Makaylas Stimme: Ein Brief an die Welt

Auch wenn es sicherlich viele Punkte bei Netflix gibt, denen man kritisch gegenüberstehen kann, so sind da doch auch welche, die Respekt verdienen. Einer davon ist, wie der Streamingdienst das Thema Autismus immer wieder anspricht und dabei auch Seiten abseits der üblichen Klischees aufzeigt. Das kann auf fiktionale Weise geschehen. Da war beispielsweise die Serie Mütter der Pinguine über eine MMA-Kämpferin, die akzeptieren muss, dass ihr Sohn anders ist. Goyo stellte einen autistischen Mann in den Mittelpunkt, der sich in eine Kollegin verliebt. Mit dem dokumentarischen Kurzfilm Makaylas Stimme: Ein Brief an die Welt lernen wir einen jungen Menschen kennen, der eine ganz besondere Form des Autismus hat und dem hier eine Plattform geboten wird.

Genauer geht es um die gleichnamige Jugendliche, die aufgrund eines fehlerhaften Chromosoms nicht die übliche Entwicklung durchmacht. Eine Folge ist, dass sie nicht sprechen gelernt hat und dadurch für ihre eigene Familie eine Fremde war. So viel Zeit sie auch mit ihr verbrachten, sie erfuhren nie, was in ihr vor sich geht. Das ändert sich, als eine andere Frau in das Leben der Familie tritt und dabei hilft, mithilfe einer Buchstabentafel die Innenwelt in Worte zu fassen. Für die anderen ist es eine Offenbarung zu erfahren, was in dem Mädchen vor sich geht. Warum es nun ausgerechnet diese Tafel brauchte und man in all den Jahren zuvor keine andere Methode fand, ihr den Umgang mit Sprache beizubringen, wird in Makaylas Stimme: Ein Brief an die Welt zwar nicht wirklich klar. Aber man freut sich schon für diese Menschen, die auf diese Weise einen Weg gefunden haben, sich anzunähern.

Fragwürdig und manipulativ

Allerdings sind da zwei Probleme, die dem Dokumentarfilm mindestens fragwürdig machen. Auf der einen Seite werden die Gedanken des Mädchens von einer anderen Person als Voiceover über das Geschehen gelegt, damit das Publikum daran teilhaben haben. Nur sind die konkreten Worte ziemlich offensichtlich nicht die, welche Makayla selbst verwendet, da sie gerade erst lernt sich auszudrücken. Die Individualität einer Person aufzeigen zu wollen, indem andere ihr Worte in den Mund legen, das führt die Absicht, den Menschen dahinter aufzeigen zu wollen, ad absurdum. Hinzu kommt, dass Makaylas Stimme: Ein Brief an die Welt derart kitschig und manipulativ wird, Gefühle mit aller Macht erzeugen will, dass es richtig unangenehm wird. Anstatt der Geschichte und der Protagonistin zu vertrauen, sollen die Zuschauer und Zuschauerinnen auf plumpe Weise geleitet werden. So schön die persönliche Erfahrung der Familie ist, das hier hätte es nicht gebraucht.