Für Meisterdiebin Laura (Luisa Binger) ist kein Einsatz zu schwierig, sie kann so ziemlich alles stehlen, wenn die Belohnung stimmt. Doch damit soll nun Schluss ein, gemeinsam mit ihrem untergetauchten Onkel Dirk (Raik Singer) will sie noch einen letzten Coup durchziehen. Dabei hat sie es auf eine Liste mit den wahren Identitäten hunderter V-Leute und Informanten abgesehen, die an Silvester in einem Luxushotel übergeben werden soll. Doch sie ist nicht die einzige, die hinter dem brisanten Dokument her ist. Auch der brutale Serienmörder Laschla (Oliver Möller) will an diese herankommen. Und dann wäre da noch das Polizeiduo Maxine (Christina Lopes) und Joggl (Harald Hauber), das dringend einen Erfolg gebrauchen kann und von der Sache Wind bekommen hat …
Ein Hotel voller Verbrechen
Dass das mit der Förderung von Filmen hierzulande so eine Sache ist, das ist kein Geheimnis. Belohnt werden meistens Geschichten, die ein möglichst großes Publikum ansprechen sollen, wodurch alles, das etwas gewagter und ungewöhnlicher ist, einen schweren Stand hat. Gerade bei Genrefilmen tut man sich hierzulande schwer. Wenn mit Raub ihren Atem aber ein Krimithriller ohne Förderung auskommen muss, wird man hellhörig. Schließlich ist das der eine Bereich, der quasi ein Selbstläufer ist, wie die unzähligen Produktionen fürs Fernsehen beweisen. Wenn dann noch eine lokale Komponente hinzukommt – in dem Film wird regelmäßig auf Schwäbisch und Sächsisch gesprochen –, sollte das ebenfalls manche Türen öffnen. Lokal verortete Krimis sind durchaus gefragt.
Tatsächlich wird im Marketing auch auf die beliebte Eberhofer-Reihe verwiesen, die 2013 mit Dampfnudelblues begonnen hat und seither für pralle Kinokassen sorgt. Wirklich vergleichbar sind die Filme aber nicht. Schon die Kombination aus den beiden Dialekten verhindert eine geografische Identifikation. Das Luxushotel, in dem sich ein Großteil des Geschehens abspielt, sowie das Ausland, in dem der Onkel sich versteckt hat, sind ebenfalls nicht dazu geeignet, für Provinzatmosphäre zu sorgen. Außerdem nimmt Raub ihren Atem das mit dem Verbrechen deutlich ernster. Während bei den obigen Filmen im weiteren Verlauf Klamauk und Dorfporträt im Vordergrund standen, die Aufklärung einer kriminellen Tat zur Nebensache degradiert wurde, geht es hier fast ausschließlich um solche. Der Diebstahl der Liste ist dabei die wichtigste. Es geht aber auch um eine brutale Vorgeschichte bei Laura sowie den Serienmörder, der parallel seinem Sadismus nachgeht.
Bemerkenswert, aber misslungen
Mit der eigentlichen Geschichte hat das alles nichts zu tun. Und das gilt auch für die mehrminütige Sequenz, in der Laura und Maxine ausgiebig das Hotelbett ausprobieren. Schon vorher hat Raub ihren Atem voyeuristische Tendenzen bei einer völlig überflüssigen Duschszene. Beim Sex wird dann gar nicht mehr erst so getan, als würde man etwas erzählen wollen. Sicher, ein bisschen wird noch versucht, die aufblühende Romanze zur Charakterisierung zu verwenden. Davon sollte man aber nichts erwarten, keine der Figuren ist wirklich interessant geworden, da sie zwischen Klischee und Karikatur schwanken. Das ist dann auch ein generelles Problem, wenn man an vielen Stellen nicht ganz sicher ist, ob das jetzt komisch gemeint ist oder nicht. Verstärkt wird das durch die offensichtliche Nachsynchronisation, durch die man immer den Eindruck hat, dass das alles nicht Teil der Wirklichkeit ist.
Es gibt aber auch positive Aspekte, die man bei dem deutschen Beitrag hervorheben kann. Da sind zum einen immer wieder stimmungsvolle Aufnahmen, Kameramann Roman Woerlein hat da dem Publikum schon recht stylische Bilder beschert, wenn wir etwa zum Onkel im Exil wechseln. Außerdem hat Regisseur und Drehbuchautor Andreas Kröneck hier eine vogelwilde Mischung vorgelegt, wie man sie sonst in Deutschland kaum zu sehen bekommt, irgendwo zwischen Hochglanz, Provinz und Trash. Das kann man schon bewundern, wenn jemand sein Ding so durchzieht, selbst wenn nicht klar ist, was dieses Ding denn sein soll. Mögen muss man Raub ihren Atem aber deswegen nicht unbedingt, dafür gibt es zu viele Szenen, bei denen man sich entweder langweilt oder mit den Augen rollt.
OT: „Raub ihren Atem“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Andreas Kröneck
Drehbuch: Andreas Kröneck
Musik: Antonio Fernandes Lopes
Kamera: Roman Woerlein
Besetzung: Luisa Binger, Christina Lopes, Harald Hauber, Oliver Möller, Raik Singer, Florian Wünsche
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