erneut um eine von Konflikten begleitete Zusammenkunft zum Fest der Liebe geht.
Etwas ungewöhnlich ist, dass die Protagonistin nicht nur ein Love Interest hat, wie es eigentlich üblich ist. Stattdessen stehen gleich drei Männer zur Wahl, wenn es darum geht, die alleinstehende Mutter wieder zu verkuppeln. Theoretisch. Praktisch ist aber schon nach wenigen Minuten klar, um wen es in dieser Geschichte geht. Mehr noch, die beiden anderen tauchen im Anschluss fast gar nicht mehr auf. Das muss einen nicht stören, man schaut sich diese Filme ja nicht an, um große Überraschungen zu erleben. Dennoch stellt sich die Frage, warum Ich hab den Weihnachtsmann geküsst diese Charaktere überhaupt einführt, wenn sie eigentlich keine Rolle spielen. Aber das ist symptomatisch für einen Film, der immer wieder Themen anschneidet und dann nicht weiter verfolgt. Frohes Fest – Weihnachten retten wir die Welt hatte kürzlich ganz ähnliche Probleme, die Stränge zusammenzuführen.
Langeweile statt Tiefgang
Manches davon hätte Potenzial gehabt. Da geht es beispielsweise mal um Erwartungen, die es zu erfüllen gilt, was zu einer Belastung werden kann. Vorurteile spielen eine Rolle, wenn die Leute nicht lange warten, bis sie voneinander eine Meinung haben. Damit verbunden ist dann auch das Plädoyer einander zuzuhören, aufeinander einzugehen und herauszufinden, was in den anderen wirklich vor sich geht. Das ist grundsätzlich löblich, gerade auch in einer Zeit tiefer Gräben und mangelnden Einfühlungsvermögens. Nur hätte man das dann vielleicht konsequent umsetzen müssen. Ich hab den Weihnachtsmann geküsst tut dies aber nicht. Das wird dem Publikum nur irgendwann vor die Füße geworfen, mit Tiefgang hat das dann weniger zu tun.
Ein paar nette Momente sind in dieser Komödie schon drin. Wenn auf einmal die Wohnung verwüstet ist, dafür aber tierischer Besuch herumstolziert, darf man ein bisschen neugierig werden, was genau sich da zugetragen hat. Schauspielerisch ist da auch nicht wirklich viel zu beanstanden. Überhaupt muss man sich hierüber nicht ärgern, anders als bei so manch anderem Weihnachtsfilm, gerade dem von der Vorwoche. Dafür ist bei Ich hab den Weihnachtsmann geküsst viel Langeweile angesagt. Komisch ist das hier kaum, selbst wenn das so beabsichtigt war. Interessante Figuren sucht man auch vergeblich. Das reicht dann, um es ein bisschen nebenher laufen zu lassen. Mehr als das ist da nicht drin.
OT: „Ich hab den Weihnachtsmann geküsst“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Alex Schmidt
Drehbuch: Alex Schmidt
Musik: Marian Lux
Kamera: Timo Moritz
Besetzung: Henriette Richter-Röhl, Leonard Lansink, Birge Schade, Marie Anne Fliegel, Sarah Alles-Shahkarami, Lani Kalea Maurischat, Björn Harras, Eugen Bauder, Niklas Osterloh
Die sonntags auf dem ZDF ausgestrahlte Reihe Herzkino gehört zu den Dauerbrennern des Senders. Seit 1987 laufen, damals noch unter dem Titel Der große ZDF Sonntagsfilm, deutsche Dramen, die sich meistens mit Familien- und Liebesgeschichten befassen. Mehrere Hundert Titel wurden so im Laufe der letzten Jahrzehnte produziert. Unten findet ihr alle unsere bisherigen Rezensionen zu diesem Thema auf einen Blick.
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