Gegen Ende des 19. Jahrhunderts hat der Kampf um Land und Einfluss eine neue Stufe erreicht, denn Großgrundbesitzer wollen die Kleinfarmer von ihrem Land vertreiben, um so mehr Weidefläche für ihr Vieh zu haben. Der geheimnisvolle Shane (Alan Ladd) gerät in einen solchen Konflikt, als er eines Tages auf das Land von Joe Starrett (Van Heflin) und dessen Familie reitet. Gemeinsam mit ein paar seiner Nachbarn versucht sich Starrett gegen die Bande des Großgrundbesitzers Rufus Ryker (Emile Meyer) zu Wehr zu setzen, doch bislang eher mit überschaubarem Erfolg. Shane wird bei den Starretts aufgenommen, bekommt etwas zu essen und ein Dach über dem Kopf, sodass er seine Hilfe bei den Arbeiten auf der Farm anbietet. Der kleine Joey Starrett (Brandon De Wilde) lässt den Fremden nicht aus den Augen, bewundert dessen Schießkünste und sein Auftreten vor den Handlangern Rykers, vor denen er keine Angst hat. Durch die Hilfe Shanes erhalten die Farmer neuen Mut im Kampf gegen den Großgrundbesitzer, der nun beschließt, dass es an der Zeit ist, nicht mehr Worte, sondern Waffen in diesem Konflikt sprechen zu lassen.
Über Vorbilder
Als Regisseur George Stevens gegen Anfang der 1950er Jahre die Regie bei der Verfilmung von Jack Schaefers Roman Shane übernahm, konnte er bereits auf eine lange Karriere in Hollywood zurückblicken. Mit Mein großer Freund Shane legte er nicht nur seinen besten Film vor, sondern zugleich einen Western, der für das Genre an sich und weit darüber hinaus prägend wurde. Von Star Trek bis Lucky Luke reichen die Anspielungen auf den Western-Klassiker, dessen Geschichte sich auf den Johnson County War bezieht, der seinerseits Western wie Der Mann aus Virginia und Heaven’s Gate inspirieren sollte. Der Konflikt um Besitz, Land und Einfluss, der im Westerngenre schon viele Male behandelt wurde, ist bei Stevens’ Film jedoch im Hintergrund, denn hier geht es um Vorbilder, positive und negative, und den viel wichtigeren Kampf um die nächste Generation.
Im Leben des von Brandon De Wilde gespielten Joey gibt es zwei männliche Vorbilder, zum einen den eigenen Vater und dann Männer wie Shane. Im Western treffen wir immer wieder auf diese beiden Typen, den Farmer und den Revolverhelden, wobei letzterer als Outlaw eigentlich immer außerhalb der Gesellschaft steht. Männer wie Joeys Vater sind durch ihre Stellung und die Abhängigkeit zu ihrem Land sowieso immer verwundbar, was die Großgrundbesitzer natürlich ausnutzen und ihnen dort weh tun, wo es sie am meisten schmerzt, bei ihrem Land oder bei ihrer Familie. Shane steht außerhalb dieser Ausbeuterverhältnisse, aber genauso außerhalb der Gesellschaft an sich, selbst wenn er sich noch so sehr bemüht, ein bürgerliches Leben zu beginnen.
Die jüngste Generation, dargestellt von Joey, ist im Zwiespalt dieser beiden Vorbilder gefangen, denn die Entscheidung für den Weg des Revolverhelden führt zum Ausschluss von jener Gemeinde, zu der seine Eltern gehören. Man mag einwenden, dass Mein großer Freund Shane keine neue Geschichte erzählt, jedoch ist Stevens’ Inszenierung allein deswegen interessant, weil sie auf die Mittel blickt, mit denen diese beiden Männern ihre Ziele zu erreichen versuchen. Die Mittel des Einen mögen schneller zum Ziel führen, doch verursachen sie nur noch mehr Chaos und Gewalt. Solche Akzente findet man nicht in jedem Western.
„Komm zurück, Shane!“
Mein großer Freund Shane ist auch herausragend wegen der Darstellung Alan Ladds als Shane. A. B. Guthrie Juniors Drehbuch streut spärliche Hinweise auf die Vergangenheit dieses Mannes, der scheinbar aus dem Nichts auftaucht, interessanterweise gerade in dem Moment, als Joey dabei ist, ein Tier zu jagen. Ladd geht es nicht darum, einen x-beliebigen Revolverhelden zu spielen, denn Shane ist einer, der Schluss machen will mit dem Leben der Gewalt und der Paranoia. Die von Jean Arthur gespielte Marian Starrett scheint ihm gegenüber reserviert zu sein, zwar will sie den Fremden bei sich aufnehmen, doch reagiert sie empfindlich auf seinen Revolver. In einer zentralen Szene wünscht sie sich, man könne alle Waffen verschwinden lassen, ebenso die von Shane, die zweifelsohne auch seinen Tod bedeuten wird. Diese pazifistische Forderung, die an Grace Kellys Amy Fowler Kane in Zwölf Uhr mittags erinnert, die ebenfalls von Gewalt abgestoßen ist und darum fleht, man möge andere Wege finden. Die traurigen Augen Shanes spiegeln scheinbar wider, dass er sich dies auch wünscht, aber die Wirklichkeit leider eine andere ist.
OT: „Shane“
Land: USA
Jahr: 1953
Regie: George Stevens
Drehbuch: A. B. Guthrie Junior
Vorlage: Jack Schaefer
Musik: Victor Young
Kamera: Loyal Griggs
Besetzung: Allan Ladd, Jean Arthur, Van Heflin, Brandon De Wilde, Jack Palance, Ban Johnson, Emile Meyer
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 1954 | Bester Film | nominiert | |
Beste Regie | George Stevens | nominiert | ||
Bestes Drehbuch | A. B. Guthrie Junior | nominiert | ||
Bester Nebendarsteller | Brandon De Wilde | nominiert | ||
Bester Nebendarsteller | Jack Palance | nominiert | ||
Beste Kamera (Farbe) | Loyal Griggs | Sieg | ||
BAFTA | 1954 | Bester Film | nominiert | |
Bester ausländischer Darsteller | Van Heflin | nominiert |
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