Seit einer Weile schon ist Dorothy Gale (Fairuza Balk) aus Oz zurückkehrt, doch immer wieder schwirren ihre Gedanken um dieses wundersame Land, in dem sie so viele Freunde gefunden hatte. Tante Em (Piper Laurie) und Onkel Henry (Matt Clark), bei denen sie noch immer lebt, wollen davon aber nichts hören. Sie finden es eher unheimlich, was das Mädchen da von sich gibt. In der Hoffnung, dieses von ihrem Wahn zu heilen, bringen die Dorothy in ein Sanatorium. Noch bevor sie dort einer Elektrotherapie unterzogen wird, wird sie von einem rätselhaften Mädchen (Emma Ridley) gerettet. Dabei stürzen sie in einen reißenden Fluss, in dem die Fremde verlorengeht. Als Dorothy wieder zu sich kommt, findet sie sich auf einmal in Oz wieder. Doch von dem Land, das sie so sehr liebt, ist nicht viel geblieben. Alles ist zerstört, liegt in Trümmern, die Leute wurden in Stein verwandelt. Aber wie kann das sein? Und wie lassen sie sich retten?
Die Ruinen eines Traums
Eigentlich ist es ja ein ungeschriebenes Gesetz in Hollywood, dass ein erfolgreicher Film eine Fortsetzung erhält. Umso erstaunlicher war, dass Der Zauberer von Oz keinen Nachfolger erhielt. Natürlich lag das auch an den Umständen. Zum einen stellte sich der enorme Erfolg erst im Laufe der Zeit ein, bei der Premiere 1939 waren die Einspielergebnisse noch nicht so traumhaft. Dass die Welt anschließend im Krieg war, dürfte ebenfalls seinen Beitrag daran haben. Dennoch hätte es sich angeboten, später weitere Filme zu drehen, zumal die zugrundeliegende Romanreihe von L. Frank Baum ein gutes Dutzend Bücher umfasst. An Stoff mangelte es also nicht. Abgesehen von dem Animationsfilm Rückkehr nach Oz von 1972 war da aber nichts. Erst 1985, ein knappes halbes Jahrhundert später, gab es mit Oz – Eine fantastische Welt einen neuen Realfilm, der an die Ereignisse anschloss.
Und doch ist der zweite Teil kaum mit dem ersten zu vergleichen. Das liegt nicht nur daran, dass aus naheliegenden Gründen niemand vom Klassiker wieder hier mitmischte. Die beiden Werke sind auch kaum miteinander zu vergleichen, obwohl sie jeweils Baums Geschichten adaptieren und Fantasyabenteuer sind. Der erste offensichtliche Unterschied: Bei Oz – Eine fantastische Welt wird nicht gesungen. Wo der Klassiker ohne die Lieder kaum vorstellbar ist, muss der Film hier allein durch die Handlung getragen werden. Und auch optisch liegen Welten dazwischen. Aus dem berauschenden, farbenfrohen Wunderland wurde eine trostlose Ruine, die nur selten daran erinnert, dass hier fröhlich durch die Gegend getanzt wurde. Selbst der prachtvolle Palast ist ein trauriger Ort geworden, auch weil alle Menschen und sonstigen Wesen zu steinernen Statuen wurden.
Ein Alptraum mit Kultstatus
Es ist aber nicht allein das Setting, welches Oz – Eine fantastische Welt sehr viel düsterer werden lässt. Die Geschichte ist deutlich abgründiger. Vor allem die Figuren werden für so manchen Alptraum bei den Zuschauern und Zuschauerinnen gesorgt haben. Schon das Auftauchen der sogenannten Rollerer, bizarre menschenartige Kreaturen, die Rollen statt Händen und Füßen haben, sorgt für Angst. Auch andere Figuren, allen voran die Köpfe sammelnde Hexe Mombi, sind so schauerhaft, dass der Film zuweilen einem Horrorwerk näher ist als einer herkömmlichen Familienunterhaltung. Das ist umso erstaunlicher, da ausgerechnet Disney für die Fortsetzung verantwortlich ist, von denen man das nun wirklich nicht erwartet hätte.
Seinerzeit kam das gar nicht gut an, die Fortsetzung floppte, erhielt durchwachsene Kritiken. Später gewann sie aber an Ansehen, genießt inzwischen einen gewissen Kultstatus – vergleichbar zu den seinerzeit ähnlich unterschätzen Der dunkle Kristall (1982) und Die Reise ins Labyrinth (1986). Das gestiegene Renommee liegt sicher auch daran, dass man sich hier stärker an Baums Vision orientierte. Wo viele Adaptionen knallbunte, freundliche Werke wurden, hatte der Autor in seinen Romanen deutlich mehr zu sagen und zu erzählen. Oz – Eine fantastische Welt mag als Kinderfilm fragwürdig sein, ist für sich genommen aber ein sehenswertes, oft surreales Abenteuer, das bald vier Jahrzehnte später immer noch sehr viel fürs Auge zu bieten hat. Kreaturen wie der Roboter Tik Tok, das groteske fliegende Sofa oder auch Jack Kürbisköpfchen, der The Nightmare Before Christmas beeinflusst hat, sind wunderbare, sonderbare Figuren, die man im Anschluss sobald nicht wieder vergisst.
OT: „Return to Oz“
Land: USA, UK
Jahr: 1985
Regie: Walter Murch
Drehbuch: Walter Murch
Vorlage: Lyman Frank Baum
Musik: David Shire
Kamera: David Watkin
Besetzung: Fairuza Balk, Nicol Williamson, Jean Marsh
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 1986 | Beste Spezialeffekte | Will Vinton, Ian Wingrove, Zoran Perisic, Michael Lloyd | nominiert |
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)