
Flora Tackle (Pina Kühr) liebt ihren Sohn Luke (Leonard Artur Conrads) über alles, er ist ihr Leben. Das heißt aber nicht, dass er sie nicht zwischendurch auch zur Weißglut treiben kann. Er ist eigensinnig, oft aufgekratzt und unausgeglichen, was gerade in der Schule für Ärger sorgt. ADHS, so lautet die Diagnose. Um wieder etwas Ruhe hineinzubringen, beschließt Flora, den Sommer über zu ihrer Mutter Liz (Heike Trinker) in Cornwall zu fahren. Richtig gut verstehen sie sich aber nicht, weshalb es bald zu ersten Reibereien kommt. Auch andere in dem Dorf haben ihren Anteil daran, dass das mit der Entspannung nicht wirklich funktioniert. So betritt Luke ungefragt Privatbesitz, weshalb es zu Auseinandersetzungen mit Sir Henry Bolton (Günther Maria Halmer) kommt. Und dann wäre da noch dessen Sohn Eric (Ian Thomas McMillan), mit dem Flora als Jugendliche zusammen war. Er ist auch der Vater von Luke, ohne davon zu wissen …
Wiederholung von Klischees
Für Fans war es natürlich enttäuschend, als das ZDF ankündigte, in Zukunft weniger Filme rund basierend auf den Werken von Rosamunde Pilcher zu drehen. Theoretisch macht sich das auch im Angebot des Senders bemerkbar, da die Zahl neuer Titel gesunken ist. Gerade mal zwei waren es dieses Jahr. Bei Frühstück bei Tessa ging es unter anderem um ein vererbtes Bed and Breakfast, großen Betrug und schriftstellerische Ambitionen. Beim humorvollen Verliebt in einen Butler lernen wir zerstrittene Schwestern kennen und einen Butler, der als Undercover-Agent alles geradebiegen soll. Neben den Neuzugängen werden im sonntäglichen Herzkino aber auch immer wieder ältere Teile ausgestrahlt, schließlich hat man inzwischen mehr als 170 gedreht. Und so wird dann für die Weihnachtszeit noch einmal Stadt, Land, Kuss ausgepackt.
Warum es jetzt ausgerechnet dieser Film sein musste, wird nicht klar. Mit der Jahreszeit hat er nichts zu tun. Es ist auch nicht so, als wäre er in irgendeiner Form wert, hervorgehoben zu werden. Vielmehr ist die Adaption der Kurzgeschichte A Perfect Day eine Ansammlung von Klischees, wie man sie in dieser Reihe andauernd findet. Da ist beispielsweise das Motiv, dass die Protagonistin zu Beginn der Geschichte in die alte Heimat zurückkehrt und sich dort mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen muss. Auch dass Flora am Anfang von Rosamunde Pilcher: Stadt, Land, Kuss mit einem anderen Mann zusammen ist, genauer Bernard (Giles Cooper), ist eine Standardsituation. Es kommt immer wieder vor, dass die Heldin bei diesen Herzkino-Romanzen zunächst mit der falschen Person liiert ist und ihren Irrtum erkennen muss.
Hübsche, lustlose Langweile
Und weil das alles nicht schon langweilig genug ist, wird dann wieder mit lang zurückliegenden Geheimnissen gearbeitet. Mal wieder geht es um ein Kind. Immerhin, bei Rosamunde Pilcher: Stadt, Land, Kuss wusste der Mann schon, dass er Vater ist, das weiß er seit damals. Seither gab es aber keinen Kontakt. Die Verwandtschaft war sich ebenfalls im Unklaren. Vor allem weiß der Sohn von nichts. Das muss sich natürlich ändern, auch in der Hinsicht hält sich das Drama streng an den abgeklärten Fahrplan. Tatsächlich geschieht in den ganzen anderthalb Stunden nichts, was auch nur ansatzweise überraschend ist oder ein Zeichen dafür, dass jemand sich eigene Gedanken gemacht hat. Mehr als lustlose Fließbandarbeit ist das nicht.
Die ist natürlich wieder mal hübsch anzusehen, wenn wir uns in einer idyllischen Landschaft bewegen, wie man sie von Postkarten kennt. Außerdem laufen in dieser Welt nur attraktive Menschen herum. Wer braucht schon die Realität, wenn man sich eine Fantasie zusammenbasteln kann? Darüber muss man sich nicht zwangsläufig ärgern, es schalten schließlich immer Millionen ein, um hier abschalten zu können bei künstlichen Dramen, die zudem mit dem Holzhammer inszeniert werden. Wer sonst Spaß an diesen Geschichten hat, wird diesen auch mit Rosamunde Pilcher: Stadt, Land, Kuss haben. Der Rest kann sich den Film aber sparen, der die ganzen Klischees bestätigt, die von dieser Reihe bekannt sind.
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