Als Thomas Hutter (Nicholas Hoult) von seinem Chef Knock (Simon McBurney) ins ferne Transsilvanien geschickt wird, um einen Auftrag zu erfüllen, denkt er sich nichts dabei. Es geht um den Kauf eines Hauses, was soll da schon schiefgehen? Doch schon auf dem Weg zum Schloss macht er eigenartige Erfahrungen mit der lokalen Bevölkerung, die sich vor etwas zu fürchten scheint. Davon lässt er sich aber nicht abschrecken, die Pflicht ruft schließlich. Doch als Thomas den neuen Klienten Grafen Orlok (Bill Skarsgård) kennenlernt, merkt er, dass da wirklich etwas nicht mit rechten Dingen vor sich geht. Der alte unheimliche Mann hegt ein düsteres Geheimnis, das auch Ellen Hutter (Lily-Rose Depp) betrifft, die Frau von Thomas, die daheim sehnsüchtig auf ihn wartet und eine schreckliche Vorahnung hat …
Zurück zu den Wurzeln
Im Bereich des Horror-Genres gehört Robert Eggers ohne Zweifel zu den großen Entdeckungen der letzten zehn Jahre. Schon sein Debüt The Witch machte ihn bekannt, selbst wenn die Mischung aus historischem Familiendrama und Hexenhorror nicht bei allen gut ankam. Sein Inselalptraum Der Leuchtturm über zwei Seemänner, die in der Einsamkeit zunehmend verrückt werden, war sogar noch stärker. Sein dritter Streich The Northman war nicht minder sehenswert, auch wenn sich die Horrorelemente bei dem Wikingerabenteuer in Grenzen hielten. Umso größer war die Neugierde, wie sein Nosferatu – Der Untote ausfallen würde. Nicht nur, dass er hier zu seinen Wurzeln zurückkehrte. Er nahm sich sogar einen der ganz großen Klassiker zur Brust. Sich noch einmal an ein Remake von Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens zu wagen, dem großen Stummfilm von 1922, das muss man sich erst einmal trauen.
Das ist leider aber auch das einzige tatsächliche Beispiel für Mut. Eggers verzichtet darauf, viel an der Vorlage ändern zu wollen. Bei den Nebenfiguren wird ein wenig hinzugedichtet, was auch seinen Anteil daran hat, dass die Neuauflage 40 Minuten länger ist. Die grundsätzliche Geschichte ist aber noch immer die alte, ein Großteil der Handlung, Figuren und Orte ist gleich geblieben. Das muss einen nicht zwangsläufig stören, die Story funktioniert rund hundert Jahre nach dem ersten Film und mehr als 125 Jahre nach Bram Stokers Roman Dracula, die literarische Vorlage des Vampirschreckens, schließlich noch immer. Dennoch darf man sich zwischendurch vereinzelt wünschen, dass der Regisseur, der bei seinen vorangegangenen Werken viel Eigensinn demonstrierte, mehr von sich selbst in Nosferatu – Der Untote gesteckt hätte.
Atmosphärische Geduldsprobe
Wobei die Umsetzung natürlich stark ist. Besonders in Erinnerung bleiben dabei zwei Punkte. Das eine sind die farbarmen Bilder, die oftmals so wirken, als wären sie nicht von dieser Welt. Vor allem die Szenen rund um das Schluss sind irgendwo zwischen kunstvoll und künstlich: Zu Hause wäre man versucht, an den Stellen den Film anzuhalten, um die Standbilder weiter genießen zu können. Der zweite Pluspunkt von Nosferatu – Der Untote ist Bill Skarsgård. Nachdem der Schwede vor einigen Wochen bei The Crow schon einmal in dem Remake eines Kultfilms zu sehen war und dort noch völlig an der Aufgabe scheitert, ist seine Interpretation des Grafen tatsächlich furchteinflößend geworden. Das liegt aber auch daran, dass er kaum wiederzuerkennen ist. Nicht nur, dass die Maskenabteilung ihn in einen völlig anderen Menschen verwandelt haben. Auch stimmlich ist nichts beim Alten geblieben, es dürfte niemanden geben, der den Schauspieler da heraushört.
Atmosphärisch ist das alles ohne Zweifel, spannend nicht immer. Da sind großartige Momente dabei, in denen Eggers an Der Leuchtturm anknüpft und die Hölle auf Erden heraufbeschwört. Aber auch Passagen, in denen der Film Geduld fordert. Die große Liebe bei den Hutters etwa mag zentral für die Geschichte sein, interessant ist sie weniger. Daran kann auch Lily-Rose Depp nicht viel ändern, die sich hiermit für die nächsten Exorzismus-Filme bewirbt. Sehenswert ist das dann alles, wer zum Jahreswechsel gepflegten Schauer erleben möchte, findet hier ein monumentales Gemälde, das eine gleichermaßen bekannte wie fremde Welt aufzeigt. Ein eigener Klassiker, der in mehr als 100 Jahren noch studiert wird, ist Nosferatu – Der Untote eher nicht geworden.
OT: „Nosferatu“
Land: USA
Jahr: 2024
Regie: Robert Eggers
Drehbuch: Robert Eggers
Musik: Robin Carolan
Kamera: Jarin Blaschke
Besetzung: Bill Skarsgård, Nicholas Hoult, Lily-Rose Depp, Aaron Taylor-Johnson, Emma Corrin, Willem Dafoe, Simon McBurney
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