Bislang führte Ronja (Kerstin Linden) ein recht behütetes Leben. Dafür sorgte ihr Vater Mattis (Christopher Wagelin), der mit seiner Frau Lovis (Krista Kosonen) und seiner Räuberbande in einer uneinnehmbaren Festung lebt. Von dort startet er immer wieder seine Raubzüge und überfällt nichtsahnende Menschen, auf seine Tochter achtet er aber wie auf seinen Augapfel. Dabei kann er jedoch nicht verhindern, dass das Mädchen einen wachsenden Freiheitsdrang entwickelt. Immer wieder schleicht sie sich davon und erkundet auf eigene Faust die Umgebung. Bei einem ihrer Streifzüge läuft sie Birk (Jack Bergenholtz Henriksson) über den Weg. Der ist zwar Sohn von Borka (Sverrir Gudnason), der eine verfeindete Räuberbande anführt. Dennoch finden sich die beiden sympathisch und beginnen, immer mehr Zeit miteinander zu verbringen. Gleichzeitig wächst in der Gegend der Widerstand gegen die Räuber …
Neuadaption des Klassikers
Im Laufe ihrer mehrere Jahrzehnte umfassenden Karriere hat die schwedische Schriftstellerin Astrid Lindgren die unterschiedlichsten Bücher verfasst und wurde damit zu einer der erfolgreichsten Kinder- und Jugendautorinnen Europas. Viele bekannte Figuren haben wir ihr zu verdanken, darunter Pippi Langstrumpf und Michel aus Lönneberga. Und eben auch Ronja Räubertochter. 1981 veröffentlicht, wurde das Buch über ein Mädchen und dessen Abenteuer bereits mehrere Male adaptiert. Da gab es den schwedisch-norwegischen Film von 1984, der gelegentlich auch als Serie ausgestrahlt wurde. 2014 folgte eine Animeserie, die einzige aus dem Haus Studio Ghibli. Nun folgt eine weitere Version, dieses Mal als Live-Action-Serie, die versucht, den Klassiker für ein heutiges Publikum aufzubereiten.
Dabei verzichtete man darauf, die Vorlage irgendwie modernisieren zu wollen. Da gibt es keine witzigen neuen Sidekicks, auf Humor wird allgemein verzichtet, keine Musical-Nummern. Stattdessen versuchte man sich an einem recht ernsten Fantasyabenteuer, das bewusst klassisch gehalten ist. Und auch düster. Obwohl Lindgren als Kinderbuchautorin bekannt ist, sollte das Publikum hier nicht zu jung sein. Brutal wird es natürlich nicht, so weit geht man dann doch nicht. Dennoch: Szenen, wenn die Figuren in Ronja Räubertochter gefährlichen Fabelwesen begegnen, werden für sie zu intensiv sein. Besonders die Wilddruden, an Harpyien erinnernde Vogelwesen, sorgen für Spannung. Die Serie wird von der ARD nicht ohne Grund erst ab zehn empfohlen.
Atmosphärisch-bodenständig
Die Spezialeffekte, wenn es um diese Fantasyaspekte geht, sehen ganz ordentlich aus. Insgesamt lebt die Optik aber mehr von den Schauplätzen. Diese machen auch mächtig etwas her. Wenn wir an der Seite von Ronja durch die Wälder streifen, die raue Natur sehen, dann wird der Inhalt beinahe zur Nebensache. Aber auch die menschlichen Behausungen und die allgemeine Ausstattung tragen zur Atmosphäre bei. Ronja Räubertochter mag kein Spektakel sein, wie es andere pseudomittelalterliche Abenteuer aus den US-Studios sind. Die schwedische Serie erlaubt es einem aber, in die Vergangenheit zu reisen, die über weite Strecken bodenständig ist, nur am Rande die uns bekannte Welt der Menschen verlässt und Kreaturen präsentiert, die sich an der nordischen Mythologie orientieren.
Bei den menschlichen Figuren sticht natürlich die Titelheldin hervor. Schon in den 1940ern hatte Lindgren mit Pippi Langstrumpf eine unabhängige, selbstbewusste Protagonistin erschaffen, die ihren eigenen Weg durch die Welt sucht und sich dabei auch schon mal mit den Erwachsenen und deren Regeln anlegt. Bei ihrer Nachfahrin ist das nicht anders, auch wenn es bei Ronja Räubertochter geerdeter zugeht. Newcomerin Kerstin Linden, die sich in einem langwierigen Casting gegen Tausende Mitbewerberinnen durchsetzte, erledigt dabei ihre Aufgabe ordentlich. Wirklich prägnant ist ihre Darstellung aber nicht, so wie das allgemein wenig bekannte Ensemble nicht übermäßig hervorsticht. Aber auch wenn vielleicht noch mehr drin gewesen, die Serie ist eine gute Adaption des Klassikers.
OT: „Ronja Rövardotter“
Land: Schweden
Jahr: 2024
Regie: Lisa James Larsson
Drehbuch: Hans Rosenfeldt
Vorlage: Astrid Lindgren
Musik: Johan Söderqvist
Kamera: Frida Wendel
Besetzung: Kerstin Linden, Christopher Wagelin, Krista Kosonen, Johan Ulveson, Sverrir Gudnason, Maria Nohra, Jack Bergenholtz Henriksson
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