Claire (Millie Brady) braucht dringend Geld und nimmt deswegen als Versuchsperson an der Studie eines Pharmaunternehmens teil. Die Probanden sollen ein neues Arzneimittel testen, wobei die Dosierung mit jedem Tag erhöht wird, wie ihnen gleich am Tag ihrer Ankunft gesagt wird. Ihre Unterkunft dürfen sie natürlich nicht verlassen, es sei denn, sie wollen auf das Honorar verzichten. Schon am zweiten Tag zeigen sich jedoch bereits einige ernste Nebenwirkungen, von denen auch die durchführende Ärztin Dr. Burke (Polyanna McIntosh) überrascht ist, denn weder Claire noch die anderen Versuchsteilnehmer können mehr schlafen. Anstatt auf die Warnungen der Ärztin einzugehen, drängen sie ihre Vorgesetzten zu immer höheren Dosierungen des Medikaments. Als dann aber die Anlage auf einmal in einem 24-stündigen Lockdown ist, müssen sich Claire und ihre Mitstreiter selber helfen, wobei ihnen schnell klar wird, dass nicht nur die Zeit ihr Gegner ist, sondern auch ihre Müdigkeit, denn zu schlafen kann für sie nun den Tod bedeuten.
Nicht einschlafen
Horror hat nicht nur etwas mit unheimlichen Kreaturen zu tun, sondern hängt vor allem vom Setting und dessen Inszenierung ab, wie der irische Regisseur Ian Hunt-Duffy in Interviews zu seinem ersten Spielfilm Schlaf! Nicht! Ein! erklärt. So wundert es nicht, dass Filme wie John Carpenters Das Ding aus einer anderen Welt oder Jeremy Saulniers Green Room zu einem Lieblingsfilmen zählen, weil gerade in diesem der Handlungsort zur Atmosphäre der Handlung enorm beiträgt. Schlaf! Nicht! Ein! spielt daher vornehmlich in den immer bedrohlicher wirkenden Räumlichkeiten der Testeinrichtung, in der sich die Figuren befinden und lebt folglich von dem Zusammenspiel des Ensembles. Das Konzept ist nicht neu, funktioniert aber, kann aber nicht vollends darüber hinwegtäuschen, dass in Schlaf! Nicht! Ein! eine Geschichte erzählt wird, die von Klischees strotzt und deren Verlauf man als Zuschauer schnell durchschaut hat.
Hunt-Duffy und Drehbuchautor Darach McGarrigle ist eine Vorliebe für Konzepthorror gemein. Darunter verstehen sie beispielsweise Werke wie Ring, die mit dem Slogan „Schau dir nicht das Videotape“ beworben wurden, was vielleicht auch den ziemlich einfallslosen deutschen Titel erklären mag. Die gerade einmal 90 Minuten Laufzeit von Hunt-Duffys Film deutet schon darauf hin, dass man es mit einem Horrorthriller zu tun hat, der sich nicht lange mit irgendwelchen Expositionen aufhält und gleich zur Sache kommt. Über die Figuren an sich erfährt man ohnehin im Laufe der Handlung noch viel mehr, sofern man darauf überhaupt Wert legt, denn sonderlich spannend oder einfallsreich fällt die Figurengestaltung nicht aus.
Überhaupt ist von der ersten Minute an klar, dass es mit der Studie nichts Gutes auf sich hat und die Verantwortlichen alles andere als das Wohl der Testpersonen im Sinn haben. Eine interessante Idee ist hingegen, dass besagtes Medikament gegen Müdigkeit helfen soll, woran naturgemäß vor allem die Herrschaften in den Chefetagen interessiert sind. Abgesehen von der erzählerischen Ebene hätte man dies auch visuell konsequenter umsetzen können, um so eine Verschiebung der Perspektiven anzudeuten, wie es beispielsweise Oliver Hirschbiegels Das Experiment anstrebt.
Tödliche Nebenwirkungen
Der Fokus von Schlaf! Nicht! Ein! liegt daher auf dem von Millie Brady angeführten Ensemble. Durch die Veränderung der Umgebung durch Lichteffekte und entsprechende Kameraperspektiven wird die zunehmende Enge, Paranoia und Angst der Figuren zusätzlich verdeutlicht, was gerade im letzten Drittel durchaus ansprechend umgesetzt wurde. Millie Brady als Claire ist eine von vielen Testpersonen, die auf das Geld angewiesen ist und zumindest zeitweise ihren Körper an ein Unternehmen verkauft, ebenso wie ihre Gesundheit.
Die unterschiedlichen Biografien der Figuren werden einerseits angedeutet, andererseits je nach Handlungsabschnitt in den Fokus gerückt. So muss natürlich jemand dabei sein, der eine engere Verbindung zum Konzern hat, ebenso wie ein paar (natürlich männliche) Charaktere, die nur auf Eigengewinn aus sind sowie einen Hang zur toxischen Maskulinität haben. Das Bild komplett machen die Eigenbrötler und Stummen, die für eine Szene auf das Ausmaß ihrer emotionalen Verweisung oder ihres Unglücks hinweisen. Gegen Ende hin „würzt“ Hunt-Duffy seinen Thriller noch mit ein paar Albtraum-Sequenzen, welche die Ängste und tiefen Wünsche der Figuren widerspiegeln und den Film zumindest visuell etwas auflockern.
OT: „Double Blind“
Land: Irland
Jahr: 2023
Regie: Ian Hunt-Duffy
Drehbuch: Darach McGarrigle
Musik: Die Hexen
Kamera: Narayan Van Maele
Besetzung: Millie Brady, Pollyanna McIntosh, Akshay Kumar
Amazon (DVD „Schlaf! Nicht! Ein!“)
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