Maisy (Sadie Soverall) lebt mit ihren Eltern (Joely Richardson, Roger Ajogbe) zurückgezogen auf einer Farm. Kontakt zur Außenwelt haben sie nicht, sie haben ja nicht einmal Computer oder ein Telefon. Ihnen reicht es, Zeit miteinander zu verbringen, zumal es auf der Farm genug zu tun gibt und Pa ein Pflegefall ist. Dieser idyllische Alltag wird gestört, als während einer stürmischen Nacht die beiden Brüder Jack (Neil Linpow) und Matty (Harry Cadby) auftauchen und um Hilfe bitten. So ist Jack schwer verletzt, nur mit Mühe konnte der jüngere Matty ihn bis zum Haus bringen. Bei der Frage nach dem Grund für die Verletzung antwortet der junge Mann ebenso ausweichend wie auf die nach den weiteren Plänen. Klar ist nur, dass die Matriarchin sich des Verletzten annehmen muss und dass dies für alle eine lange Nacht wird …
Eine unheilvolle Begegnung
Es gehört zu den in Genrefilmen immer wieder gern verwendeten Szenarien: Abgelegen lebende Menschen, oft Teil einer Familie, erhalten unerwarteten Besuch von der Außenwelt, was mit zahlreichen Problemen einhergehen kann. Ganz klassisch ist der Home-Invasion-Thriller, wenn diese Außenstehenden sich mit Gewalt Zugriff verschaffen, Funny Games und Konsorten lassen grüßen. Bei Párvulos lernen wir drei junge Brüder kennen, die während einer Zombieapokalypse in einem Waldhaus ausharren. Manchmal kann die Bedrohung aber auch von der Familie ausgehen, so etwa bei We Still Say Grace. Dort landen drei Freunde bei einem religiösen Fanatiker, der die Welt nach seinen Vorstellungen formen will. Mit Little Bone Lodge kommt nun ein Film zu uns, der eine Art Zwischenposition einnimmt.
Dass die Brüder keine regulären Reisenden sind, sondern Dreck am Stecken haben, ist kaum zu übersehen. Was genau ihre Vorgeschichte ist, wird zwar zunächst nicht verraten. Wenn jemand ein Messer im Bauch hat, liegt der Verdacht aber nahe, dass das nicht ganz grundlos geschehen ist. Auf den ersten Blick ist die Familie daher den Männern ausgeliefert. Eine Frau in den mittleren Jahren, die junge Tochter, der Vater im Rollstuhl – was sollen die schon ausrichten können? Und doch weckt Little Bone Lodge früh Zweifel, dass die Familie so unbedarft ist, wie sie nach außen hin tut. Irgendetwas stimmt nicht, da gibt es irgendeine Sache, welche die Mutter nicht verrät. Die Frage ist nur eben, was genau das ist. Eine Frage, die erst deutlich später beantwortet wird.
Solider Thriller
Spannung erzeugt der britische Thriller dabei prinzipiell auf zwei verschiedene Weisen. Da ist zum einen die Neugierde, was genau die Geschichten der beiden Gruppen ist – wobei natürlich die der Familie von größerem Interesse ist. Das andere ist, auf welche Weise die Situation eskalieren wird. Dass sie das tut, ist klar. Das ergibt sich aus dem Szenario, zumal Regisseur Matthias Hoene (Cockneys Vs. Zombies) von Anfang an auf eine angespannte Stimmung setzt. Diese ist zwar nicht sonderlich subtil umgesetzt, wenn Little Bone Lodge während eines Sturms spielt und alles demonstrativ düster und ominös ist. Grundsätzlich funktioniert das aber alles ganz gut, zumal auch innerhalb der Gruppen Spannungen herrschen. Die Tochter sehnt sich nach mehr Freiheit, Matty wird von seinem älteren Bruder hart angegangen. Das führt dann auch zu wechselnden Allianzen.
Ist der Film auf diese Weise zunächst recht atmosphärisch, steht später die obligatorische Eskalation an. Grundsätzlich ist auch diese in Ordnung, was vor allem dem toughen Auftritt von Joely Richardson (Red Lights) zu verdanken ist. Aber es ist schon alles ziemlich überzogen, was hier veranstaltet wird. Es passt auch nicht so wirklich zur Kammerspielstimmung, die zu Beginn vorlag. Insgesamt ist Little Bone Lodge ein solider Thriller geworden, dessen Geheimnis zwar ziemlich weit hergeholt ist, aber doch schön gemein. Insofern können Fans solcher Werke hier einmal vorbeischauen, selbst wenn davon nicht so wahnsinnig viel in Erinnerung bleiben dürfte.
[tab:CreditsOT: „Little Bone Lodge“
Land: UK
Jahr: 2023
Regie: Matthias Hoene
Drehbuch: Neil Linpow
Musik: Christopher Carmichael
Kamera: Job Reineke
Besetzung: Joely Richardson, Sadie Soverall, Neil Linpow, Harry Cadby
Amazon (DVD „Little Bone Lodge“)
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