Ico Videospiel Game
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Ico

Ico Videospiel Game

Inhalt / Kritik

Wer an Spiele von Sony Computer Entertainment denkt, hat inzwischen primär die großen westlichen Produktionen vor Augen, zuletzt etwa Rise of the Rōnin oder Spider-Man 2, die aufwendig gestaltete cineastische Geschichten erzählen wollen. Das Pendant zu Hollywood-Blockbustern. Dabei sind die gesamten japanischen Studios weggefallen, die seit der PlayStation maßgeblich zum Portfolio des damaligen Videospielneulings beigetragen haben. Gerade die Auflösung von Team Ico schmerzt dabei Fans bis heute, obwohl das Studio gerade einmal drei Spiele in knapp 20 Jahren fertigstellte und damit quasi zum Synonym für lange Entwicklungszeiten wurde. Dafür waren die Games aber auch jeweils etwas sehr Besonderes, nahmen zwar bekannte Elemente, setzen diese aber auf eigene Weise ein. Das bewiesen sie 2001 in ihrem Debüt Ico, das ursprünglich für die erste PlayStation veröffentlicht werden sollte, dann aber zu ambitioniert wurde und somit auf der PlayStation 2 landete.

Flucht aus einem rätselhaften Schloss

In diesem folgen wir einem Jungen, der mit zwei Hörner auf dem Kopf geboren wurde und deswegen von den anderen im Dorf gefürchtet wird. Aus Angst schließen sie ihn in einem Schloss ein, von dem sie dachten, dass es verlassen ist. Dabei trifft er dort das Mädchen Yorda, dem er helfen möchte, aus diesem Schloss zu fliehen. Das ist aber alles andere als einfach. Nicht nur, dass die beiden zahlreiche Hindernisse überwinden müssen. Es lauern ihnen auch Feinde auf. Das klingt erst einmal nicht so wirklich ungewöhnlich. Tatsächlich lässt sich hier schon erkennen, warum Spieleschöpfer Fumito Ueda Klassiker wie The Legend of Zelda oder The Prince of Persia als Einflüsse nennt. Wenn hier beispielsweise Gegenstände durch die Gegend geschoben werden müssen, kommt einem das schon bekannt vor. Sich durch ein einziges riesiges Gebäude schlagen zu müssen, war auch kein neuer Ansatz.

Schwierig wird es jedoch durch Yorda, die eben durch das Schloss geleitet wird. Diese läuft selbständig, ist in ihren Bewegungen aber arg eingeschränkt. Ein Großteil des Spielprinzips besteht dann auch darin eine Möglichkeit zu finden, wie man der Begleiterin den Weg bereiten kann. Dabei darf man sie auch nicht zu lange allein lassen, da sie ansonsten von Schatten geschnappt wird, was das Game Over bedeuten würde. Im begrenzten Maß kann der Titelheld gegen diese antreten. Ansonsten spielen Kämpfe in dem Spiel aber keine große Rolle, anders als bei den beiden obigen Vorbildern, wo auf Schritt und Tritt irgendwelche Monster warteten. Ico unterscheidet sich dadurch auch massiv von Shadow of the Colossus, dem zweiten Spiel des Teams, wo es fast nur um Bosskämpfe ging.

Gefangen in einem Traum

Was beide Games eint, ist eine mystische bis surreale Stimmung. Wir bewegen uns durch eine Welt, in der außer den Hauptfiguren keine Menschen zu sehen sind, laufen durch Ruinen, die von vergangenen Zeiten erzählen, ohne dabei Wörter zu verwenden. Tatsächlich wurden Texte sowie die Geschichte allgemein auf ein Minimum reduziert. Wir erfahren zwar im Lauf der Spielzeit schon noch ein bisschen mehr. Dennoch ist Ico das gegenseitige Extrem zu den heutigen Spielen, die mit vielen Cutscenes arbeiten und episch sein wollen. Im Grunde haben wir hier eine Kurzgeschichte, für die es bei den meisten rund sieben Stunden dauert, um sie durchzuspielen. Hier ist am Ende nicht die Welt gerettet, fühlt man sich auch nicht unbedingt wie der große Held.

Und doch erwartet die Spieler und Spielerinnen eine sehr schöne Reise, die man sobald nicht wieder vergisst. So macht es durchaus Spaß, sich an den zahlreichen Rätseln abzuarbeiten und nach weiteren Wegen zu suchen. Da ist dann oft wirklich Köpfchen gefragt, verbunden mit der Lust am Entdecken und Ausprobieren. Kombiniert wird das mit einem wundervollen Setting und einer ganz eigenen, seltsam entrückten, geradezu traumartigen Atmosphäre. Natürlich macht die Optik ein knappes Vierteljahrhundert später nicht mehr so wahnsinnig viel her. Der Einsatz von Licht und Schatten kann sich aber noch immer sehen lassen, das Gefühl, in dem verlassenen und verfallenden Schloss vergessen zu sein, ist so stark wie eh und je. Ob man das Spiel nun als Kunst bezeichnen sollte, wie es immer wieder zu lesen ist, darüber lässt sich zwar streiten. Unstrittig ist aber, dass Ueda und sein Team etwas geschaffen haben, das zwar nie das große Publikum erreicht hat, aber zu den Ausnahmespielen auf der PlayStation 2 gezählt werden darf.

Credits

OT: „Ico“
Land: Japan
Jahr: 2001
Director: Fumito Ueda
Producer: Kenji Kaido
Designer: Fumito Ueda
Musik: Michiru Oshima, Pentagon
Publisher: Sony Computer Entertainment
Entwickler: Team Ico
Plattformen: PlayStation 2, PlaySation 3

Trailer



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Ico
fazit
In „Ico“ steuert man einen ausgestoßenen Jungen mit Hörnern, der gemeinsam mit einem fremden Mädchen aus einer Schlossruine zu fliehen versucht. Das rätsellastige Spiel macht Spaß und gefällt bis heute durch sein wunderbares Setting und die ganz eigene Atmosphäre, selbst wenn die Optik naturgemäß nicht mehr so viel her macht.
Leserwertung0 Bewertungen
4.5